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08.06.2025 | (rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) gilt, schon allein aufgrund seiner Dominanz der letzten anderthalb Jahre, als Top-Favorit auf den Gesamtsieg beim 77. Critérium du Dauphiné. Und in einer Online-Presserunde vor dem Start der 'Generalprobe für die Tour de France', wie die achttägige Rundfahrt im Osten Frankreichs genannt wird, machte der Slowene auch keinen Hehl daraus, dass er in einer Woche gerne im Gelben Trikot am Mont Cenis ankommen würde.
Trotzdem aber betonte auch Pogacar, dass er sich noch im Formaufbau in Richtung Frankreich-Rundfahrt befinde, das natürlich oberste Priorität habe und entsprechen wichtiger sei, als das pure Ergebnis in der Dauphiné-Woche.
"Ich muss mich daran erinnern, dass ich aus einem großen Trainingsblock komme und wir eher am Tapern sind für die Tour", sagte Pogacar. Unter dem Begriff 'Tapern' versteht man in der Trainingswissenschaft eine Reduzierung des Belastungsumfangs in der finalen Anpassungsphase vor einem großen Wettkampf.
"Wenn etwas schiefläuft, so dass ich hier nicht gewinne, muss ich den Druck etwas wegnehmen – das liegt nur an mir. Ich muss versuchen, das Rennen hier zu genießen, zu sehen wie die Beine sind, und natürlich versuchen, so gut wie möglich zu sein und zu gewinnen."
Allerdings betonte er auch, dass die Konkurrenz in der kommenden Woche stark sein werde – und zwar nicht nur durch Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel, den großen Dreikampf des Tour-Podiums von 2024. "Man darf auch die anderen nicht vergessen", sagte der Slowene, machte aber doch den Eindruck, sich besonders auf das Kräftemessen mit den beiden Fahrern zu freuen, die auch für die Tour als seine großen Herausforderer gehandelt werden. Und nachdem Pogacar auf Evenepoel in diesem Frühjahr bei den Ardennen-Klassikern schon getroffen ist, liegt die größe Spannung wohl auf dem Aufeinandertreffen mit Vingegaard.
"Ich freue mich wirklich darauf, gegen ihn Rennen zu fahren. Von dem, was ich gesehen habe, sah er so aus, als sei er gut in Form. Also denke ich, dass wir erwarten können, dass er auf einem superguten Level ist", meinte Pogacar. "Ich hoffe, wir können es ausfechten."
Dabei machte der Weltmeister allerdings auch deutlich, dass man von den Ergebnissen des Critériu du Dauphiné noch nicht unbedingt auf die Kräfteverhältnisse bei der Tour de France schließen könne. "Wir haben schon oft gesehen, dass die Dauphiné nicht der wahre Indikator ist, wo man bei der Tour de France landen wird", erklärte der 26-Jährige, zu dessen größten Unterschieden im Vergleich mit dem im März bei Paris-Nizza mit einer Gehirnerschütterung ausgeschiedenen Vingegaard wohl seine große Konstanz und Vielseitigkeit über die gesamte Saison hinweg zählt.
Das machte Pogacar auch am Samstag deutlich, als er gefragt wurde, ob er mit seinen aktuellen Leistungsdaten zufrieden sei. "Im Moment sind die Zahlen und das Training gut. Im Dezember, im Februar, April – das ganze Jahr über sind sie ziemlich gut eigentlich", sagte er und scherzte: "Vielleicht sind sie im November nicht die besten."
Große Konstanz hat Pogacar auch in diesem Jahr wieder bewiesen. Er stieg im Februar bei der UAE Tour (2.UWT) in die Saison ein, gewann dort beide Bergankünfte am Jebel Jais sowie am Jebel Hafeet und somit auch die Gesamtwertung. Anschließend konzentrierte er sich auf Eintagesrennen, gewann die Strade Bianche, die Flandern-Rundfahrt, den Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Dazu kamen ein dritter Platz bei Mailand-Sanremo und zwei zweite Plätze bei Paris-Roubaix und dem Amstel Gold Race. Kein Rennen in dieser Saison beendete er nicht auf dem Podium.
Die Rennpause nach den Ardennen-Klassikern war nun genau sechs Wochen lang und Pogacar zog einen Vergleich zu 2023: "Mehr oder weniger ist dieses Jahr ähnlich zu 2023, aber dann habe ich mir dort die Hand gebrochen und konnte nicht trainieren, wie ich wollte. Also war das jetzt das erste Mal für mich, dass ich aus einer ordentlichen Klassikersaison heraus mit anderem Training neustarten konnte", sagte er und machte damit deutlich, dass es eben seine erste Saison ist, in der er vor dem Juni nur ein einziges Etappenrennen bestritten hat und anschließend erstmal sehr gezielt auf Eintagesrennen und die dort nötige Explosivität trainierte, anstatt an seinen Regenerationsfähigkeiten für Etappenrennen zu arbeiten. Letzteres setzte erst nun im Mai wieder ein.
"Ich war recht früh in der Sierra Nevada und habe wirklich qualitatives Training gemacht. Bis jetzt, denke ich, war das Training hin zur Dauphiné gut. Jetzt holen wir noch etwas Geschwindigkeit in die Beine und dann werden wir schauen, was wir noch verbessern können", so Pogacar. "Ich denke ich bin auf dem richtigen Weg, und wir werden recht bald sehen, ob die Zahlen und die Beine gut sind."