RSNplusAus der Helferrolle zum Giro-Tagessieg

Denz: “Es war nie der Plan, dass ich die Etappe gewinne“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Denz: “Es war nie der Plan, dass ich die Etappe gewinne“"
Ausgiebig genoss Nico Denz (Bora - hansgrohe) seinen großen Sieg auf dem Giro-Podium. | Foto: Cor Vos

18.05.2023  |  (rsn) - (rsn) - Sein persönliches Radsportmärchen komplettierte Nico Denz (Bora – hansgrohe) auf der 12. Etappe des Giro d’Italia. Nach 185 Kilometern krönte sich der 29-Jährige aus Baden-Württemberg zum 22. Deutschen, der einen Tagesabschnitt bei der Italien-Rundfahrt gewinnen konnte. Im Dreiersprint bezwang er den Letten Toms Skujins (Trek – Segafredo) und den Australier Sebastian Berwick (Israel – Premier Tech) - an einem Tag, an dem er als Etappenjäger eigentlich gar nicht vorgesehen war.

"Der Plan war, dass Patrick Konrad und Bob Jungels in die Gruppe gehen sollten. Bob hat dann gesagt, dass er sich nicht so gut fühle und er für morgen ein paar Kräfte sparen wolle. Das war meine Wildcard", erklärte der Deutsche nach seinem Sieg, warum er sich in der Fluchtgruppe wiederfand. Doch auch der Sprung unter die Ausreißer war noch kein Freifahrtschein. "Es war nie der Plan, dass ich die Etappe gewinne", erinnerte er sich.

___STEADY_PAYWALL___

Denn eigentlich fuhr er auf dem Weg nach Rivoli mit der Aufgabe, seinen österreichischen Teamkollegen Patrick Konrad, der wie Denz den Sprung unter die rund 30 Ausreißer des Tages geschafft hatte, so gut es geht im Kampf um den Etappensieg zu unterstützen. "Deshalb habe ich vorne hart gearbeitet. Doch plötzlich war eine Lücke da", schilderte der Bora-Profi weiter.

Die Sekunde des Triumphs: Denz gewinnt die 12. Etappe des Giro d'Italia. | Foto: Cor Vos

Konrad sorgte für den entscheidenden Moment der Etappe

Gemeinsam mit vier anderen Kontrahenten hatte er ein paar Meter herausgefahren. Dafür mitverantwortlich war jener Fahrer, für den Denz an diesem Tag eigentlich alles geben sollte. "So eine große und starke Gruppe, in der keiner wirklich fahren wollte, habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Deshalb habe ich dann an einem Kreisverkehr eine Lücke gelassen", berichtete Konrad, wie er den Kontakt zum Vorausfahrenden abbrechen ließ. Der Plan des Österreichers ging auf. Die nicht vorhandene Einigkeit im Verfolgerfeld eröffnete der vorderen Gruppe die Chance, die sie eiskalt nutzte.

"Ich habe danach hinten kontrolliert und geschaut, dass der Abstand nach vorne größer und größer wurde", so Konrad, der damit nicht nur seine eigenen Möglichkeiten zu Gunsten seines Teamkollegen opferte, sondern vielleicht auch die Möglichkeit, als zweiter Österreicher in der Geschichte des Giro in das Rosa Trikot zu schlüpfen. "Als ich es in die Gruppe geschafft hatte, war natürlich der Gedanke da. Aber für uns war heute der Etappensieg das oberste Ziel", erklärte Konrad.

Das erfolgreiche Ausreißertrio: Sebastian Berwick (von rechts / Israel – Premier Tech), Nico Denz (Bora - hansgrohe) und Toms Skujins (Trek – Segafredo) | Foto: Cor Vos

Gut 100 Kilometer vor dem Ziel fand sich sein deutscher Teamkollege an der Rennspitze mit Skujins, Berwick und dem Italiener Alessandro Tonelli (Green Project - Bardiani CSF – Faizanè) wieder. Doch eine Hürde musste Denz noch überwinden, wartete mit dem Colle Braida doch noch ein schwerer Anstieg gut 30 Kilometer vor dem Ende. Auf den zehn Kilometern berghoch ließ er sich aber von seinen Begleitern nicht mehr abschütteln, setzte dann sogar noch an einer Welle selbst eine Attacke, die aber fehlschlug. So erreichte er mit Skujins und Berwick die Zielgerade.

Niederlage von 2018 gegen Mohoric nun abgehakt

Auf den letzten Kilometern konntrollierte er die kleine Gruppe von vorne. 300 Meter vor dem Ziel setzte Denz als erster Fahrer zum Sprint an. Bis zum Zielstrich ließ er sich nicht mehr von der Spitze verdrängen. "Es ist besser, den Sprint von vorne anzufahren, als überrascht zu werden", erklärte der Baden-Württemberger, der am letzten Berg noch aus dem sprichwörtlich letzten Loch gepfiffen hatte: "Ich war völlig erledigt, wusste aber auch, jetzt kann ich es schaffen."

An einer Welle versuchte Denz, seine beiden Begleiter abzuschütteln | Foto: Cor Vos

Der Etappensieg war eine gelungene Revanche für eine Niederlage, die ihn Matej Mohoric (Bahrain – Victorious) vor fünf Jahren beim Giro zugefügt hatte. Damals war das Duo auf dem Weg nach Gualdo Tadino ausgebüxt, der Slowene erwies sich aber im Sprint als der schnellere der Beiden und Denz blieb nur der zweite Tagesrang. "Damals war ich so knapp dran. Nun hat es geklappt und das ist unglaublich", freute sich der Deutsche, der seinen ersten Etappenerfolg bei einer GrandTour feierte.

Es hätte für ihn kaum ein besseres Land für diesen Triumph geben können. Denn Denz ist ein Italien-Fan, verbrachte einige Sommer im Basilikata bei seiner Großmutter, die dorthin gezogen war. Und auch für sein Team war es eine schöne Bescherung. Zwei Tage nach dem krankheitsbedingten Ausstieg von Kapitän Aleksandr Vlasov durfte Bora - hansgrohe den ersten Giro-Etappensieg dieser Ausgabe feiern. Denz: "Wir haben öfter schon gezeigt, dass wir aus Krisen und schweren Momenten stärker rauskommen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

28.05.2023Cavendish: “Meine Jungs und ... meine Freunde waren super“

(rsn) - Der Weg zur Siegerehrung in Rom wurde für Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) zum Gratulations-Parcours! Fast jeder Fahrer, dem er begegnete, beglückwünschte den Manx Man zum Gewinn der 21. E

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)