Buli-Vorschau Erzgebirgsrundfahrt

Vier Jahre nach Horrorunfall reist Sportforum als Spitzenreiter an

Von Christoph Adamietz

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Das Team Sportforum - My Fitness Apotheke (v.l.n.r.: Justin Wolf, Felix Dierking und Sven Thurau) räumte beim Bundesliga-Auftakt in Schweigen ab. | Foto: Team Sportforum - My Fitness Apotheke

12.05.2023  |  (rsn) – Die Erzgebirgsrundfahrt zählt traditionell zu den schwersten Rennen der Rad-Bundesliga. Der zweite Lauf der Rennserie am Sonntag ist für das Team Sportforum - My Fitness Apotheke mit belastenden Erinnerungen verbunden. Vier Jahre nach dem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn mit einem LKW reist das Team diesmal als Spitzenreiter der Einzel-, Berg-, Sprint, Amateur- und Mannschaftswertung an.

Auch wenn er damals noch nicht für seine jetzige Mannschaft fuhr, saß 2019 auch Justin Wolf in dem Fahrzeug, das bei dem Unfall stark beschädigt worden war. Der Dortmunder zog sich damals unter eanderem einen Bruch des Brustbeins zu und musste lange pausieren. Für Wolf ist es nun das erste Mal, dass er sich wieder auf den Weg ins Erzgebirge machen wird - als Zweiter der Gesamtwertung hinter seinem beim Auftakt in Schweigen erfolgreichen Teamkollegen Feliex Dierking.

"Gestern war sozusagen mein zweiter Geburtstag im Jahr. Der Unfall ist jetzt vier Jahre her. Man denkt schon: erst mal heil im Erzgebirge ankommen. Wenn ich daran zurückdenke, geht mir schon noch ein bisschen der Stift und denke: Scheiße, Erzgebirge. Der Unfall steckt auf jeden Fall tief in einem drin“, erklärte Wolf im Gespräch mit radsport-news.com.

Team Sportforum will Dierkings Führungstrikot verteidigen

Die Erzgebirgsrundfahrt ist der 30-Jährige erst einmal in seiner Karriere gefahren, damals konnte er aber nicht mit den Besten mithalten. "Da war ich nicht gut am Berg“, sagte der Allrounder der aber nicht nur aus seiner Erinnerung heraus weiß: "Vom Profil her wird es im Erzgebirge ganz anders sein als in Schweigen.“

Denn der Auftakt der Rad-Bundesliga, der über weitgehend flaches Terrain verlief, wurde auf der Windkante entschieden, wogegen im Erzgebirge über 160 Kilometer mit knapp 3000 Höhenmetern inklusive der bis zu 18 Prozent steilen Himmelsleiter echte Kletterkünste gefragt sein werden. "Ich kann schwer einschätzen, wie das Rennen verlaufen wird. Es ist aber ein schweres und für Bundesliga-Verhältnisse auch ein sehr langes Rennen“, so Wolf.

Der Sportforum-Kapitän gab an, dass sein Team trotz der schweren Streckenführung mit dem Ziel anreise, Dierkings Führungstrikot zu verteidigen. "Allerdings sehe ich uns nicht in der Verantwortung, schließlich sind wir immer noch ein reines Amateur-Team“, schränkte Wolf ein und fügte an: "Wir haben beim ersten Rennen einen Coup gelandet, aber die Kontinental-Teams sind seitdem super Rennen gefahren, das ist für sie definitiv ein Vorteil.“

Die Konkurrenz ist schon unter Zugzwang

Sich keinen großen Druck machen will auch Spitzenreiter Dierking. "Wir haben schon im ersten Rennen all unsere Erwartungen übertroffen“, sagte der 20-Jährige zu radsport-news.com. Durch den famosen Auftakt, bei dem Team Sportforum man alle Wertungen außer der Nachwuchswertung gewinnen konnte, habe sich auch die Zielsetzung für die Rennserie nicht geändert. "Es war unser Ziel, das Amateurtrikot zu gewinnen. Wir werden uns darauf fokussieren, dieses Trikot zu verteidigen“, so Dierking.

