Aus der Helfer- direkt in die Angriffsrolle

Bettiol ist der Stärkste am Ausreißertag des Giro d´Italia

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Bettiol ist der Stärkste am Ausreißertag des Giro d´Italia"
Alberto Bettiol (EF Education - Nippo) | Foto: Cor Vos

27.05.2021  |  (rsn) - Die 18. Etappe des Giro d’Italia stand ganz im Zeichen der Ausreißer. Nach 231 Kilometern konnte sich Alberto Bettiol (Education First – Nippo) durch seine pure Kraft gegen Simone Consonni (Cofidis) und Nicolas Roche (DSM) durchsetzen. Hinter Roche landete sein Teamkollege Nikias Arndt auf dem vierten Rang. Für die Klassementsfahrer war es ein entspannter Tag, Egan Bernal (Ineos Grenadiers) verteidigte sein Rosa Trikot ohne Schwierigkeiten.

Nach einem schwierigen Frühjahr zeigte Bettiol bei diesem Giro eine überragende Form, meist im Dienste seines Kapitäns Hugh Carthy. Nun konnte er diese Energie endlich für sich selbst einsetzen. "Das bedeutet mir viel, aber auch für mein Team und die Leute, die immer an mich geglaubt haben. Dieser Sieg ist für meinen ehemaligen Manager Mauro Battaglini, der wie ein zweiter Vater für mich war und im letzten Jahr verstarb. Ich bin sicher er sah mir aus dem Himmel zu. Und ich wollte ebenfalls an die Opfer des Seilbahnunglücks in Mottarone denken", erklärte der überglückliche Italiener im Ziel.

Er setzte sich auf dem längsten Tagesabschnitt dabei gegen 22 Konkurrenten durch, die ebenfalls den Sprung in die Spitzengruppe schafften. Sein größter Widersacher war Remi Cavagna (Deceuninck – Quickstep), der schon früh attackierte und bis sechs Kilometer vor dem Ziel das Rennen anführte. "Das Finale war sehr hektisch, weil viele Fahrer auf mich geschaut haben. Ich war sicher, dass ein starker Fahrer wie er versuchen würde das auszunutzen“, beschrieb der Gewinner der Flandern Rundfahrt von 2019 die Situation in der Spitzengruppe.

Auf dem letzten Hügel holte der Toskaner seinen französischen Kontrahenten ein und setzte die entscheidende Konterattacke. "Ich war kaputt, aber ich habe ihm mental einen Stich verstetzen wollen mit dem Angriff und das hat sich ausgezahlt", schilderte Bettiol sein psychologisches Kalkül im Finale.

Cavagna kurz vor dem Ziel gestellt

Der Deceuninck-Profi brach nach Bettiols Attacke ein und wurde am Ende nur Neunter. Trotzdem lieferte er eine gute Vorstellung, die ihn für das abschließende Zeitfahren am Sonntag hoffen lässt. "Ich habe es versucht, es war vielleicht ein wenig zu weit weg. Es ist schade, weil man solche Chancen nicht alle Tage bekommt. Aber ich bin eine gute Etappe gefahren. Es war nicht einfach gegen Mannschaften anztreten, die mit drei Fahrern in der Überzahl waren", meinte der Franzose.

Hinter Bettiol kämpfte der Ire Roche für lange Zeit um den Anschluss. Er wurde aber auf den letzten Metern noch von Consonni überholt. "Die letzten 30 Kilometer waren sehr chaotisch. Die Anstiege waren hart, aber ich habe sie überstanden. Ich bin mein Tempo gefahren. Auf den letzten Kilometern habe ich Roche gesehen und attackiert. Aber Bettiol war einfach unglaublich", gab der Tageszweite zu.

Bernal verteidigte die Gesamtführung vor Damiano Caruso (Bahrain – Victorious) und Simon Yates (Bike Exchange). Der Kolumbianer führt auch weiterhin die Nachwuchswertung an. Das Bergtrikot blieb bei Geoffrey Bouchard. Durch den Ausreißererfolg verpassten die Konkurrenten von Peter Sagan (Bora – Hansgrohe) die wohl letzte Chance, dem Slowaken das Maglia Ciclamino noch abzunehmen.

