RSNplusBeim Sturz am Sonntag “nicht so viel getan“

Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion"
Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) auf der 1. Etappe des Giro d´Italia. | Foto: Cor Vos

13.05.2024  |  (rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d'Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am ersten Ruhetag der Italien-Rundfahrt auf der Online-Pressekonferenz seines Teams.

"Mir geht's, wie es einem nach einem Sturz geht: Ich bin schon bei höherer Geschwindigkeit gestürzt, habe mir aber nicht so viel getan", sagte der zweifache Paris-Nizza-Sieger auf Nachfrage von radsport-news.com. "Ich habe ein bisschen Probleme mit dem Ellbogen und bin ein bisschen 'fest'. Aber der Ruhetag kam zur richtigen Zeit und wir haben heute gut gearbeitet. Ich denke, es ist morgen noch besser und alles läuft für die kommende Woche."

Schon nachdem Schachmann gleich auf der 1. Etappe in Turin den zweiten Platz belegt hatte, war klar: Der seit diesem Jahr in Andorra wohnende 30-Jährige ist bei seiner zweiten Italien-Rundfahrt in bestechender Form und seine Nominierung war mehr als gerechtfertigt. Schachmann wurde zum Giro mitgenommen, um auf Etappenjagd zu gehen und außerdem Kapitän Dani Martinez zu unterstützen. ___STEADY_PAYWALL___

Wie verschiebt sich Schachmanns Rolle ohne Lipowitz?

Grundsätzlich hat sich an seiner Rolle nach der ersten Rennwoche auch nichts verändert, erklärte Bora – hansgrohes Sportlicher Leiter Enrico Gasparotto am Montag. "Wir werden auf jeden Fall auch auf einzelne Etappen zielen. Das war schon vor dem Giro unser Ziel, mit Max und Danny Etappen anzuvisieren und dann aufs GC mit Dani zu schauen", so der Italiener.

"Es gibt nächste Woche von allem etwas. Morgen kommt schon eine Bergankunft. Es ist vielleicht nicht die schwerste, aber sicher eine interessante, je nachdem wie die Fahrer aus dem Ruhetag kommen. Dann haben wir Sprintetappen, aber auch welche für Ausreißer. Wir werden für jeden Tag unseren Plan haben. Van Poppel hat gestern im Sprint ein gutes Top 10 geholt und Max könnte, wenn er sich gut erholt, auf den Ausreißeretappen auch da sein."

Auf der 1. Etappe wurde Schachmann im Sprint ums Maglia Rosa nur von Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) geschlagen. | Foto: Cor Vos

Im Detail aber liegt nahe, dass sich der Aufgabenbereich von Schachmann nach dem Aus von Florian Lipowitz nun doch etwas mehr in Richtung Helferdienste verschieben dürfte. Die Unterstützung von Martinez nämlich dürfte durch dessen bisherige Auftritte – Zweiter bei beiden Bergankünften – und den zweiten Gesamtrang eine gewisse Priorität genießen bei Bora – hansgrohe.

"Es ist ziemlich unmöglich zu beantworten, was Max machen wird. Das hängt vom jeweiligen Tag ab und auch davon, wie er sich nach dem gestrigen Sturz fühlt. Da schauen wir von Tag zu Tag und gucken dann, wie die Strategie für Dani funktioniert mit den Ressourcen, die wir hier haben", sagte Gasparotto, und Schachmann stimmte zu:

"Wir müssen von Tag zu Tag schauen und sehen, wie ich mich entwickle und fühle", so der Deutsche. "Es wird definitiv Etappen geben, auf denen Dani meine Hilfe braucht. Das müssen wir jeden Tag schauen und es kann sich schon am Start einer Etappe innerhalb von Minuten ändern."

Wann passt ein Ausreißversuch in die Gesamt-Strategie?

Spezielle Etappen für einen möglichen Angriff markiert, so wie es Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) mit dem Teilstück am Samstag im Apennin gemacht und dann auch durchgezogen hatte, hat sich Schachmann nicht. "Man hat es letzte Woche gesehen: Der Erfolg von Ausreißergruppen hängt nicht immer von den Ausreißern ab, sondern vor allem auch vom Peloton. Letzte Woche gab es nicht viel zu holen, weil UAE eigentlich jede Etappe kontrolliert hat", meinte er. "Wir müssen daher jetzt schauen, welche Möglichkeiten sich ergeben, was im GC passiert – ob wir für Dani da sein müssen, oder alles kontrolliert läuft. Das müssen wir immer situationsabhängig schauen."

Platz 5 im Zeitfahren von Perugia war ein Ausrufezeichen. Der zweite Kampf gegen die Uhr findet nahe Schachmanns ehemaliger Wahlheimat am Gardasee statt. | Foto: Cor Vos

Durch das krankheitsbedingte Aus des bis dahin glänzend aufgelegten Grand-Tour-Debütanten Florian Lipowitz fehlt Bora-Kapitän Martinez gerade für die langen Anstiege im Hochgebirge ein sehr wichtiger Helfer. Neben dem Italiener Giovanni Aleotti ist Schachmann der wohl einzige noch richtig kletterstarke Mann an der Seite des Kolumbianers. Wie weit der Deutsche den Kapitän aber jenseits der 2.000-Meter-Marke wirklich unterstützen kann, ist schwer einzuschätzen. RSN fragte ihn deshalb, ob er sich aufs Hochgebirge freue.

