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22.07.2006 | Den Sturz von gestern habe ich zum Glück gut weggesteckt. Mit den Schürfwunden am Hintern war sitzen und liegen zunächst zwar nicht so angenehm, aber auf dem Rad heute war’s okay.
Heute war klar, dass eine Ausreißergruppe gehen würde. Und unser Team hatte vor, auf jeden Fall einen mit dabei zu haben. Denn mit unseren wenigen Leuten wäre es schwer geworden, Nachführarbeit zu leisten. Wer hätte denn am Ende Erik nach vorne bringen sollen? So sind Grabschi und ich von Beginn an jede Attacke mitgegangen oder haben selber angegriffen. Aber es kam einfach keine Gruppe weg.
Gerade als ich mich nach einer wieder mal misslungenen Attacke ins Feld zurückfallen lasse, um ein wenig Luft zu holen, attackiert wieder eine Gruppe – und die lassen sie ziehen. Da müht man sich die ganze Zeit ab und versucht es immer wieder. Und dann kommt eine einzige Attacke, die keiner von uns mitgeht, und ausgerechnet die ist erfolgreich. Tierisch ärgerlich.
Den Rest des Tages haben wir dann irgendwo im Feld verbracht. Denn, wie gesagt, Nachführarbeit hätte sich nicht gelohnt. Das wären nur vergeudete Körner gewesen.
Morgen heißt es noch ein letztes Mal 50 Kilometer lang den inneren Schweinehund besiegen. Am Sonntag geben wir dann noch mal alles für Erik. Auf der letzten Etappe gibt’s kein Körner aufsparen mehr. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf, am Sonntag auf den Champs-Elysées zu fahren. Und jetzt sollte doch nichts mehr dazwischen kommen!
Christian Knees ist im Team Milram der Aufsteiger des Jahres. Der 25 Jahre alte Profi aus Bornheim bei Bonn etablierte sich im neuen ProTour-Team schnell als unentbehrlicher Helfer von Alessandro Petacchi und konnte im Frühjahr bei „Rund um Köln“ seinen ersten Profisieg feiern. Danach gab Knees sein erfolgreiches Debüt beim Giro d’Italia. Jetzt tritt „der Mann mit dem starken Motor“, wie ihn sein Teamchef Gianluigi Stanga nennt, auch bei der Tour de France erstmals an. Im Tagebuch für Radsport aktiv berichtet Christian Knees täglich über seine Erlebnisse beim größten Radrennen der Welt.