Vorschau auf das WM-Zeitfahren der Elite Männer

4 Top-Favoriten auf Gold, 3 heiße Kandidaten fehlen

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "4 Top-Favoriten auf Gold, 3 heiße Kandidaten fehlen"
Filippo Ganna verteidigt in Flandern sein Regenbogentrikot als Zeitfahr-Weltmeister. | Foto: Cor Vos

18.09.2021  |  (rsn) – Am Sonntag beginnt die Weltmeisterschaft in Flandern mit dem Zeitfahren der Elite. 43,3 wenig technische und vollkommen flache Kilometer vom Strand in Knokke-Heist bis ins malerische Brügge im Landesinneren. Mann gegen Mann. Jeder gegen den Wind und gegen die Zeit. 47 Fahrer werden sich dieser Herausforderung ab 14:30 Uhr stellen.

Erst zehn Tage ist das Zeitfahren der Europameisterschaft in Trento her. Die Kurse der beiden Events sind – von der in Belgien fast doppelt so großen Distanz abgesehen – gut miteinander zu vergleichen. Doch trotz des noch sehr frischen Gradmessers ist die Favoritenlage nicht eindeutig: Europameister Stefan Küng (Schweiz), WM-Titelverteidiger Filippo Ganna (Italien) und die beiden Belgier Wout Van Aert und Remco Evenepoel werden im Vorfeld als nahezu ebenbürtige Top-Favoriten bezeichnet.  

Küng wurde in Italien Europameister und ist trotz seines ersten großen Titels noch lange nicht satt für 2021: "Das WM-Zeitfahren ist eines meiner wichtigsten Ziele in diesem Jahr. Seit den Olympischen Spielen habe ich dieses Rennen im Kopf“, sagte der Eidgenosse. Auch sein Landsmann Stefan Bissegger, der Küng dieses Jahr in drei von sieben Duellen bei flachen Zeitfahren geschlagen hat und bei der EM als Vierter Edelmetall nur knapp verpasste, wird sicherlich im Medaillenkampf ein Wörtchen mitreden.

Die Lokalmatadoren enttäuschten bei der Europameisterschaft in Trento etwas. Filippo Ganna war als Topfavorit gestartet und gewann "nur" Silber. Sein Rückstand auf den Sieger betrug aber lediglich acht Sekunden. Edoardo Affini wurde mit 39 Sekunden Rückstand Sechster, er scheint nicht mehr über seine Giro-Form zu verfügen.

Vanthourenhout: "Ganna und Küng im Vorteil"

Für Remco Evenepoel (Belgien) reichte es in Trento zur Bronzemedaille. Mit 15 Sekunden war sein Rückstand auf Küng auch überschaubar. Statt wie bei der EM Rune Herregodts, stellt die Ausrichtermannschaft in Flandern nun aber neben Evenepoel auch Wout van Aert auf die Startrampe. Der dreifache Etappensieger der diesjährigen Tour de France bewies zeitgleich zu den europäischen Titelkämpfen bei der Tour of Britain, dass er in Topform ist. Mit vier Etappen- und dem Gesamtsieg im Gepäck reiste er zur Weltmeisterschaft. Dort ist er in beiden Rennen einer der großen Titelfavoriten. 

Bondscoach Sven Vanthourenhout dämpfte aber die Erwartungen: "Bei Olympia sollten wir auch ein oder zwei Medaillen gewinnen, aber letztendlich waren wir meilenweit davon entfernt. Auf diesem Kurs sind meiner Meinung nach Ganna und Küng ein wenig im Vorteil."

Die längere Distanz im Vergleich zu Trento dürfte beiden Belgiern liegen - vielleicht sogar besser als Ganna und Küng. Dass der Kurs aber keine Steigungen beinhaltet, kommt eher dem Italiener und dem Schweizer entgegen.  

Die Deutschen

Maximilian Walscheid hat sich in den letzten beiden Jahren im Kampf gegen die Uhr enorm entwickelt. Vor knapp zwei Wochen feierte er mit dem fünften Platz bei der EM seinen definitiven Durchbruch in dieser Disziplin. Diesen Durchbruch hat Tony Martin, der den EM-Platz von Miguel Heidemann übernimmt, bereits länger als eine Dekade hinter sich. Der 36-Jährige ist viermaliger Zeitfahrweltmeister. Sein letzter Titel datiert aus dem Jahr 2016. Auf dem tellerflachen Parcours in Doha nahm er Silbermedaillengewinner Vasil Kirienka (Weißrussland) damals 45 Sekunden ab. 

