Tirreno: Mayhofer Sechster in Giulianova

Milan bezwingt Philipsen und holt auch das Blaue Trikot

Von Felix Mattis

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Jonathan Milan (Lidl - Trek, re.) hat die 4. Etappe von Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

07.03.2024  |  (rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat in Giulianova an der Adria-Küste die 4. Etappe des 59. Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen und sich damit auch die Gesamtführung der italienischen Fernfahrt gesichert. Der Italiener setzte sich nach 207 kalten und harten Kilometern durch die Marken ans Meer im Sprint auf ansteigender Zielgeraden vor Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und Corbin Strong (Israel – Premier Tech) sowie Biniam Girmay (Intermarché – Wanty), Axel Zingle (Cofidis) und Marius Mayrhofer (Tudor) durch.

Diese Sechs waren die einzigen Fahrer aus dem Hauptfeld, die es kurz vor dem Zielstrich noch am letzten verbliebenen Ausreißer aus der Gruppe des Tages vorbeischafften: Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility).

Der Norweger war eingangs des ansteigenden Schlusskilometers, als die Ausreißergruppe fast schon gestellt war, noch einmal in die Offensive gegangen und von da an Vollgas bis zum Ziel gefahren. Kurzzeitig sah es sogar so aus, als würde er durchkommen, weil den Sprintern bergauf die Anfahrer ausgingen, doch am Ende reichte es dann doch knapp nicht für den ersten Profisieg seiner Karriere.

Erst überholten ihn Philipsen und Girmay, doch die höchste Endgeschwindigkeit hatte Milan, der auf den letzten zehn Metern sein Vorderrad noch an Philipsen vorbei zum Sieg schob. "Das war knapp! Was für ein Tag", strahlte der Lidl-Trek-Neuzugang im ersten Sieger-Interview und holte dann zur sonst so obligatorisch wirkenden, in diesem Fall aber wirklich aus tiefstem Herzen vorgetragenen Dankesrede ans Team aus.

"Ich glaube, ich muss mich vor allem bei meinen Teamkollegen bedanken, die einen großartigen Job gemacht haben. Ich hatte keinen leichten Tag, weil ich am Berg schon einen Platten hatte. Ich habe hart gekämpft, um wieder zurück ins Feld zu kommen und die Jungs haben mich so gut sie konnten unterstützt. Dann haben sie bis zum Finale das Feld mit angeführt – es war wirklich unglaublich heute! Ich will mich einfach nur bedanken!", so Milan.

Trotz der topografisch schweren Streckenführung und auch den ansteigenden 1,5 Schlusskilometern setzte Lidl – Trek den ganzen Tag volles Vertrauen in seinen Sprinter und arbeitete an der Spitze des Feldes viel, um die Sprintankunft in Giulianova zu ermöglichen und die ursprünglich sechs Ausreißer wieder zurückzuholen.

Milan eroberte durch seinen Sieg das Blaue Trikot vom Spanier Juan Ayuso (UAE Team Emirates), der nun vier Sekunden hinter ihm auf Rang zwei liegt. Kévin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) ist mit 18 Sekunden Rückstand Gesamtdritter. Mit der Gesamt- übernahm Milan auch die Führung in der Nachwuchswertung vor Ayuso, der am Freitag nun stellvertretend Weiß tragen wird. Und auch in der Punktewertung liegt Milan weiterhin vorn, getragen wird das Maglia Ciclamino am Freitag stellvertretend von Philipsen. Neuer Bergtrikotträger ist Davide Bais (Polti – Kometa).

So lief die 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico:

Schon gleich nach dem Start, bei diesmal trockeneren Bedingungen als am verregneten Vortag, aber trotzdem niedrigen Temperaturen im einstelligen Bereich, bildete sich eine sechsköpfige Spitzengruppe. Mirco Maestri (Polti – Kometa) war dort als 76. mit 1:24 Minuten Rückstand auf das Blaue Trikot der Bestplatzierte in der Gesamtwertung. Das Sextett fuhr innerhalb der ersten 15 Kilometer mehr als vier Minuten Vorsprung heraus, dann aber begann das Peloton bereits, ganz allmählich dagegenzuhalten.

Der Däne Alexander Kamp (Tudor) gewann vor den Italienern Lorenzo Quartucci (Corratec – Vini Fantini) und Davide Bais (Polti – Kometa) nach 69 Kilometern den einzigen Bergpreis des Tages in den Wolken am Valico di Castelluccio in 1.521 Metern Höhe, so dass Bais die Führung in der Bergwertung übernahm.

Das Profil der 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico. | Grafik: RCS Sport

Vom höchsten Punkt des diesjährigen 'Rennens zwischen den zwei Meeren', der mit der Forca di Presta (1.536 Meter) nach einer kurzen Gegensteigung ohne Bergpreis bei dort oben -1 Grad Celsius erreicht wurde, führte eine lange Abfahrt hinunter nach Ascoli Piceno und in Richtung Meer. Das Hauptfeld war bergauf zwischenzeitlich bis auf 1:38 Minuten an die Spitze herangerückt, weil einige Teams den Sprintern weh tun wollten. Letztlich wurde aber niemand abgehängt und die Lücke wuchs bergab wieder auf 5:15 Minuten an.

Knapp 80 Kilometer vor dem Ziel aber begannen Soudal – Quick-Step, Alpecin – Deceuninck und Lidl – Trek damit, den Abstand wieder zu verkleinern und auf eine Sprint-Ankunft hinzuarbeiten. An der 50-Kilometer-Marke standen noch 2:45 Minuten auf der Uhr und Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) ließ bereits zum zweiten Mal an einem kleineren Hügel vom Ende des Feldes abreißen.

28 Kilometer vor dem Ziel teilte sich die Spitzengruppe und nur Maestri, Kamp und Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) blieben bei noch einer Minute Vorsprung übrig und passierten das Ziel in Giulianova 22 Kilometer vor Schluss mit noch immer demselben Abstand ein erstes Mal. Am letzten Hügel des Tages führte Maestri das Spitzen-Trio 14 Kilometer vor Schluss über den Zwischensprint und 40 Sekunden dahinter musste Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) das Hauptfeld ziehen lassen.

Abrahamsen attackiert spät und kommt fast durch

Kurz darauf fiel auch Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) wegen eines Hinterraddefekts zurück. Der Niederländer kam mit Hilfe von Connor Swift fünf Kilometer vor dem Ziel aber wieder zurück ins Feld, das dann in die 1,5 Kilometer lange Schlusssteigung herein an die drei verbliebenen Ausreißer heranrauschte.

Dort attackierte dann Abrahamsen noch einmal, riss eine Lücke und kämpfte sich den Schlusskilometer hinauf in Richtung Ziel, während den Sprintzügen dahinter bergauf die Beine einschliefen. Auf der 500 Meter langen, ansteigenden Zielgeraden, fehlten den Sprintern ihre Leadouts dann aber. Man schaute sich kurz an und für einen Moment sah es so aus, als würde Abrahamsen der Coup gelingen. Dann aber kamen Philipsen, Girmay, Milan & Co. Meter um Meter näher und fingen den Norweger auf den letzten 50 Metern ab. Milan war dabei der Stärkste und schob sich auf dem Zielstrich an Philipsen vorbei zum Sieg und ins Führungstrikot.

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