Tour: Vollering knöpft Niewiadoma vier Sekunden ab

Bergkönigin Ghekiere triumphiert solo in Le Grand-Bornand

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Justine Ghekiere ((AG Insurance - Soudal Team) hat die 7. Etappe der Tour de France Femmes gewonnen. | Foto: Cor Vos

17.08.2024  |  (rsn) – Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal Team) hat auf der 7. Etappe der 3. Tour de France Femmes (2.WWT) als Ausreißerin triumphiert und mit dem größten Erfolg ihrer Karriere auch die Führung in der Bergwertung ausgebaut. Die 28-jährige Belgierin setzte sich über 166,4 Kilometer von Champagnole nach Le Grand-Bornand am Montée de Chinallon (2.Kat.) als Solistin mit 1:15 Minuten Vorsprung auf die Französin Maëva Squiban (Arkéa - B&B Hotels) durch.

Die Favoritinnen traten am ersten Tag in den Alpen zu spät in Aktion und konnten die Lücke nicht mehr schließen. Im Bergaufsprint um den dritten Platz und den damit verbundenen vier Bonussekunden ließ Titelverteidigerin Demi Vollering (SD Worx – Protime / +1:23) die Gesamtführende Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) hinter sich. Die Polin hatte mit einer Tempoverschärfung auf dem Schlusskilometer die Niederländerin nicht abschütteln können und wurde Vierte vor der Französin Evita Muzic (FDJ – Suez / +1:27).

“Mir fehlen wirklich die Worte. Ich glaube, ich träume, es ist verrückt. Ich möchte mich bei meinem Team bedanken, das ganze Team war vorne und hat mich gut beschützt und mir geholfen, in die Ausreißergruppe zu kommen. Und dann ein ganz großes Dankeschön an Julie (Van de Velde), sie ist ein wirklich starkes Rennen gefahren, sie hat alles für mich getan, um mich am Anstieg in die beste Position zu bringen und so viel Energie wie möglich zu sparen. Dieser Sieg ist auch für sie“, sagte Ghekiere, die 13 Kilometer vor dem Ziel ihre letzten beiden Begleiterinnen abschüttelte und danach ihren Vorsprung souverän behauptete, nachdem sie bereits zuvor viele Bergpunkte eingesammelt hatte.

“Als ich die letzten Punkte (am Col de Saint-Jean-de-Sixt, vorletzer Berg, d. Red.) holte, war ich wirklich tot und dachte ’Ich fahre einfach mein eigenes Tempo‘. Und ich konnte vorne bleiben, ich kann es nicht glauben, ich kann es wirklich nicht glauben“, so Ghekeire, die seit 2023 für das Insurance-Soudal-Team fährt und bisher erst einen Sieg auf ihrem Konto hatte: 2023 gewann sie die Gesamtwertung der Valencia –Rundfahrt der Frauen, wobei sie sich im Gepunkteten Trikot der besten Kletterin sogar auf Rang zehn der Gesamtwertung verbesserte. “Ich freue mich wirklich darauf, die letzte Etappe dieser Tour in diesem ‘Skinsuit‘ zu fahren, und mit einem Sieg ist es jetzt schon ein Traum“, fügte sie an.

“Mein Gefühl war okay. Es war ein langer, harter Tag. Der letzte Anstieg war meiner Meinung nach nicht schwierig und steil genug. Wenn du dann die Führung übernimmst, werden alle in deinem Hinterrad von deinen Bemühungen profitieren. Also habe ich das nicht getan“, erklärte Vollering gegenüber NOS ihre eher defensive Taktik. “Mein Ziel war es, Kasia nervös zu machen. Das hat funktioniert, weil sie ständig zurückblickte. Ich schätze, sie hatte Angst, ich würde angreifen. Als ich das merkte, fühlte ich mich gut. Es ist schön, dass es mir am Ende gelang, einen kleinen Vorsprung herauszuholen."

Lippert muss im schweren Finale passen

Die Österreicherin Valentina Cavallar (Arkéa - B&B Hotels / +1:28) belegte Rang 15, die Friedrichshafenerin Liane Lippert (Movistar / +1:54), die an beiden vorhergegangenen Etappen jeweils Dritte geworden war, konnte im Finale den Besten nicht mehr folgen und musste sich mit Rang 21 begnügen. “Es war megahart und auf dem letzten Kilometer hat es mir den Stecker gezogen. Ich wäre aber schon gerne vorne mit reingefahren“, sagte Lippert im Ziel der ARD.

Vor der alles entscheidenden Schlussetappe nach Alpe d’Huez liegt Niewiadoma 27 Sekunden vor der Niederländerin Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck), die sich als Tagessiebte an der Französin Cédrine Kerbaol (Ceratizit – WNT / +0:37) vorbeischob. Vollering machte zwei Positionen gut und ist nun Achte (+1:15), wogegen Lippert zwei Plätze einbüßte und als Elfte (+1:47) gewertet wird.

Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) gewann aus der Gruppe des Tages heraus den Zwischensprint und baute ihre Führung in der Punktewertung aus, Ghekiere sicherte sich vier der fünf Bergpreise des Tages und liegt in der Bergwertung nun 16 Punkte vor Pieterse, die wiederum ihre Spitzenposition in der Nachwuchswertung festigte. Lidl – Trek bleibt mit deutlichem Vorsprung bestes Team.

