RSNplusAls Zweiter aber kein Verlierer dieser Tour

Viereinhalb Kilometer vor Hautacam platzte Pogacars Traum

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Viereinhalb Kilometer vor Hautacam platzte Pogacars Traum"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Ziel der 18. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

21.07.2022  |  (rsn) – Wer im Alter von 23 Jahren auf dem Tour-Podium in Paris steht, ist ein Versprechen für die Zukunft. Doch wenn man wie Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) davor schon zweimal die Gesamtwertung des größten Radrennens der Welt gewonnen hat, dann könnte man angesichts eines zweiten Platzes von einer Enttäuschung sprechen.

Doch das wäre der starken Leistung des Slowenen nicht würdig. Mit unglaublicher Courage probierte er auf der 18. Etappe noch einmal, das Unmögliche möglich zu machen, den so souverän wirkenden Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) doch noch aus dem Gelben Trikot zu fahren. Doch Pogacars Kräfte waren viereinhalb Kilometer vor dem Zielstrich in Hautacam verbraucht und so steht sein dänischer Kontrahent nun vor seinem ersten Toursieg.

___STEADY_PAYWALL___ "Ich habe alles gegeben. Ich habe nicht an den Etappensieg gedacht, sondern an das Gelbe Trikot", sagte der junge Mann aus Klanec, unweit der Hauptstadt Ljubljana gelegen. Trotz der Übermacht von Jumbo – Visma attackierte er mehrmals am Col de Spandelles, der erstmals in der Tourgeschichte überfahren wurde, schüttelte alle Verfolger bis auf einen ab – nämlich Vingegaard. Der Gesamtführende konterte alle Attacken und zeigte Pogacar, dass er in den Alpen eroberte Führungstrikot nicht mehr hergeben will.

Vingegaards große Geste nach Pogacars Sturz

"Was Vingegaard heute gezeigt hat, war außergewöhnlich – darüber hinaus ist er noch ein großer Sportsmann", fand der Sportliche Leiter von UAE Team Emirates, Mauro Gianetti, sehr lobende Worte für den großen Gegner im Gigantenduell der 109. Tour de France. Die faire Geste, die er ansprach, trug sich in der Abfahrt vom Spandelles zu, als Pogacar in einer Linkskurve zu spät bremste, ihm der Asphalt ausging und er dadurch auf dem Bankett zu Fall kam. Vingegaard, der den Sturz seines Kontrahenten mitbekam, wartete auf ihn. Per Handshake bedankte sich der 23-Jährige für das Fair-Play seins zwei Jahre älteren Kontrahenten.

"Auch wenn noch ein paar Etappen zu fahren sind, denke ich, dass ich heute die Tour verloren habe. Aber natürlich werde ich bis Paris weiter alles geben", versprach Pogacar, dessen Optionen aber mit Ausnahme des Einzelzeitfahrens aber aufgebraucht sind, zumal der Slowene nur mehr über drei Helfer verfügt. Und dass er drei Minuten und 26 Sekunden im Kampf gegen die Uhr gegen den von Gelb beflügelten Vingegaard noch aufholt, ist auch unrealistisch.

"Heute hat es sich etwas bemerkbar gemacht, dass ich nicht mehr viele Teamkollegen im Rennen hatte. Aber selbst, wenn ich mehr Teamkollegen gehabt hätte, dann wäre Jonas immer noch der Stärkste gewesen", sprach er die Ausfälle in seiner Mannschaft an. Doch diese waren nicht der entscheidende Faktor in diesem Duell. Am Ende ist es der beste Fahrer, der die Tour für sich entschweiden wird.  An den beiden härtesten Tagen in den Pyrenäen und in den Alpen war Vingegaard schlichtweg der bessere Kletterer.

Vom besten Fahrer geschlagen

Vielleicht hatte dies Pogacar auch schon früh geahnt. Denn schon auf der Roubaix-Etappe versuchte er alles, um Zeit herauszuholen, kämpfte verbissen um jede Sekunde und ließ vielleicht dort schon zu viele Kräfte auf der Strecke liegen, was ihm dann in der alles entscheidenden Phase fehlte; konkret am Col du Granon und dann in Hautacam.

Doch Pogacar muss sich für seinen zweiten Platz alles andere als grämen. Er unterstrich erneut, dass er zu den ganz großen seiner Zunft gehört. Schon wie in den vergangenen beiden Jahren gewinnt er - mindestens - drei Etappen und wird auch wieder das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers nach Paris tragen.

Auch in der Bergwertung wird ihm Vingegaard als Gewinner folgen, Pogacar landet dort auf dem vierten Rang. In der Wertung des Grünen Trikots ist er Zweiter hinter Vingegaards Teamkollegen Wout van Aert. Viel besser geht fast gar nicht, und trotzdem reichte es 2022 nicht für den großen Sieg. Doch Pogacar wird an der Niederlage nicht zerbrechen, wahrscheinlich wird sie ihn für die Zukunft noch stärker machen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)