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11.07.2023 | (rsn) – Ruhetage bei der Tour de France, sie bedeuten für die großen Fahrer seit jeher auch Pressetermine. Dass vor allem der Mann im Gelben Trikot vor die Medien tritt, für rund 15 Minuten Fragen der schreibenden Zunft beantwortet und anschließend auch vor TV-Kameras tritt sowie für ein paar Fotografen posiert, das war jahrelang selbstverständlich bei der Frankreich-Rundfahrt.
Selbst das sonst so abgeschirmte Team Sky gab sich diesbezüglich immer offen, zollte jenen Journalisten Respekt, die viel investierten, um eine ordentliche Berichterstattung von vor Ort zu betreiben.
Die Ruhetags-Pressekonferenzen mit Chris Froome, Bradley Wiggins und Geraint Thomas – immer Seite an Seite mit dem damaligen Teamchef Dave Brailsford – sie waren stets bestens besucht. Medienvertreter, die nicht frühzeitig am Teamhotel waren, bekamen keine Sitzplätze mehr und mussten sich auf Stühle oder Tische in hinteren Reihen stellen, um über die TV-Kameras hinweg überhaupt etwas sehen zu können, so voll wurde es meist.
In diesem Jahr aber hat Jumbo – Visma der Tradition ein Ende gesetzt. In Clermont-Ferrand am Montag war Tour-Spitzenreiter Jonas Vingegaard für die schreibenden Kolleginnen und Kollegen nicht zu sprechen. Einzelne, große TV-Anstalten bekamen Interviews, schreibende Journalisten aber nicht. Stattdessen wurde über den Telegram-Kanal des niederländischen Rennstalls am Abend ein Video-Interview verbreitet, das der dänische Sender TV2 produziert hatte und aus dem heraus bitte alle Medienanstalten zitieren sollten.
Darin erklärte Vingegaard unter anderem, er und sein Team würden davon ausgehen, dass ihm die längeren Anstiege in den Alpen in größerer Höhe mehr entgegenkämen, als dem großen Rivalen Tadej Pogacar. "Je weiter wir in der Tour kommen und je müder alle werden, desto besser wird das für mich sein, denken wir", so Vingegaard in jenem Interview.
Er sei außerdem recht glücklich mit der aktuellen Lage der Dinge: 17 Sekunden Vorsprung auf Pogacar im Kampf um Gelb und bereits 2:40 Minuten auf den nächsten Verfolger Jai Hindley. "Wir hatten irgendwie erwartet, zu diesem Zeitpunkt hinten zu liegen und von jetzt an Zeit gutmachen zu müssen. Aber so ist es nicht. Wir sind sehr glücklich, vorne zu liegen", erklärte der Däne und sagte außerdem, dass es für die Alpen-Etappen auch einen konkreten Angriffsplan gebe, um Pogacar ähnlich zu bezwingen, wie 2022 über den Col du Galibier zum Col du Granon.
Wie dieser Plan genau aussieht, das verriet Vingegaard gegenüber TV2 natürlich nicht. Und konkreter nachfragen konnte aufgrund der weggefallenen Pressekonferenz auch niemand.