So lief die 7. Etappe der Tour de France Femmes:

Gut 3.000 Höhenmeter waren bei der ersten großen Kletterprüfung dieser Tour zu bewältigen Bis zum ersten kategorisierten Anstieg des Tages konnte sich trotz zahlreicher Attacken keine Fahrerin aus dem Feld lösen. Für Aufregung sorgte dagegen ein früher Sturz, in dessen Folge Mieke Docx (Lotto - Dstny Ladies), Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) und Anya Louw (AG Insurance - Soudal Team) das Rennen aufgeben mussten. Später stieg auch noch die zweimalige Etappengewinnerin Charlotte Kool (dsm-firmenich) aus.

Auch am zwölf Kilometer langen Col de la Croix de la Serra (1. Kat.) blieb das nun aber immer kleiner werdende Feld zusammen. Pieterse holte sich am Gipfel die Bergwertung vor Ghekiere und rückte so bis auf einen Zähler an die Bergkönigin dieser Tour heran.

In der Abfahrt machte sich die Belgierin dann aber rund 80 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Julie Van de Velde sowie Vos, Sara Martin (Movistar), Sarah Roy (Cofidis) und Ruth Edwards (Human Powered Health) auf und davon und fuhr sich schnell einen Vorsprung von rund zwei Minuten heraus. Dank der zwei Punkte an der Côte de Bois d'Arlod (4. Kat.) baute Ghekiere dann ihren Vorsprung gegenüber Pieterse wieder etwas aus, während Vos sogar die neue virtuelle Gesamtführende war und mit dem Gewinn des Zwischensprints ihre Führung in der Punktewertung vergrößerte.

Das Streckenprofil der 7. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: Veranstalter

Am Fuß der Côte de Cercier (3. Kat.) gut 50 Kilometer vor dem Ziel hatte die Spitzengruppe ihren Vorsprung sogar auf deutlich mehr als fünf Minuten ausgebaut. Den Bergpreis und die damit verbundenen drei Punkte sicherte sich auch hier Ghekiere vor ihrer Teamkollegin Van de Velde.

In der Anfahrt zum Col de Saint-Jean-de-Sixt (2. Kat.), dem ersten Berg des zweigeteilten, von einer zwei Kilometer langen Abfahrt unterbrochenen Schlussanstiegs, blieb der Abstand fast konstant, da keines der Teams der Favoritinnen die letzte Entschlossenheit zeigte, angesichts rund 20 Kilometer langen abschließenden Kletterpartie das Sextett frühzeitig wieder einzufangen. Zudem hielt Van de Velde an der Spitze das Tempo hoch, um ihrer im Gepunkteten Trikot fahrenden Teamkollegin zu ermöglichen, weitere Bergpunkte zu sammeln.

Erst als sich Zeitfahrweltmeisterin Chloe Dygert (Canyon – SRAM) vor das Feld spannte, war dies das Zeichen zur Aufholjagd zu blasen, wodurch der Abstand 20 Kilometer vor dem Ziel auf vier Minuten schrumpfte. Fünf Kilometer später fiel Roy als erste der Ausreißerinnen zurück, kurz darauf musste auch Van de Velde dem Kräfteverschleiß Tribut zollen, ehe Ghekiere drei Kilometer vor dem Gipfel ihre restlichen Begleiterinnen abschüttelte.

Ghekiere schüttelt alle Begleiterinnen ab und stürmt zum Sieg

Zugleich fielen immer mehr Fahrerinnen aus dem Hauptfeld zurück, das seinen Rückstand zehn Kilometer vor dem Ziel auf 2:30 Minuten reduziert hatte. Ghekiere holte sich davon unbeeindruckt die nächsten fünf Bergpunkte. Als sie den sieben Kilometer langen Montée de Chinallon in Angriff nahm, beschleunigte Vollering mit Niewiadoma gut zwei Minuten hinter ihr erstmals aus der Gruppe der Favoritinnen heraus.

Als sich danach zunächst aber nichts tat, nahm Muzic fünf Kilometer vor dem Ziel die Zügel in die Hand, gefolgt von Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) und Niewiadoma, die gut drei Kilometer vor dem Ziel überraschend in die Offensive ging und die Gruppe der Verfolgerinnen weiter ausdünnte. Kurz darauf waren auch Vos und Martin und wenige später Rooijakkers gestellt.

Dagegen hielt sich nicht nur Ghekiere, die ihr Glück kaum fassen konnte und im Ziel völlig erschöpft auf den Asphalt niedersank, sondern auch Squiban, die sich kurz zuvor abgesetzt hatte, vor den Favoritinnen, die wieder an Tempo herausnahmen, ehe Niewiadoma auf dem Schlusskilometer antrat und mit Vollering im Schlepptau dem Ziel entgegenstürmte. Im Kampf um Rang drei und die letzten vier Bonussekunden hatte dann aber die Titelverteidigerin die Nase vorn, wogegen das Gelbe Trikot leer ausging.

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