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18.08.2024 | (rsn) - Die 8. Etappe der Tour de France Femmes über 149,9 Kilometer von Le Grand-Bornand nach Alpe d’Huez war an Spannung nicht zu überbieten. Im dramatischen Finish an den berühmten 21 Kehren zur legendären Bergankunft gewann die Niederländerin Demi Vollering (SD Worx – Protime) zwar vor ihrer Landsfrau Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck). Doch zur Titelverteidigung reichte es nicht.
Mit einer heroischen Leistung im 13,7 Kilometer langen Schlussanstieg rettete die Polin Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM Racing) als Tagesvierte vier Sekunden ihres Vorsprungs, der vor der Etappe 1:15 Minuten betragen hatte, und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere. Wie knapp es zuging, zeigte auch, dass der Gesamtdritten Rooijakkers nach 949,7 Kilometern von Rotterdam nach Alpe d’Huez ebenfalls nur zehn Sekunden zum Gesamtsieg fehlten.
“Um ehrlich zu sein, es ist einfach verrückt. Die ganze Etappe war eine Achterbahnfahrt. Ich habe total mein Selbstvertrauen verloren. Ich habe mich wirklich sehr schlecht gefühlt. Ich liebe Abfahrten und ich konnte da meine Energie zurückgewinnen“, erklärte die 29-jährige Niewiadoma im Flash-Interview. “Manchmal braucht man nur einen Moment der Entspannung und man bekommt die Energie zurück. Ich habe alles gegessen, was ich in meinen Taschen hatte, habe viel Flüssigkeit zu mir genommen und dann habe ich mich wieder gut gefühlt und war bereit, um weiterzumachen“, fügte sie an.
“Gerade im Moment ist es sehr traurig, dass ich die Tour nur um vier Sekunden verloren habe“, sagte die entthronte Titelverteidigerin Vollering im Flash-Interview. “Vor allem, weil ich wusste, dass das Gelbe Trikot bis zu diesem blöden Sturz auf der 5 Etappe sicher auf meinen Schultern saß Ich habe dort alles verloren … Es tut sehr weh zu sehen, dass meine Leistung auf der Schlussetappe nicht gereicht hat“, so die 27-Jährige, die bereits am Col du Glandon 54 Kilometer vor dem Ziel attackiert und dort Niewiadoma abgeschüttelt hatte. Die aber gab nie auf und entschied das Fernduell schließlich knapp für sich.
Dagegen war die 31-jährige Rooijakkers war mit ihrer Vorstellung ausgesprochen zufrieden. “Ich kann wirklich sehr glücklich sein mit meiner Leistung. Ich wusste, dass ich um Gelb fahre und habe versucht, irgendwie am Hinterrad von Demi (Vollering) dranzubleiben. Wir haben im Höhentrainingslager mit vielen Fahrerinnen sehr hart für diese Tour gearbeitet. Wir haben viel Selbstvertrauen von den Trainern und dem ganzen Team bekommen. Sie haben an uns geglaubt“, so die Gesamtdritte im Interview mit Eurosport.
Den dritten Tagesplatz holte sich die Französin Evita Muzic (FDJ – Suez), Fünfte wurde die Italienerin Gaia Realini (Lidl – Trek) Eine starke Leistung zeigte auch die Österreicherin Valentina Cavallar. Die Ex-Ruderin belegte unmittelbar hinter Cedrine Kerbaol (Certizit – WNT Pro Cycling) den siebten Platz. Beste Deutsche war Hannah Ludwig (Cofidis Women) als Fünfzehnte. In der Gesamtwertung landete Liane Lippert (Movistar) letztlich auf dem 18. Platz.
In den Sonderwertungen gab es trotz dieser dramatischen letzten Etappe keine Veränderungen. Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) holte sich das Punktetrikot, Justine Ghekiere (AG Insurance – Soudal) das Gepunktete Trikot der Bergbesten Fahrerin, Puck Pieterse gewann die Wertung der besten Nachwuchsfahrerin. Lidl Trek sicherte sich die Teamwertung.
???? Relive the last km of this nail-bitting final! Thank you Demi, Pauliena, Katarzyna, Evita, you've been amazing!