Schachmann-Attacke mit doppelter Funktion in den Bergen denkbar

"Ehrlich gesagt, ist das schwer zu beantworten. Was wir bisher hatten, ist nicht vergleichbar damit, was wir Ende dieser Woche und in der dritten Woche vor uns haben. Deshalb werden wir schauen, welche Rolle ich im Hochgebirge spielen kann. Da bin ich noch nicht sicher", gab Schachmann zu.

Nach dem Aus von Florian Lipowitz (vorne) wird Schachmann in den Bergen beim Giro umso wichtiger für Kapitän Martinez. | Foto: Cor Vos

Mi seiner aktuellen Form und auch dem Auftritt vom Samstag im Hinterkopf, als Schachmann im unteren Teil des Schlussanstiegs von Prati di Tivo das Peloton anführte und ausdünnte, sollte er für niedriggelegenere Bergetappen wie die am Dienstag in Richtung Bocca della Selva aber ein wichtiger Mann sein. Und was die mögliche Etappenjagd betrifft, so könnte das hügelige Teilstück entlang der Adria nach Fano am Donnerstag etwas für ihn selbst sein.

Gut denkbar ist aber auch, dass man Schachmann auf den schweren Alpenetappen in eine Gruppe schickt, um ihn so als 'Relais-Station' nutzen zu können. Mit dieser Taktik und Lennard Kämna hat man vor zwei Jahren schließlich allerbeste Erfahrungen gemacht, als Jai Hindley den Giro gewann. Und wenn das Feld eine solche Gruppe um Schachmann dann doch nicht einholt, könnte auch in den Bergen seine Stunde als Etappenjäger doch noch schlagen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.05.2025Pidcock: Die Gesamtwertung ist kein Ziel, Rosa aber schon

(rsn) – Es war noch im Trikot der britischen Talenteschmiede Trinity Racing, als Thomas Pidcock schon einmal beim Giro zu überzeugen wusste. Drei Etappensiege fuhr der Brite ein. Auf einen wie Anto

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2025Walscheid nach Ellbogenbruch: “Die Hoffnung stirbt zuletzt“

(rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat zwei Tage nach seinem Sturz bei Dwars door het Hageland, bei dem er sich am Samstag den Ellbogen gebrochen hat, seine Hoffnungen auf einen Start bei der a

16.06.2025O’Connor legt im Kampf um Tour-de-Suisse-Titel vor

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat im Kampf um die Gesamtwertung bei der Tour de Suisse (2. UWT) schon auf der 1. Etappe um Küßnacht einen großen Vorteil gegenüber seinen Klassement-Ko

16.06.2025Gegen den Frust konzentriert sich Evenepoel auf sich selbst

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) trug nach seinem deutlichen Sieg im Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné das Gelbe Trikot. Vier Tage später, am Ende der Rundfahrt, wich der Trium

16.06.2025Buchmann und seine Formkurve klettern in Richtung Tour

(rsn) – Während Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit seinem Podestplatz und als neuer deutscher Hoffnungsträger für die Gesamtwertung bei großen Rundfahrten in der vergangenen

16.06.2025Pogacar sieht wenig Verbesserungsbedarf nach Dauphiné-Triumph

(rsn) – Nach dem Zeitfahren von Saint-Péray auf Etappe 4 gab es kurzzeitig etwas Hoffnung bei der Konkurrenz von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), der Weltmeister sei in diesem Sommer schla

16.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.06.2025Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

(rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewo

15.06.2025Vingegaard kennt seine Baustellen nach Tour-Generalprobe

(rsn) – Man kann Jonas Vingegaard und seinem Team Visma – Lease a Bike nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten. In den Bergen waren alle Versuche gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates

15.06.2025Van der Poel verpasst Grün, aber freut sich über harte Woche

(rsn) – Ein winziges Pünktchen hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Ende des 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gefehlt, um das ab Etappe 3 von ihm getragene Grüne Trikot auch mit

15.06.2025Evenepoel: “Manchmal nehmen sie einem die Moral“

(rsn) - Das 77. Critérium du Dauphine (2.UWT) gab einen Vorgeschmack, was wir von der kommenden Tour de France erwarten dürfen. Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und der Zweitpla

15.06.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Suisse ist zur Angelgenheit der Ausreißer geworden. Bei einsetzendem Regen ließen es die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg größtenteils ruhig angehen, doch gleichz

15.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Lenny Martinez (Bahrain Victorious) hat am Plateau du Mont-Cenis die Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gewonnen und sich eine gute halbe Minute vor den großen Favoriten ins Ziel geret

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)