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Vermeulen: Rundfahrtssieg verhinderte Frühpension

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Vermeulen: Rundfahrtssieg verhinderte Frühpension"
Moran Vermeulen (Team Vorarlberg) | Foto: Reinhard Eisenbauer/Team Vorarlberg

04.12.2023  |  (rsn) – Bei einem Trainingslager lernten die Eltern von Moran und Mika Vermeulen die Ramsau im Herzen Österreichs kennen. Dem sportlichen Ehepaar aus den Niederlanden gefiel der Ort in der Steiermark so gut, dass sie schließlich dorthin zogen. Die beiden Söhne wuchsen in den Bergen der Schladminger Tauern auf und entwickelten sich ebenfalls zu Spitzenathleten. Während Mika, der jüngere, aktuell den Langlaufweltcup mit Topplatzierungen aufmischt, sorgte der zwei Jahre ältere und zehn Zentimeter größere Moran im Radsport für Schlagzeilen.

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Im Trikot des des österreichischen Nationalteams ging er im April in die Tour of the Alps (2.Pro) und war schon zum Auftakt auch im TV zu sehen. "Nach fünf Minuten war ich schon in der Spitzengruppe", erinnerte sich der 26-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com. Vermeulen holte sich die Zwischensprints des Tages und durfte das Wertungstrikot, zwar nur stellvertretend für den Gesamtführenden Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers), bis in die Schlussetappe hinein tragen. An drei der fünf Etappen war er in den Ausreißergruppen zu finden, am Ende sammelte der Gesamtsieger aus Großbritannien mit seinen zwei Tagessiegen aber zu viele Punkte, Vermeulen unterlag um acht Zähler.

"Es war trotzdem eine brutal geile Erfahrung", blickte er auf die Woche zurück, in der er auch wegen seiner Herkunft international ein Thema wurde. "Mir wurde dann erzählt, dass die Eurosport-Experten meinten, ich sollte einen Vertrag bei einem größeren Team bekommen", berichtete er weiter. Vermeulen selbst nahm aber für sich mit, dass seine Auftritte ihm auch im Peloton Respekt einbrachten: "Tao Geoghegan Hart hatte mir am letzten Tag gesagt, dass er mir das Trikot gegönnt hätte."

Im Trikot der Österreichischen Nationalmannschaft imponierte Moran Vermeulen (Team Vorarlberg) im April bei der Tour of the Alps. | Foto: Reinhard Eisenbauer/Team Vorarlberg

Seit einigen Jahren schon kämpft Vermeulen, dessen Karriere erst zuletzt so richtig an Schwung gewann, um einen Profivertrag. 2023 setzte er sich schließlich als Meilenstein: "Ich habe mir vor dem Jahr gesagt, entweder werde ich Profi, oder ich höre auf." Im August musste er einsehen, dass es wohl wieder nicht reichen würde. Vermeulen, der Sportwissenschaften studiert, hatte sich schon damit abgefunden, das Rad an den Nagel zu hängen und es wie sein Bruder vielleicht sogar im Langlaufsport zu versuchen.

Mit neuer Stärke im Einzelzeitfahren

Doch die Saison wollte er noch standesgemäß abschließen und dabei stand im August die Portugal-Rundfahrt (2.1) im Programm. Die entwickelte sich dann extrem erfolgreich für sein Team Vorarlberg. "Der Gesamtsieg mit Colin Stüssi war einfach nur herausragend. Jeder von uns, angefangen von den Helfern und Betreuern bis zu jedem einzelnen Fahrer, hat sich voll aufgeopfert", berichtete Vermeulen.

Mit einer Minute Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger schloss Stüssi das elftägige Rennen schließlich als Erster ab. "So eine lange Rundfahrt war eine komplett neue Erfahrung, ich hatte zwar auf bessere individuelle Ergebnisse in den Zeitfahren gehofft, aber am Ende war halt nicht mehr drin", bilanzierte Vermeulen, der im Prolog Neunter wurde und im abschließenden Zeitfahren rund um Viana do Castelo nach einem Schaltungsdefekt Rang zehn belegte.

Moran Vermeulen konnte sich zwar nicht für einen Profivertrag empfehlen, wird aber nach einer erfolgreichen Saison auf 2024 das Trikot von Team Vorarlberg tragen. | Foto: Reinhard Eisenbauer/Team Vorarlberg

Vor allem im Kampf gegen die Uhr zeigte der Steirer neue Qualitäten, landete auf dem dritten Platz bei den Nationalen Meisterschaften und gewann gegen Jahresende auch die Elitekategorie beim prestigeträchtigen King of the Lake rund um den Attersee in Oberösterreich. "Die Meisterschaften waren schon überraschend, da ich sie mehr als Vorbelastung für das Straßenrennen gesehen habe. Ich bin ohne spezifische Vorbelastung an den Start gegangen, hatte kein Bike-Fitting, sondern habe mich draufgesetzt und bin losgefahren", sagte Vermeulen, dem auf Sieger Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) gerade einmal sechs Sekunden fehlten.

Nicht nur sportlich war 2023 eines der besten Jahre

Teilweise waren es Sekunden und Zentimeter, die wohl darüber entschieden, dass er sich für kein Profiteam empfehlen konnte. "Leistungstechnisch war ich sehr zufrieden, aber den einen oder anderen Sieg hätte ich mir mehr erwünscht. Oft waren andere stärker, ich konnte zwar vom ersten bis fast zum letzten Rennen viel rausholen, aber am Ende entscheiden die Ergebnisse, ob du weiterkommst. Das ist halt die Realität auf Kontinentalebene. Du magst zwar knapp dran sein, aber wenn du die Rennen nicht gewinnst, dann hast du mit den Verträgen zu kämpfen“, sagte Vermeulen

Doch obwohl er sein Ziel wieder nicht erreichte, will er 2024 weitermachen. Denn dank der starken Teamleistung in Portugal fand Vermeulen wieder die Freude am Radsport und einen Grund mehr, beim Team Vorarlberg noch eine Saison dranzuhängen. "Ich muss echt gestehen, dass vom ersten Tag in Vorarlberg die Stimmung super war und ich kaum einen Renneinsatz beendet habe ohne Muskelkater vom Spaß, den wir gemeinsam hatten", grinste Vermeulen, der in Vorarlberg endlich jene Betreuer fand, die ihm sein Leben als Fahrer erleichterten: "Es hat von der ersten Minute an gefunkt und so war 2023 nicht nur sportlich, sondern auch menschlich eines meines besten Jahre."

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