— Le Tour de France Femmes avec Zwift (@LeTourFemmes) August 18, 2024
???? Retour sur cet incroyable dernier KM du #TDFF2024 ! Merci Demi, Pauliena, Katarzyna, Evita, vous avez été magiques !#WatchTheFemmes | @GoZwift pic.twitter.com/eSSdcBvDh4
Noch 116 Fahrerinnen starteten um 14:00 Uhr in Le Grand-Bornand zum großen Showdown der 3. Tour de France Femmes. Nach kurzer Zeit konnte sich eine große Gruppe von 23 Fahrerinnen vom Feld absetzen. Mit dabei waren hier unter anderem Bergkönigin Justine Ghekiere (AG Insurance – Soudal), die beiden Deutschen Liane Lippert (Movistar) und Franziska Koch (dsm-firmenich – PostNL), Lucinda Brand (Lidl – Trek) sowie mit Mischa Bredewold, Blanka Vas, Christine Majerus und Lorena Wiebes gleich vier Teamkolleginnen von Vollering. Das Team der Gesamtführenden Niewiadoma konnte dagegen keine Fahrerin in die Fluchtgruppe bringen. An der ersten Bergwertung des Tages am Col de Tamie (2. Kat) hatte die Gruppe eineinhalb Minuten Vorsprung auf das Peloton. Die Punkte dort sicherte sich Ghekiere vor Bredewold und Majerus.
Danach vergrößerte sich der Vorsprung der Spitzengruppe auf maximal drei Minuten. Die Sprintwertung 96 Kilometer vor dem Ende gewann Wiebes vor Majerus und Olivia Baril (Movistar). Danach beruhigte sich das Rennen kurz, ehe die beiden letzten und schwersten Berge dieser Tour folgten. Am Fuße des Col du Glandon (HC) wies die Spitzengruppe noch einen Vorsprung von zwei Minuten auf.
Das Peloton verringerte im ersten Teil des Anstiegs stetig den Rückstand und viele Fahrerinnen konnten das Tempo an der Spitze, aber auch im Hauptfeld nicht mehr mitgehen. Brand erhöhte vorn das Tempo 65 Kilometer vor Ende des Rennens und spaltete somit die Spitzengruppe in zwei Teile. Nur Lippert, Erica Magnaldi (UAE Team ADQ), Katrine Aalerud (Uno-X Mobility), Silke Smulders (Liv - AlUla - Jayco), Alice Arzuffi (Ceratizit - WNT Pro Cycling) und Loes Adegeest (FDJ - Suez) konnten ihr folgen.
Das Streckenprofil der 8. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: Veranstalter
Daraufhin bildete sich eine Verfolgergruppe, die schnell den Rückstand auf 40 Sekunden verringerte. Mavi Garcia (Liv – AlUla – Jayco) löste sich zur Hälfte des Anstiegs vom Peloton. Schnell schaffte sie den Anschluss an die Verfolgerinnengruppe, konnte dann aber nicht entscheidend näher an die Spitze heranfahren. Wenig später wurde sie wieder vom Feld geschluckt.
Etwa sechs Kilometer vor der Bergwertung attackierte Valentina Cavallar (Arkea B&B Hotels) und zog an der Spitzengruppe vorbei. Kurze Zeit später erhöhte SD Worx – Protime das Tempo im Peloton und stellte die ehemalige Spitzengruppe.
2,5 Kilometer vor dem Gipfel attackierte Vollering und konnte sich gemeinsam mit Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) lösen. Dieses Duo fuhr an die Führende Cavallar heran und so überquerte das neu formierte Trio mit bereits einer Minute Vorsprung auf die Verfolgerinnengruppe mit Niewiadoma, Brand, Realini, Muzic und Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal) den Col du Glandon.
In der Abfahrt konnten zur Verfolgerinnengruppe noch Cedrine Kerbaol (Ceratizit – WNT) und Niamh Fisher-Black (SD Worx – Protime) aufschlossen. Cavallar musste vorn reißen lassen und wurde am Ende der Abfahrt eingeholt. Im folgenden Flachstück waren sich Rooijakkers und Vollering nicht einig und verloren einige Sekunden. Zum Start des 13,7 Kilometer langen Anstiegs nach Alpe d’Huez hatten sie nur noch 40 Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerinnen.
Hier machten sich Muzic, Realini und Niewiadoma auf die Verfolgung des Spitzenduos. Rooijakkers überließ vorn Vollering weiterhin die Tempoarbeit. Zehn Kilometer vor dem Ziel hatten die Beiden dennoch eine Minute Vorsprung auf die Gruppe um Niewiadoma.
Danach blieb der Abstand lange sehr konstant bei über einer Minute. Zu diesem Zeitpunkt deutete alles auf einen Zweikampf um den Toursieg zwischen Vollering und Rooijakkers hin. Doch vier Kilometer vor dem Ende hatte Niewiadoma plötzlich nur noch 55 Sekunden an Rückstand. Eineinhalb Kilometer später attackierte Rooijakkers, doch Vollering blieb dran und konnte schließlich im Zielsprint vor Rooijakkers die Etappe gewinnen.
Bei den Verfolgerinnen griff Muzic an, wobei Niewiadoma sich nicht abschütteln ließ. Im Sprint um Platz drei zog die Polin zwar den Kürzeren, dennoch reichte es, um das Gelbe Trikot knapp gegen Vollering zu verteidigen.
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