RSNplusRSN-Rangliste, Platz 9: P. Ackermann

Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen"
Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) vor dem Start des Münsterland Giro 2022 | Foto: Cor Vos

11.12.2022  |  (rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE Team Emirates an. Doch statt im neuen Umfeld direkt durchzustarten, wurde er immer wieder durch Stürze und Verletzungen ausgebremst, so dass der Südpfälzer keine zufriedenstellende Saisonbilanz ziehen konnte.

“Es war definitiv nicht das, was ich mir von den Ergebnissen her vorgestellt habe. Ergebnistechnisch war es eine extrem enttäuschende Saison“, sagte Ackermann gegenüber radsport-news.com. “Von den Entwicklungsschritten, die ich getan habe, war es definitiv keine verlorene Saison“, fügte er allerdings an.

___STEADY_PAYWALL___

Am Ende des Jahres stehen für Ackermann zwei Siege zu Buche – einer bei der Bredene Koksijde Classic (1.Pro) in Belgien und ein Etappenerfolg bei der Polen-Rundfahrt (2.Pro), wo er noch einen weiteren zweiten Platz erzielen konnte.

Nach holprigem Saisonstart konnte Pascal Ackermann bei der Bredene Classic in Koksijde seinen ersten Sieg im UAE-Trikot feiern. | Foto: Cor Vos

Nach dem Sieg in Koksijde durch Sturzpech gestoppt

Die Highlights in seiner ersten Saison bei UAE Emirates seien “sehr rar“ gewesen. Zum ersten großen Ziel hatte er die Klassiker auserkoren, in der Vorbereitung darauf waren Spitzenergebnisse allerdings Mangelware. Lediglich ein dritter Etappenrang bei der von seinem Mannschaftskollegen Tadej Pogacar gewonnenen UAE Tour (2.UWT) sprang als Zählbares heraus. Mit seinem Sieg in Koksijde deutete Ackermann Mitte März allerdings ansteigende Form an. Doch dann stürzte er bei der anschließenden Classic Brugge -DePanne (1.UWT) schwer und zog sich dabei – wie sich erst einige Zeit später herausstellen sollte – einen Steißbeinbruch zu.

Ehe die Schwere der Verletzung festgestellt wurde, nahm Ackermann noch an Gent-Wevelgem (1.UWT), dem Scheldeprijs (1.Pro) und sogar an Paris-Roubaix (1.UWT) teil. Bei allen diesen Klassikern erreichte er nicht das Ziel und musste schließlich längere Zeit pausieren. Nach einigen unauffälligen Auftritten bei belgischen Eintagesrennen meldete sich der 28-Jährige erst in der zweiten Junihälfte mit einem dritten Etappenrang bei der Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) zurück.

In der zweiten Saisonhälfte fokussierte sich Ackermann auf die Heim-EM in München und die Vuelta a Espana. Ansteigende Form zeigte er mit seinem Sieg und einem zweiten Etappenrang bei der Tour de Pologne. Bei der Heim-EM dagegen stürzte Ackermann im Straßenrennen und zog sich eine Verletzung am Finger zu. “Da war der Finger schon halb ab“, wählte Ackermann drastische Worte. So waren nicht nur die Medaillenhoffnungen dahin, kurzzeitig stand sogar ein dickes Fragezeichen hinter der Vuelta-Teilnahme.

Nach einer längeren Zwangspause kehrte Ackermann im Juni wieder ins Feld zurück. Es dauerte dann aber bis Ende Juli, eher er bei der Polen-Rundfahrt seinen zweiten Saisonsieg bejubeln konnte. | Foto: Cor Vos

Bei der Vuelta drei Mal auf das Podium gefahren

Schließlich konnte er doch bei der am 19. August in Utrecht beginnenden Spanien-Rundfahrt (2.UWT) starten. Bei der letzten Grand Tour des Jahres gelangen ihm zwar keine Siege, immerhin reiste er mit drei Podiumsplatzierungen aus Spanien ab: zwei Mal wurde er Dritter und einmal Zweiter. Im Oktober bestritt Ackermann noch vier Eintagesrennen – darunter zum Saisonabschluss den Sprinterklassiker Paris-Tours –, allerdings konnte er keine Akzente mehr setzen.

“Nach der Vuelta war ich einfach körperlich durch. Das Problem war, dass ich so viele Stürze und Verletzungen hatte, dass ich immer Vollgas daran gearbeitet habe, wieder zurückzukommen. Die Zeit vor der Vuelta mit dem Sturz bei der EM war extrem hart. Ich habe mit dem Team besprochen, dass die Rennen nach der Vuelta eigentlich wenig Sinn für mich machen, aber für das Team fahre ich sie gerne, weil wir wegen Corona-Fällen nicht genügend Fahrer hatten. Es war dann eher ein Ausrollen“, blickte Ackermann auf die Endphase seiner ersten Saison bei UAE Emirates zurück.