So lief die Etappe:

Es dauerte knapp 40 Kilometer, bis sich eine 23 Fahrer starke Spitzengruppe aus dem Feld lösen konnte. Neben Bettiol, Consonni, Roche, Cavagna und Arndt waren unter anderem auch Nico Denz (DSM), Simon Pellaud (Androni Giocattoli – Sidermec), Gianni Vermeersch (Alpecin - Fenix), Samuele Battistella und Gorka Izagirre (beide Astana – Premier Tech), Filippo Zana (Bardiani – CSF – Fainzanè), Patrick Bevin (Israel Start-Up Nation), Stefano Oldani (Lotto - Soudal), Jacopo Mosca (Trek – Segafredo) Dario Cataldo (Movistar) sowie Maximilian Richeze und Diego Ulissi (beide UAE Team Emirates) vorne vertreten.

Das Feld ließ die Spitzenreiter gewähren und handelte sich unter der Führung von Ineos Grenadiers bis zum Ziel einen Rückstand von 23:30 Minuten ein. Die erste Sprintwertung wurde von Vermeersch gewonnen. Knapp 30 Kilometer vor dem Ziel eröffneten Zana und Battistella das auf hügeligen Terrain ausgetragene Finale mit einer Attacke, die jedoch kurz darauf von Denz neutralisiert wurde. Anschließend setzten sich Oldani, Bevin, Bettiol, Roche, Izagirre und Mosca ab. Die Lücke wurde jedoch von Richeze und Cataldo geschlossen.

Nach dem Zusammenschluss nutzte Cavagna einen ruhigen Moment, um knapp 25 Kilometer vor dem Ziel seine Attacke zu starten. Schnell baute der Franzose seinen Vorsprung auf bis zu 30 Sekunden aus und sicherte sich die Bergwertung. Dabei profitierte er auch von der Uneinigkeit der Verfolger. Am vorletzten Anstieg des Tages, 14 Kilometer vor dem Ziel, setzte sich Bettiol aus der Verfolgergruppe ab und machte sich auf die Verfolgung von Cavagna. Roche versuchte ihm zu folgen, konnte aber erst in der folgenden Abfahrt aufschließen.

Cavagna sicherte sich auch die drei Bonussekunden am zweiten Zwischensprint des Tages. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bettiol seinen Rückstand schon auf 15 Sekunden reduziert. An der zwei Kilometer langen letzten Welle stellte Bettiol erst Roche ab und fuhr dann zu Cavagna vor. Kurz vor dem Gipfel, sechs Kilometer vor dem Ziel, schüttelte Bettiol mit einer letzten Anstrengung auch Cavagna ab, der daraufhin komplett einbrach.

Bettiol fuhr die letzten Kilometer einem ungefährdeten Solo-Sieg entgegen. Dahinter wehrte sich Roche gegen eine kleine Verfolgergruppe um Arndt, wurde aber auf dem letzten Kilometer noch von dem heraneilenden Consonni gestellt. Arndt gewann hinter Roche der Sprint der Verfolgergruppe. Das Feld mit allen Favoriten rollte später geschlossen ins Ziel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.06.2021Buchmann startet bei der Tour von allen Fesseln befreit

(rsn) - Ursprünglich war Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) nicht für die diesjährige Tour de France vorgesehen. Doch nach seinem schweren Sturz und dem dadurch erzwungenen Ausscheiden beim Giro

31.05.2021Almeida: Sechster statt Vierter, aber trotzdem besser als 2020

(rsn) - Die Platzziffer am Ende des 104. Giro d'Italia war schlechter, als bei der 103. Auflage des Rennens, doch die Leistung von Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) durfte man in den vergangene

