RSNplusBrennauer abzuschütteln war das erste Ziel

DM: Frühe Offensive als Schlüssel zum Medaillenschrank

Von Felix Mattis aus Winterberg

Foto zu dem Text "DM: Frühe Offensive als Schlüssel zum Medaillenschrank"
Liane Lippert (Team DSM, Mitte) gewann die Straßenmeisterschaften im Sauerland vor Ricarda Bauernfeind (Canyon - SRAM Generation, links) und Nadine Gill (Sopela, rechts). | Foto: Roth Foto

27.06.2022  |  (rsn) – Schon nach 59 der 122 Kilometer im Kampf ums Trikot der Deutschen Meisterin warfen die Bergfahrerinnen auf dem schweren Parcours im Sauerland der Konkurrenz den Fehdehandschuh vor die Füße. Die vorentscheidende Attacke von Liane Lippert (Team DSM) kam früh, doch genau das war nötig, damit die Bergfahrerinnen den Sieg unter sich ausmachen konnten.

Denn nur so konnte man sicherstellen, dass Ceratizit – WNT seine zahlenmäßige Überlegenheit – die Frauen in Blau-Rot waren zu fünft - nicht ähnlich gut nutzen konnte, wie es Bora – hansgrohe und DSM bei den Männern taten. Und nur so konnte man Titelverteidigerin Lisa Brennauer isolieren und abhängen.

___STEADY_PAYWALL___ "Mir war klar, dass WNT die meisten Fahrerinnen hat und man hat gesehen, dass sie das nutzen wollen", sagte Lippert nach dem Rennen. Immerhin hatte Ceratizit mit einem frühen Vorstoß durch Franziska Brauße aus der zweiten in die dritte Runde hinein die Weichen bereits gestellt. Dieser Angriff wurde zwar vereitelt, doch es war klar: Da muss gegengehalten werden.

Die Bergfahrerinnen fürchteten im Sauerland die Endschnelligkeit von Lisa Brennauer (Ceratizit - WNT, 2. von links) | Foto: Roth Foto

"Ich habe Lisa Brennauer am Berg gesehen. Sie sah stark aus und ich wusste, dass ich sie loswerden muss. Wenn ich mit ihr in den letzten Anstieg gekommen wäre, wäre es im Sprint schwer geworden. Deswegen wollte ich das Rennen früh eröffnen", erklärte die spätere Siegerin ihren frühen Vorstoß auf der fünften von acht Runden um Siedlinghausen, weit bevor von dort die 14 Kilometer lange, aber relativ flache Schlusssteigung begann.

Klein macht das Rennen schwer

Vor ihrem Angriff hatte Canyon – SRAM bereits begonnen, Druck auf die Konkurrenz auszuüben. Lisa Klein fuhr nach drei Runden in einer Abfahrt vorne raus und erarbeitete sich bis zu Lipperts Angriff in Runde fünf einen Vorsprung von ganzen zwei Minuten. Doch immer in der 1,8 Kilometer langen 8-Prozent-Rampe von Brunskappel schnellte im Hauptfeld das Tempo hoch.

In der fünften Runde dann gaben dort erst Hannah Ludwig (Uno-X) und Clara Koppenburg (Cofidis) Gas, bevor nach etwa zwei Dritteln der Steigung Lippert losmarschierte und innerhalb der nächsten 1.000 Meter die Vorentscheidung gefallen war: Vorne konnten nur Koppenburg, Ricarda Bauernfeind, Antonia Niedermaier (beide Canyon – SRAM Generation) und Nadine Gill (Sopela) noch mithalten, doch auch dahinter explodierte das Verfolgerinnenfeld, so dass Brennauer kaum mehr Hilfe bei sich hatte, um konzertiert Jagd auf die Spitze zu machen.

Zunächst gemeinsam gegen Ceratizit – WNT

"Ich habe vorher schon mit Clara (Koppenburg), Hannah (Ludwig) und Kathrin (Hammes) gesprochen, denn wir hatten alle das gleiche Ziel: Wir wollten WNT am liebsten nicht dabeihaben. Das hat geklappt, das war das erste Ziel", erzählte Lippert und auch Bauernfeind bestätigte: "WNT war mit den meisten Fahrerinnen am Start. Daher war es ganz gut, dass wir die weg hatten."

Lisa Klein (Canyon - SRAM) fuhr bis zur Attacke von Liane Lippert (Team DSM) in Runde 5 zwei Minuten Vorsprung heraus. | Foto: Roth Foto

Kein Wunder also, dass die fünfköpfige Spitzengruppe anschließend harmonierte und zusammenarbeitete – zumal Canyon – SRAM nun die treibende Kraft war. Klein wurde vom Quintett eingeholt und fuhr es Vollgas in die nächste Passage der Steigung von Brunskappel hinein, bevor später dann die erst 19-jährige Antonia Niedermaier viel Arbeit verrichtete. "Wir hatten dann zwei Canyon-Fahrerinnen am Ende in der Gruppe, von denen ich auch eine gerne noch abgehängt hätte, aber das ging nicht: Sie waren einfach beide megastark", so Lippert.

Niedermaier, Koppenburg und Gill attackieren vergeblich

In der Schlusssteigung zum Kahlen Asten versuchten sowohl Niedermaier als auch Koppenburg und Gill mit Attacken, Top-Favoritin Lippert abzuhängen. Doch sie alle mussten erkennen, dass die Steigung trotz ihrer Länge von 14 Kilometern nicht schwer genug war.

Am Ende kam es am Kahlen Asten zum Sprint des Kletter-Quintetts - mit dem besten Ende für Liane Lippert (Team DSM). | Foto: Roth Foto

"Der Kurs hat mich richtig gut gefallen, für mich wäre es aber besser gewesen, wenn die letzten paar Kilometer noch ein bisschen steiler gewesen wären. Es war relativ flach und dann kann man aus meiner Sicht relativ wenig machen, weil man am Hinterrad noch viel sparen kann", sagte etwa Bronze-Medaillengewinnerin Gill im Ziel. Und auch die schwer enttäuschte Koppenburg, die im Sprint um die Medaillen undankbare Vierte wurde, hätte sich etwas mehr Steigungsprozente sehnlichst herbeigewünscht.

Bauernfeind und Lippert beäugen sich

So aber blieb das Quintett bis zum Schlusskilometer beisammen, auf dem Koppenburg es dann mit der Brechstange und einem sehr langen Sprint probierte, die spritzigeren Kontrahentinnen nochmal mürbe zu machen. Doch das gelang nicht: Lippert blieb am Hinterrad und eröffnete dann eingangs der Zielgeraden den Spurt, der sie souverän zum zweiten Titelgewinn nach 2018 führte.

"Ich habe auf Liane geachtet und auf ihren Angriff gewartet. Der kam aber erst zur Zielanfahrt. Und da war ich am Ende. Da hatte ich natürlich keine Chance mehr", sagte Bauernfeind und Lippert erklärte: "Ich habe so viele Körner wie möglich gespart und auf den richtigen Moment bis zur letzten Kurve gewartet. Ricarda war mit meine größte Konkurrentin und ich wusste nicht, wie stark sie im Sprint sein würde. Alleine wegzufahren hätte aber auch nicht viel Sinn gemacht mit zwei Canyon-Fahrerinnen in der Gruppe."

Auch die Meisterschaften der Frauen waren auf dem schweren Parcours im Sauerland viel von Taktik geprägt und nicht nur das erwartete Ausscheidungsfahren, bis die Stärkste übrig bleiben und überlegen gewinnen würde.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)