WorldTour-Debütantin überrascht in der Romandie

Schrempf auf Ziellinie gestellt: “Das darf doch nicht sein“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Schrempf auf Ziellinie gestellt: “Das darf doch nicht sein“"
Carina Schrempf (Alpecin - Fenix) wenige Meter vor dem Zielstrich | Foto: Cor Vos

16.09.2023  |  (rsn) – Es wäre eine Cinderella-Story gewesen, hätte Carina Schrempf (Fenix – Deceuninck) die 1. Etappe der Romandie-Rundfahrt gewinnen können. 3.000 Meter vor dem Zielstrich attackierte die Österreicherin, eine Quereinsteigerin mit Leichtathletik-Hintergrund, die erst seit dieser Saison mit einem Profi-Vertrag ausgestattet ist, aus dem Feld heraus und am Ende fehlten ihr nur wenige Zentimeter zum Sieg. Denn kurz vor der Ziellinie schoss die Italienerin Sofia Bertizzolo (UAE Team ADQ) noch an der 28-Jährigen vorbei.

Schrempf richtete sich auf, allerdings nicht zum Jubel, wie sie radsport-news.com verriet, sondern aus Ärger: "Ich habe gemerkt, dass sie von hinten kommen und am letzten Meter gesehen, wie sie an mir vorbeifliegt. Es hat sich angefühlt, als würde ich stehen und ich wusste, sie ist vor mir. Ich habe mich geärgert und aufgerichtet, ich dachte mir: das darf doch nicht sein." Wenige Zentimeter trennten sie von ihrem Premierensieg auf der WorldTour.

Dieser hätte einem Märchen geglichen, denn vor einem Jahr musste sie noch über Urlaubstage feilschen, da sie vom österreichischen Nationalteam für die Weltmeisterschaften in Australien nominiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt dachte sie nicht, welche radsportliche Wendung ihre Karriere über den Winter nehmen würde. Sie fuhr sich mit wenigen internationalen Einsätzen in den Fokus der Fenix-Mannschaft. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurde aus der Leichtathletin mit einigen Radeinsätzen eine Profifahrerin.

Und diese zeigte, dass sie sich mittlerweile im Feld der weltbesten Frauen gut zurechtfindet. Auch wenn sie den möglichen Coup auf der 1. Etappe mehr ihrem Sportlichen Leiter zu verdanken gehabt hätte. "Es war meine Aufgabe heute bei den Attacken am Ende mitzugehen. Über Funk hat er mich dann angewiesen, eben kurz vor dem Ziel rauszufahren. `Carina, du attackierst dort`, hatte ich im Ohr", erinnerte sich die Steirerin.

Selbst hätte sie sich das gar nicht zugetraut, aber mit der richtigen Anweisung aus dem Auto folgte der Mut für eine solche Aktion. "Ich bin dann an Marlen Reusser vorbeigeschlichen nach vorne. Als ich angetreten bin, dachte ich mir, dass ich eh gleich wieder den ganzen Schwanz an Fahrerinnen dran habe", schilderte sie. Doch als sie sich das erste Mal umsah, entdeckte sie die Lücke und wusste, was sie zu tun hatte.

"Das Kopferl drin lassen und so klein wie möglich machen", so die Strategie für die letzten Kilometer des Rennens bei der Österreicherin, die das nachjagende Feld hinter sich spürte: "Aber du kannst ja nur voll draufdrücken bis zur Ziellinie." Am Ende reichte es nicht ganz und deshalb ärgerte sich die 28-Jährige.

"So oft hat man nicht die Möglichkeit. Vielleicht hätte ich mich aufrichten und sprinten sollen, aber nicht alles richtig machen gehört halt auch zum Lernprozess dazu", erklärte Schrempf, die vor dieser Saison gerade einmal acht internationale Rennen in ihren Beinen hatte. "Ich habe zwar solche Situationen schon öfters im Fernsehen angesehen, aber von dem kannst du dir keine Erfahrung ableiten. Ich habe halt noch nie ein Rad über die Ziellinie geworfen", blickte sie auf ihre Spurterfahrungen zurück.