31.05.2021Rosa nimmt Bernal endlich die große Last von Gelb

(rsn) – Der Sonntagnachmittag in Mailand war emotional für Egan Bernal. Am Ende des 30 Kilometer langen Abschlusszeitfahrens richtete er sich auf, breitete die Arme aus und rollte erleichtert über

31.05.2021White: Yates´ Tour-Teilnahme ist “höchst wahrscheinlich“

(rsn) – Schlecht war das Ergebnis von Simon Yates (BikeExchange) beim 104. Giro d´Italia nicht: Rang drei in der Gesamtwertung, er stand auf dem Podest. Und doch war es nicht das, wofür er vor dre

31.05.2021Walscheid: “Bin super zufrieden mit den drei Wochen“

(rsn) – Mit gleich drei Etappensiegen durch Mauro Schmid, Giacomo Nizzolo und Victor Campenaerts war Qhubeka Assos eine der Überraschungsmannschaften beim Giro d`Italia. Nur Ineos Grenadiers hatte

30.05.2021Sturz kostet Cavagna möglichen Sieg in Mailand

(rsn) - Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step) hätte das Abschlusszeitfahren des 104. Giro d'Italia in Mailand gewinnen können. Zumindest wäre es äußerst knapp zwischen ihm und dem vorher per De

30.05.2021Video: Bernals letzte Meter auf dem Weg zum Giro-Sieg

(rsn) - Mit dem Tagessieg vor dem Mailänder Dom hatte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) erwartungsgemäß nichts mehr zu tun. Doch der Kolumbianer hat im Abschlusszeitfahren des 104. Giro d´Italia das

30.05.2021Ganna gewinnt Zeitfahren trotz Platten vor gestürztem Cavagna

(rsn) - Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das abschließende Zeitfahren des Giro d’Italia in Mailand für sich entschieden. Der Italiener gewann nach 30,3 Kilometern vor Rémi Cavagna (Deceuninck

30.05.2021Bernal feiert Gesamtsieg, Ganna gewinnt Abschlusszeitfahren

(rsn) - Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hat sich am Schlusstag des 104. Giro d`Italia sein Rosa Trikot nicht mehr abnehmen lassen und sich zum ersten Mal in seiner Karriere den Gesamtsieg der Italien-

30.05.2021Die Renneinsätze der deutschsprachigen Fahrer

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist trotz der Corona-Pandemie in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der

30.05.2021Bernal: “Nur mein Name auf der Giro-Trophäe zählt“

(rsn) – Erstmals ging Egan Bernal (Ineos Grenadiers) als Leader in die Schlusswoche einer der drei großen Landesrundfahrten. Nach 20 der 21 Etappen des Giro d’Italia hat er mit 1:59 Minuten auf d

30.05.2021Caruso war für Bardet Hilfe und Problem zugleich

(rsn) – Falls im abschließenden Zeitfahren keine Sensation passiert, wird das deutsche Team DSM den 104. Giro d’Italia ohne Tageserfolg verlassen. Nach einer schwierigen ersten Woche präsentier

Weitere Radsportnachrichten

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Den Anfang machte

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

03.07.2025Nys: “Für einen Etappensieg muss ich mich selbst übertreffen“

(rsn) – Mit 29 Fahrern stellen die Belgier bei der am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France nach den heimischen Profis das zweigrößte Kontingent. Alle Augen sind dabei natürlich auf Do

03.07.2025Das Gepunktete Trikot der Tour de France

(rsn) – Seit 1933 ermittelt die Tour de France neben dem Gesamtsieger auch den Bergkönig. Seit 1975 gibt es das Gepunktete Trikot, offiziell maillot à pois rouges, das “Trikot mit roten Erbsenâ€

03.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Märkl bei Tour-Debüt Anfahrer für gleich zwei Sprinter

(rsn) – Für Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist der Radsport-Sommer 2025 ein ganz besonderer: Erst stand die von seinem Heimatverein RSC Linden - mit seinem Vater Andreas Märkl an der Spitze - o

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)