Ein solcher Coup ist heuer sicherlich nicht mehr zu erwarten, aber Martin scheint motiviert zu sein. Die Tour of Britain verließ er nach vier Etappen, obwohl sein Teamkollege Van Aert um den Gesamtsieg kämpfte, um sich zehn Tage vor Start der WM aufs Zeitfahren vorbereiten zu können. “Meine Form stimmt, die Vorbereitungen waren gut. An einem guten Tag fahre ich um die Medaillen mit“, gab sich Martin selbstbewusst.

Für Österreich wird der 24-jährige Felix Ritzinger ins Rennen gehen.

Die Außenseiter

Neben den deutschen Startern gibt es noch eine Handvoll Fahrer, die an einem guten Tag in den Kampf um die Medaillen eingreifen können. Das Deceuninck-Duo Kasper Asgreen (Dänemark) und Rémi Cavagna (Frankreich) mischt in Zeitfahren immer vorn mit. Tadej Pogacar (Slowenien) gewann das erste Zeitfahren der diesjährigen Tour de France. Das Profil kommt ihm aber nicht entgegen und der zwölfte Platz bei der EM lässt auch vermuten, dass er momentan nicht die besten Beine hat.

Der dreifache U23-Zeitfahrweltmeister Mikkel Bjerg (Dänemark) kommt bei den Profis immer besser ins Rollen - und im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitfahren dieses Jahres musste der 22-Jährige vor diesem WM-Rennen nicht mehrere Etappen im Wind fahren. Bei der EM hat ihm dieser Vorteil allerdings nicht geholfen, dort wurde er nur als 21. gewertet. Nicht bei der Europameisterschaft antreten durfte Brandon McNulty. Der US-Amerikaner könnte der ernstzunehmendste Herausforderer von außerhalb Europas werden.

Die Nichtstarter

Drei große Namen fehlen auf der Startliste: Olympiasieger Primoz Roglic (Slowenien) konzentriert sich auf das Straßenrennen am 26. September. Sein Jumbo – Visma-Teamkollege Tom Dumoulin (Niederlande) hatte einen Start geplant, der Zeitfahr-Weltmeister von 2017 wurde aber gut eine Woche vor den Titelkämpfen im Training von einem Auto angefahren. Er brach sich das Handgelenk und musste seinen Start bei der WM absagen. "Es ist enorm ärgerlich. Meine Saison ist vorbei. Das schmerzt, denn ich kam gerade wieder richtig gut in Form", so der Limburger. Mit Rohan Dennis (Australien) fehlt auch der Weltmeister der Jahre 2018 und 2019. Sein australischer Verband schickt am Sonntag gar keinen Zeitfahrer ins Rennen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2021Stuyven: “Sein Gefolge sollte Remco manchmal bremsen“

(rsn) – Im belgischen Team sind die Folgen der bitteren Niederlage bei der Heim-WM von Flandern offensichtlich noch immer nicht ausgestanden. Nachdem Remco Evenepoel einige Tage nach dem Straßenren

05.10.2021Van Aert mit Evenepoels TV-Auftritt unzufrieden

(rsn) – Nach wie vor sind die Wogen noch hoch im belgischen Team nach der bitteren Niederlage bei den Straßenradweltmeisterschaften der Elite, wo für die großen Favoriten am Ende nur Platz vier d

30.09.2021Evenepoel glaubt: Er hatte die nötigen Beine für den WM-Titel

(rsn) – Remco Evenepoel hat in der belgischen Radsport-Talkshow Extra Time Koers über das WM-Straßenrennen vom vergangenen Sonntag gesprochen und dabei erklärt, dass er sich selbst den Titelgewin

27.09.2021Van der Poel fehlte in Leuven noch etwas Form

(rsn) – Mathieu van der Poel ist am Sonntag im WM-Straßenrennen von Leuven Achter geworden. Doch der Niederländer, der erst kurzfristig überhaupt seinen Start zugesagt hatte, weil er im Sommer la

27.09.2021Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel

(rsn) – Während die belgischen Radsport-Fans und auch das Nationalteam am Sonntagabend enttäuscht konstatieren mussten, dass es weder mit dem Titel noch mit einer Medaille bei den Heim-Weltmeister

27.09.2021Asgreen rettete den Dänen das Rennen und Valgrens Podium

(rsn) – Im vorentscheidenden Moment der Weltmeisterschaften von Flandern war er nicht auf der Höhe – und doch durfte Michael Valgren in Leuven nach 268,3 Kilometern jubeln und auf dem Podium mit

