“Hast gezeigt, wer die großen Eier hat“

Vingegaard kontert Evenepoel aus und sichert Tour-Rang 2

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Vingegaard kontert Evenepoel aus und sichert Tour-Rang 2"
Nur Tadej Pogacar im Gelben Trikot konnte Jonas Vingegaard am Col de la Couillole folgen. | Foto: Cor Vos

21.07.2024  |  (rsn) – Auch wenn es mit dem Etappensieg am Col de la Couillole für Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) nicht geklappt hat, weil ihn Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auf den letzten 150 Metern doch noch absprintete, hat der Däne die letzte Bergetappe der Tour de France 2024 schließlich doch noch mit einem guten Gefühl verlassen: Er spürte, dass er trotz des schlechten Tages zuvor wiedererstarkt zurückkommen konnte und Remco Evenepoel im Griff hatte. Und dann war da noch ein kleines Detail.

"Du hast ihm gezeigt, wer große Eier hat, hm?", rief Edelhelfer Matteo Jorgenson im Zielbereich zu Vingegaard herüber, als die beiden durchatmeten, etwas tranken und sich das Gesicht abwischten bevor die um sie herum wartenden TV-Kameras und Mikrofone für Interviews auf "Aufnahme" schalteten.

Offenbar war der Verbalangriff von Evenepoel - , den der Belgier nach der 9. Etappe über die Schotterstraßen rund um Troyes gesetzt hatte, weil er frustriert war, dass Vingegaard dort nicht mit ihm mitgearbeitet hatte, als die drei Top-Favoriten der Tour kurzzeitig allein ausgerissen waren, intern doch ein Thema – oder zumindest etwas, worüber man in den zwei Wochen seither das eine oder andere Mal lachte.

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In den Interviews dann ging Vingegaard aber natürlich auf das Thema "Revanche" nicht ein. Denn alle hypothetischen Privatfehden beiseite ging es am Col de la Couillole eben vor allem um eines: den zweiten Gesamtrang hinter Dominator Pogacar auf dem Podium in Nizza.

Und den hat Vingegaard mit seiner Konterattacke fünf Kilometer vor dem Ziel der 20. Etappe als Antwort auf zwei Angriffsversuche von Evenepoel eindrucksvoll abgesichert. 46 Sekunden vor Evenepoel kam er als Zweiter ins Ziel und baute seinen Vorsprung dank der Bonifikationen von 1:58 auf 2:50 Minuten aus.

"Irgendwie habe ich schon gehofft, dass er mir den Sieg überlässt"

"Wir sind jetzt etwas sicherer auf dem zweiten Platz. Remco hat versucht anzugreifen, aber das Ergebnis ist gut für uns. Das fühlt sich wie ein Sieg an. Aber es ist trotzdem noch nicht gelaufen, wir müssen das Zeitfahren erstmal noch fahren", wollte der Sportliche Leiter Frans Maassen den Tag nicht vor dem Abend loben. Doch wirklich realistisch scheint es nicht, dass Evenepoel Vingegaard im Kampf gegen die Uhr noch so viel abnimmt.

Dass die Absicherung von Rang zwei gelang, ließ Vingegaard auch trotz des von Pogacar weggeschnappten Etappensieges lächeln. "Irgendwie habe ich schon gehofft, dass er mir den Sieg überlässt", gab der Däne am Eurosport-Mikrofon zwar zu, fügte dann aber hinzu: "Aber erwartet habe ich es nicht. Das ist Radsport. Es ist wie es ist und ich mache ihm keine Vorwürfe. Ich würde es vermutlich genauso machen."

Viel wichtiger war ihm die Rückmeldung, die ihm sein Körper nach zwei schweren Tagen in Richtung Superdévoluy und über die Cime de la Bonette nach Isola 2000 gegeben hatte. "Ich bin froh, dass ich heute abliefern konnte und wie ich von gestern zurückgekommen bin, als ich einen meiner schlechtesten Tage auf dem Rad hatte", sagte er – und das freute auch Maassen:

Pogacar: "Vingegaard hat gezeigt, dass er nicht einfach zu knacken ist"

"Jonas hat sich heute Morgen sehr gut gefühlt, das wir vielversprechend. Es ist nur schade, dass wir die Etappe nicht gewinnen konnten. Wir haben alles gegeben und haben lange gehofft, dass die Spitzengruppe mit Wilco vorne bleiben würde. Aber als dann Soudal – Quick-Step Druck gemacht hat, wussten wir, dass der Sieger aus dem Peloton kommt. Und gegen einen explosiven Fahrer wie Pogacar ist es dann schwer."

Der Mann im Gelben Trikot zollte dem gerade noch einmal geschlagenen Gegner dann am Couillole auch noch Respekt: "Vingegaard hatte ein paar schwere Tage, aber heute hat er gezeigt, dass er nicht einfach zu knacken ist", zog Pogacar den Hut vor dem Kampfgeist seines Dauer-Rivalen und dessen Comeback. "Es war sehr schwer zu folgen in dem Moment als Jonas seine Konterattacke forcierte. Da war ich wirklich schon am Limit und deshalb wollte ich auch nicht mit ihm zusammenarbeiten, sondern mich an seinem Hinterrad erholen, um noch die Möglichkeit zu haben, die Etappe zu gewinnen."

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