Den Tag im lilafarbenen Führungstrikot der Rad-Bundesliga will Dierking “genießen und Spaß im Rennen haben.“ Ambitionen hat er dennoch. "Die Strecke der Erzgebirgsrundfahrt hat mir im letzten Jahr ziemlich gut gefallen. Die Jungs sind bereit, sich ordentlich zu verausgaben und auch ich werde alles, was mir zur Verfügung steht, auf der Straße lassen“, kündigte der letztjährige 14. an.

Schon mehr unter Druck steht die Konkurrenz, die in Schweigen das Nachsehen hatte. Am besten zog sich dort noch rad-net Oßwald mit den Plätzen fünf und acht durch den Führenden in der Nachwuchswertung, Tobias Müller, und Moritz Kretschy aus der Affäre. Vor allem Kretschy, der als Lokalmatador besonders motiviert ins Rennen geht, hat sich für den Sonntag viel vorgenommen.

Lokalmatador Kretschy will aufs Podium

"Die Erzgebirgsrundfahrt ist natürlich ein Highlight für mich, es geht zwei Mal durch meinen Wohnort und die Strecke führt durch mein Trainingsgebiet. Ich kann also sagen, dass ich sie in und auswendig kenne. Daher ist schon mein Ziel das Rennen vorne zu beenden“, so Kretschy, der seinen achten Rang aus dem Vorjahr mindestens wiederholen will. "Aber am liebsten würde ich natürlich bei meinem Heimrennen auf dem Podest stehen“, fügte er an.

Das Podium werden die Teams P&S Benotti und Lotto – Kern Haus ins Visier nehmen. Auch für P&S Benotti ist die Erzgebirgsrundfahrt ein Heimrennen, das man 2019 und 2021 durch John Mandrysch und Tom Lindner (beide haben mittlerweile ihre Karrieren beendet) gewinnen konnte und im Vorjahr mit Jannis Peter auf Rang drei abschloss. Peter wird auch am Sonntag die Trumpfkarte von Teamchef Lars Wackernagel sein, aber auch Domink Röber könnte mit der Strecke gut zurechtkommen.

"Wir freuen uns auf das Rennen, ein wunderschöner Kurs, dazu soll es trocken bleiben. Wir versuchen uns in der Gesamtwertung Stück für Stück nach vorne zu arbeiten und das Rennen hier auf dem Podium zu beenden ist für uns ein großes Ziel. Es wird für alle Teams berghoch definitiv eine Standordbestimmung, wir haben richtig Bock und viele Fans werden uns am Straßenrand anfeuern", sagte Lars Wackernagel, der Teamchef von P&S Benotti, zu radsport-news.com.

Bei Lotto – Kern Haus ruhen die Hoffnungen auf Vorjahressieger Jan Hugger. Da der Gesamtzweite der letztjährigen Rad-Bundesliga im ersten Lauf in Schweigen aber nicht dabei war und damit auch nicht punkten konnte, dürften auch Jakob Geßner und Christian Koch, die zum Auftakt die Plätze sieben und zehn belegt hatten, vorne reinfahren wollen – schon allein deshalb, um die Chancen auf den Bundesliga-Einzelsieg intakt zu halten. "Wir wollen die vorderen Plätze in der Gesamtwertung von Geßner und Koch festigen", gab Florian Monreal, Teamchef von Lotto - Kern Haus, die Marschroute für den Sonntag aus.

Das Finale beim zweiten Lauf der Bundesliga wird wieder an der Himmelsleiter eingeleitet werden, Scharfrichter des Rennens dürfte aber die letzte Bergwertung in Eibenberg sein. "Aufgrund des Profils werden sicherlich wieder nur kleinere Grüppchen ankommen“, war sich Lokalmatador Kretschy sicher.

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