27.09.2021Medaillenspiegel der WM 2021 in Flandern

(rsn) - Alle elf Wettbewerbe der Straßen-Weltmeisterschaften in Flandern sind absolviert. Zum Abschluss holte Julian Alaphilippe mit seinem Sieg im Rennen der Männer die ersehnte erste Goldmedaille

26.09.2021Alaphilippe: “Ich habe aufgehört zu denken und Vollgas gegeben“

(rsn) - Mehr als eine Million Fans standen am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Flandern am Straßenrand und hofften auf einen Heimsieg durch das starke belgische Team. Doch der Franzose Julian A

26.09.2021Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

(rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kil

26.09.2021Ausgerechnet im WM-Finale ließen “die Freunde“ Politt im Stich

(rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlo

26.09.2021Alaphilippe stürmt wie in Imola als Solist ins Regenbogentrikot

(rsn) - Julian Alaphilippe hat den favorisierten Belgiern zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und mit einem fabelhaften Auftritt wie schon

26.09.2021Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern auf überragende Art und Weise seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte s

Weitere Radsportnachrichten

18.03.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.03.2024Van der Poel verlängert langfristig bei Alpecin-Deceuninck

(rsn) – Er bleibt seinem Team und vor allem den Roodhooft-Brüdern treu: Mathieu van der Poel hat seinen ursprünglich noch bis 2025 laufenden Vertrag mit Alpecin – Deceuninck aufgelöst und durch

18.03.2024Schultz überrascht Pogacar mit Attacke am Teufelslappen

(rsn) – Der Auftakt der 103. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) wartete mit 2600 Höhenmetern auf, doch die Favoriten hielten sich auf dem welligen Terrain der 1. Etappe rund um Sant Feliu de Guíxols noc

18.03.2024SD Worx – Protime verzichtet auf Brügge-De Panne

(rsn) – Auf den Saisonstart in Australien inklusive der WorldTour-Rennen dort verzichtet SD Worx – Protime beinahe schon traditionell freiwillig. Doch nun hat die belgische Übermannschaft auch ih

18.03.2024Die Woche der KT-Teams: Borresch “big in Taiwan“

(rsn) – Hinter den deutschen Kontinental-Teams liegt eine Woche mit vielen UCI-Einsätzen und insgesamt fünf Top-Ten-Platzierungen. Für drei davon sorgte allein Julian Borresch (Rembe Pro Cycling

18.03.2024Visma - Lease a Bike bekommt Erlaubnis für Zeitfahrhelm

(rsn) – Das Team Visma – Lease a Bike scheint in der Debatte um seinen Zeitfahrhelm mit einem blauen Auge davonzukommen. Wie Sporza berichtet, hat die UCI, die das Helmdesign nochmal auf seine Ko

18.03.2024Ineos Grenadiers bejubelt 500. Sieg der Teamgeschichte

(rsn) – Etwas mehr als 14 Jahre hat es gedauert, doch nun ist es geschafft: Das Team Ineos Grenadiers, 2010 unter dem Namen Sky gestartet, hat am Wochenende den 500. Sieg in der Historie der Mannsch

18.03.2024Astana-Interesse an Vlasov? Bora will verlängern

(rsn) – Sein starker Auftritt bei Paris-Nizza (2.UWT) hat Aleksandr Vlasov in seinem letzten Vertragsjahr zum rechten Zeitpunkt wieder etwas weiter in den Fokus gerückt. Der Etappensieg an der Mado

18.03.2024Uhlig für Groves in Katalonien am Start

- Der gebürtige Regensburger Henri Uhlig ist kurzfristig ins Aufgebot der heute gestarteten Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gerückt. Eigentlich sollte Kaden Groves Alpecin - Deceuninck in Nordspanien

18.03.2024Nächster Kapitän verlängert bei Lotto - Dstny

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.03.2024Team Sportforum: Nach starker Saison Pech mit dem Sponsor

(rsn) - Die Saison 2023 verlief für das Sportforum p/b My Fitness Apotheke überaus erfolgreich. Das Team So dominierte man den Bundesliga-Auftakt an der Südlichen Weinstraßen und holte durch Feli

17.03.2024Packender Schlagabtausch zwischen Roglic und Evenepoel

(rsn) - Die Volta Ciclista a Catalunya (2,UWT) ist das erste spanische WorldTour-Rennen des Jahres. Die siebentägige Rundfahrt, die traditionell in der katalanischen Hauptstadt Barcelona zu Ende geh

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Settimana Internazionale Coppi (2.1, ITA)
  • GP Brda-Collio (1.2, SLO)