Sein persönliches Highlight sei gewesen, dass er trotz des Steißbeinbruchs “fit wurde für die Vuelta und bei der EM am Start stand“, so Ackermann, der München aber auch als Enttäuschung bezeichnete. “Immer wenn ich fit war, ist etwas dazwischengekommen“, fasste er sein Radsportjahr kurz und bündig zusammen.

Beim Heimspiel bei den Europameisterschaften in München stürzte Ackermann und zog sich eine schwere Verletzung am Finger zu, die kurzzeitig sogar seine Teilnahme an der Vuelta gefährdete. | Foto: Cor Vos

2023 mit “nicht zu vielen Rennen und Erholungspausen zwischendurch“

Trotz der mageren Ausbeute hat Ackermann seinen Wechsel zu UAE nicht bereut. “Der Wechsel hat mir richtig gut getan. Leider konnte ich es nur nicht so oft auf die Straße bringen, weil ich eben zu oft auf der Straße lag“, erklärte der Sprinter, der auch aus seiner Komfortzone raus musste. “Ich habe aber so vieles Neues dazu gelernt, mich auch von der Persönlichkeit her weiterentwickelt. Es war ein wichtiger Schritt und ich freue mich schon auf das neue Jahr. Schlechter als das letzte kann es sicher nicht werden“, fügte Ackermann mit einem Augenzwinkern an.

Für 2023 hat er sich vorgenommen, “auf dem Rad zu bleiben, zu zeigen, was ich kann und UAE zu beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, mich zu verpflichten“. Ein Ziel sei es, wieder eine Grand-Tour-Etappe zu gewinnen. Welche große Landesrundfahrt er bestreiten wird, wollte Ackermann noch nicht verraten, nahe liegt allerdings ein erneuter Start bei der Spanien-Rundfahrt. “Insgesamt habe ich ein gutes Rennprogramm mit nicht zu vielen Rennen und Erholungspausen zwischendurch, was aktuell sehr wichtig ist“, sagte Ackermann.

Mit Top-Star Tadej Pogacar wird er im kommenden Jahr wohl nur selten gemeinsam antreten. 2022 war das noch ganz anders, als der deutsche Sprinter und der slowenische Rundfahrtspezialist die UAE-Tour, Tirreno-Adriatico (2.UWT) und die Slowenien-Rundfahrt Seite an Seite bestritten. “Ich hatte eigentlich mehr Kontakt als geplant mit Tadej. Viele im Team hatten Corona und ich bin dann so ein bisschen in sein Programm reingerutscht“, so Ackermann.

Seinen Kapitän bezeichnete er als “extrem coolen Typen. Wie er fährt, wie er sich als Mensch verhält, so etwas habe ich selten erlebt. Es war immer schön, mit ihm unterwegs zu sein und ich freue mich immer, wenn ich ein Rennen mit ihm habe, auch wenn es dann vielleicht heißt, dass ich von vorne arbeiten muss. Er ist der Leader im Team, aber er ist ein Leader, für den man einfach gerne arbeitet“, lobte Ackermann den zweimaligen Tour-de-France-Sieger.

Bei der Spanien-Rundfahrt ging Ackermann leer aus, in der Bilanz standen zwei dritte Etappenplätze, einmal wurde er Zweiter. | Foto: Cor Vos

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Ãœberblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

13.12.2022Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

(rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

09.12.2022Corona raubte alle Chancen auf einen erfolgreichen Sommer

(rsn) – Etappensiege beim Giro d`Italia und der Tour de Suisse, dazu Rang fünf bei der Vuelta a Espana, die er als Edelhelfer für den Gesamtdritten Jack Haig bestritt: Gino Mäders Saisonbilanz 20

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Die Strecken zum Oster-Highlight: Die Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Die 108. Flandern-Rundfahrt der Männer und die 21. der Frauen werden am Ostersonntag auf den letzten 45 Kilometern ab dem Ort Melden am Fuß des berüchtigten Koppenbergs über dieselbe Str

28.03.2024Die Flandern-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Flandern Rundfahrt ist für viele Radsport-Fans neben Paris-Roubaix das Highlight des Frühjahrs. Das belgische Monument führt über mehr als 260 Kilometer und zahlreiche Hellinge, den ku

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • La Route Adélie de Vitré (1.1, FRA)