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25.05.2025 | (rsn) – Erneut sah man im Zielraum der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) ihren Arm in die Höhe gereckt. Marlen Reusser (Movistar) hatte auf der abschließenden Etappe die nächste Duftmarke gesetzt und die Konkurrenz auch im finalen Zeitfahren in die Schranken gewiesen.
Mit ihrem vierten Saisonsieg hatte sie ihren Vorsprung im Gesamtklassement nochmals ausgebaut – auf schließlich 1:51 Minuten gegenüber der Italienerin Elisa Longo Borghini (UAE Team – ADQ), die sich als Dritte des 9,4 Kilometer langen Kampfes gegen die Uhr noch auf Gesamtrang zwei verbesserte. Gegenüber Reusser aber war auch die Giro-Siegerin von 2024 in Spanien machtlos.
"Wir sind schon hierhergekommen, um zu gewinnen", meinte die Schweizerin anschließend. "Aber dass es am Ende so deutlich werden würde, war nicht absehbar. Ich war schon in der Vorbereitung sehr fokussiert auf diese Aufgabe hier in Burgos und mein Team hat dazu noch hervorragend gearbeitet“, fügte die 33-Jährige an.
___STEADY_PAYWALL___Mit ihrem Burgos-Auftritt krönte Reusser ein denkwürdiges Comeback, das sie nach monatelangem Post-Covid-Syndrom wieder an die Weltspitze brachte. Am 19. Mai 2024 bestritt sie bei der damaligen Burgos-Rundfahrt ihr für lange Zeit letztes Radrennen. Und nun gelang ihr im Norden Spaniens eine Leistung, mit der sie nahtlos an ihren zweiten Gesamtrang von der Vuelta Espana Femenina (2.WWT) anknüpfte, bei der sie sich Anfang des Monats nur Demi Vollering (FDJ – Suez) geschlagen geben musste.
| Foto: Cor Vos
Der Weg zurück an die Spitze war kräftezehrend und steinig und laut Trainer und Lebenspartner Hendrik Werner alles andere als gewiss. “Nach sieben Monaten Fieber hatten wir große Bedenken, ob Marlen überhaupt je wieder ambitioniert Sport treiben kann, geschweige denn Profisport auf höchstem Niveau“, blickte der 42-Jährige im Gespräch mit RSN zurück.
“Da waren nicht nur Zweifel hinsichtlich ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch in puncto Erwerbstätigkeit“, gab Werner Einblicke in den damaligen Gemütszustand seiner Lebensgefährtin. “Es brauchte den Kontrast der Erlebnisse, um die Gesundheit nochmals stärker wertzuschätzen und aus diesem Grund überwiegt bei uns beiden, trotz der aktuellen Erfolge, die Dankbarkeit“, fügte er an
Reussers jüngst bei der Vuelta Espana (2.WWT) und nun auch bei der Vuelta a Burgos Feminas unter Beweis gestellten Kletterqualitäten dürften im Peloton hinreichend bekannt sein. Zwar haftet ihr immer noch das Etikett der Zeitfahrspezialistin an, doch hat sie schon 2023 bei der Tour de Suissse (2.WWT) und der Itzulia im Baskenland (2.WWT) Gesamtsiege bei bergigen Rundfahrten einfahren können.
“Wer Marlens Fahrweise in den vergangenen Jahren am Berg beobachtet hat, wird nicht sonderlich überrascht über ihre Kletterstärke sein. Sie musste halt in der Vergangenheit vorwiegend für ihre Kapitäninnen fahren und konnte deshalb nicht selbst so in Erscheinung treten“, erklärte Werner.
Nach ihrem grandiosen Comeback hat Reusser allen Grund zum Strahlen. | Foto: Cor Vos
Der Wechsel vom Star-Ensemble SD Worx – Protime zum spanischen Team Movistar, bei dem Reusser für gleich drei Jahre unterschrieben hatte, tut ihr offensichtlich gut – da sie nun in der Rolle als Leaderin deutlich mehr Freiheiten hat. Nach ihrem zweiten Rang im Vuelta-Gesamtklassement bestätigte Reusser das bereits: “Es ist wirklich schön, mit diesem Team Rennen zu fahren. Ein gutes Gefühl, Freude, coole Mädels, coole Mitarbeiter“! Man spüre ein extremes Vertrauen in Marlen und ein bedingungsloses Aufopfern der Teamkolleginnen, fügte Werner hinzu.
Der Rolle einer Mit-Favoritin für die kommende Tour wird sich Reusser in den kommenden Wochen wohl kaum mehr entziehen können. Zu stark war ihre Rückkehr ins Peloton, beeindruckend waren auch ihre Auftritte im Frühjahr mit Platz sechs bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und als Zehnte der Flandern-Rundfahrt.
Ob es bei der Frankreich-Rundfahrt nach ganz oben auf dem Treppchen reichen könnte, wird sich letztendlich Ende Juli und Anfang August zeigen. “Ich denke, dass ich angesichts der kommenden Herausforderungen zuversichtlich sein kann, habe aber noch einiges an Arbeit vor mir“, gab Reusser gegenüber cyclingnews.com zu. “Ich verbessere mich und meine Werte werden immer besser. Ich kann nicht sagen, dass ich Demi schlagen werde, aber ich werde weiter versuchen, es zu schaffen. Mal sehen."
Ehe es zum möglichen Duell mit Vollering kommt, wird Reusser aber im Juni noch die Tour de Suisse bestreiten und Anfang Juli den Giro d'Italia - genügend Gelegenheiten also, um sich noch weiter zu verbessern.