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11.09.2024 | (rsn) – Im neunten Jahr der Europameisterschaften für die Elite gibt es erstmals einen italienischen Sieger im Zeitfahren. Edoardo Affini, der 2018 schon einmal in der U23 zu Gold gefahren war, startete vergleichsweise gemächlich, ließ dann aber seine Kontrahenten allesamt hinter sich. Stefan Küng (Schweiz), der am ersten Messpunkt nach zehn Kilometern noch die Führung innehatte, musste sich mit letztlich knapp zehn Sekunden Rückstand mit Silber begnügen. Platz drei ging ebenfalls nach Italien; Mattia Cattaneo sicherte sich Bronze vor Daan Hoole aus den Niederlanden und dessen Landsmann Thymen Arensman.
Affini nutzte seine Chance in Abwesenheit der Topstars Remco Evenepoel, Joshua Tarling und Filippo Ganna. Für den 28-Jährigen war es erst der dritte Sieg als Profi, die anderen beiden stammen aus dem Jahr 2019. Entsprechend glücklich zeigte sich der neue Europameister auch im Ziel-Interview der UEC. “Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein tolles Gefühl. Ich habe eine sehr lange Zeit hinter mir ohne Sieg. Ich habe mein letztes Rennen in meinem ersten Profijahr gewonnen“, erzählte der Mann, der im Trikot von Visma – Lease a Bike unterwegs ist und dort wichtige Helferarbeit leistet, wenn er nicht gerade Azurblau trägt.
Zuletzt noch bis zum Sonntag bei der Vuelta. “Ich war immer da, habe immer meinen Job gemacht. Die letzten drei Wochen bei der Vuelta waren sehr hart für mich. Es war die schwierigste Grand Tour, die ich in meiner Karriere gefahren bin. Ich habe für das Team gearbeitet und auch bei den zwei Zeitfahren versucht, alles zu geben.“
Zwölfter wurde er noch am Sonntag in Madrid, als Küng gewann und Cattaneo Dritter wurde. “Heute bin ich ganz ohne Druck in das Rennen gegangen. Um ehrlich zu sein, habe ich mich heute in der Früh nicht gut gefühlt, mein Coach hat zu mir gesagt, vielleicht fühlt es sich später besser an. Ich bin gestartet und war überraschenderweise echt ganz gut drauf. Dann habe ich versucht, einfach alles zu geben. Jetzt ist es immer noch schwer zu glauben“, sprudelte es aus Affini heraus. Viel Zeit zum Feiern bleibt für den Moment aber nicht. “Ich versuche es so viel wie möglich zu genießen, aber morgen wartet mit dem Team schon das nächste Rennen auf mich.“
Die beiden deutschen Starter schafften es in den Top 10. Nils Politt (+1:01 Minuten) wurde Siebter, Max Walscheid (+1:13) landete auf dem zehnten Rang. Damit dürften beide im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterwegs gewesen sein, Politt nach einer langen Saison noch eher als Walscheid. Kaum zufrieden sein wird Stefan Bissegger. Der zweite Schweizer im Rennen, der mit Titelambitionen angereist und als Letzter gestartet war, kassierte anderthalb Minuten Rückstand. Platz 12 war es am Ende für ihn.
Und auch Mikkel Bjerg (Dänemark), der direkt vor ihm gestartet war, blieb einen Rang davor hinter seinen Möglichkeiten zurück. Allerdings hatte das Duo die schlechtesten Bedingungen des Tages. Denn auf dem ersten Drittel der Strecke war während der letzten Starter Regen aufgezogen. Mit dem hatte allerdings auch Affini kurzzeitig zu kämpfen. Der nahm im Nassen aber nicht schon die Beine hoch, sondern zog durch. Und wurde dann wieder mit einer trockenen Strecke und dem Titel belohnt.
Obwohl er auf dem höchsten Podest mit dem Lied der Italiener geehrt wurde, war Affini nicht der schnellste Fahrer des Tages. Dieser Titel geht an den Belgier Alec Segaert, der bei der U23 Gold gewann und dabei neun Sekunden schneller war als der Sieger der Elite - bei eventuell anderen äußeren Bedingungen, allerdings.
Der Bulgare Emil Stoynev eröffnete das Rennen auf der Rampe. Doch der Erste, der es beendete, war ein anderer. Arensman war bereits als Dritter ins Rennen gegangen und machte mit den Männern vor ihm kurzen Prozess. Schon ein 50er Schnitt an der ersten Zwischenzeit zeigte, in welche Richtung die Reise gehen würde.
Politt startete als Fünfter früh, kassierte da aber schon einige Sekunden Rückstand auf den Niederländer. Danach passierte lange nichts. Und während im Ziel noch die Sonne schien, als Arensman dort ankam, war es unterwegs für einen Großteil der Favoriten auf der Strecke bereits wieder extrem nass.
Das Streckenprofil des EM-Zeitfahrens der Männer | Foto: Veranstalter
Dennoch konnten zunächst sein Landsmann Hoole und später auch Küng die Zeit noch mal drücken, der Schweizer um zehn Sekunden. Andere unterboten den Frühstarter nicht, der damit dort Dritter blieb.
Allerdings drehte sich das Blatt am zweiten Messpunkt. Während sogar Politt die Lücke zum Niederländer fast geschlossen hatte, machte Affini sogar 26 Sekunden gut und hatte damit einen Vorsprung von derer 22. Der Italiener konnte dort auch Küng hinter sich halten, eine knappe Sekunde fehle dem Schweizer. Die Lücke zum Dritten Cattaneo betrug da schon 15 Sekunden. Früh aus dem Rennen waren dagegen Stefan Bissegger (Schweiz) und Mikkel Bjerg (Dänemark).
Auf den letzten zwölf Kilometern – ab dem zweiten Messpunkt war es wieder trocken – das änderte an der Tendenz aber nichts mehr. Während Affini weiter beschleunigte, konnten seine Konkurrenten nicht mithalten. Der Italiener fuhr noch mal zehn Sekunden auf Küng heraus. Sein Landsmann Cattaneo verteidigte Bronze, baute seinen Vorsprung auf Hoole aber auch weiter aus.
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