"Als ich heuer meine ersten WorldTour-Rennen bestritt, war ich wie ein blinder Passagier im Feld. Deshalb bin ich über jeden Renneinsatz dankbar, versuche mich immer weiterzuentwickeln und schnell zu lernen", blickte sie auf ihre Saison zurück, die gleich mit dem Omloop Het Nieuwsblad und Strade Bianche begann. Nachdem es zu Beginn eher Eintagesrennen waren, die sie bestritt, sind es nun seit dem Giro Donne vor allem die Rundfahrten. Zuletzt landete sie auf Rang 14 der Tour of Scandinavia, mit dem zweiten Platz zum Auftakt der Romandie war sie einem WorldTour-Sieg so nahe wie noch nie eine Österreicherin davor.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2025Le Court: “Wusste nicht, ob sie meine Hymne spielen können“

(rsn) – Knapp 1,25 Millionen Einwohner leben auf Mauritius, einer Insel in den Maskarenen im Indischen Ozean. Als Traumdestination für Strandurlauber bekannt, ist das afrikanische Land aber eher ei

28.04.2025Highlight-Video des 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) - Kimberley Le Court (AG Insurance - Soudal) ist die erste Siegerin eines Radsports-Monuments aus Mauritius. Die 29-Jährige setzte sich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nach 153 Kilometern im Sp

27.04.2025Vollering: “Heute waren die Hormone gegen mich“

(rsn) – Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal) fuhr bei der 9. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) sensationell zum größten Sieg ihrer Karriere. Die 29-Jährige aus Mauriti

27.04.2025Le Court düpiert Pieterse und Vollering im Sprint

(rsn) – Kimberley Le Court (AG Insurance – Soudal) hat sich beim 9. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) sensationell den Sieg gesichert. Die 29-Jährige aus Mauritius verwies üb

26.04.2025Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes im Rückblick: Die ersten 8 Jahre

(ran) - Seit 2017 kann auch Lüttich-Bastogne-Lüttich mit einem Frauenrennen aufwarten. Die damalige Premiere des schwersten der drei Ardennenklassiker entschied Anna van der Breggen für sich. Die

26.04.2025Die Aufgebote für das 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes

(rsn) – Zum neunten Mal starten die Frauen zu ihrem Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.WWT). Der Startschuss fällt wieder in Bastogne, am Wendepunkt des Männerrennens. Von dort aus geht es über 152,9

25.04.2025Geht Kopeckys Plan bei La Doyenne auf?

(rsn) – Am Sonntag steht die 9. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT) auf dem Programm – und der fiebert vor allem eine Fahrerin schon seit langer Zeit entgegen: Lotte Kopecky (SD

23.04.2025Vollering wieder auf dem Podium, aber wieder nicht ganz oben

(rsn) – Sieben Mal stand Demi Vollering (FDJ - Suez) inzwischen beim Flèche Wallonne Féminine am Start und jedesmal landete sie am Ende in den Top 10. Fünf Podiumsplatzierungen und ein Sieg im Ja

23.04.2025Longo Borghini: “Es war ein Kampf bis aufs Blut“

(rsn) – Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat beim 28. Flèche Wallonne (1.WWT) ihren ersten Klassikererfolg gefeiert. Nach 141 Kilometern war sie an der Mur de Huy zwei Sekunden schneller als De

23.04.2025Pieterse an der Mur zu stark für Vollering, Lippert Fünfte

(rsn) – Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat in einem spannenden Duell an der Mur de Huy ihre Landsfrau Demi Vollering (FDJ – Suez) hinter sich gelassen und sich nach dem Tour-Etappensieg vom

22.04.2025Gipfeltreffen der Top-Puncherinnen an der Mur de Huy

(rsn) – “Sieben auf einen Streich“ – und den achten Erfolg fest im Visier. So oft wie die in diesem Jahr wieder ins Peloton zurückgekehrte Anna van der Breggen (SD Worx – Protime) hat noch

22.04.2025Flèche Wallonne Féminine im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(ran) - Der Flèche Wallonne Féminine (1.WWT) wurde erstmals 1998 ausgetragen und brachte mit Hanka Kupfernagel (1999) bis dato eine deutsche Siegerin hervor. Der kürzeste und topografisch leichtes

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)