Interview René Haselbacher

,,Es war Zeit für einen Tapetenwechsel"

16.11.2006  |  Nach acht Jahren beim Team Gerolsteiner sucht René Haselbacher bei Astana eine neue sportliche Herausforderung. Mit Radsport aktiv sprach der Österreicher über seine Gründe für den Teamwechsel, seine Rolle im Team Astana und die Tour de France.

René, nach acht Jahren verlassen Sie das Team Gerolsteiner, um im kommenden Jahr für das Team Astana zu fahren. Haben Sie sich bei Gerolsteiner nicht mehr wohl gefühlt?

Haselbacher: Ich möchte einfach etwas Neues sehen. Ich bin jetzt so lange für das Team Gerolsteiner gefahren, da war es einfach Zeit für einen Tapetenwechsel. Ich wollte in meiner Karriere nicht nur für ein einziges Team gefahren sein. Beim Gerolsteiner selbst habe ich mich eigentlich immer wohlgefühlt.

Was waren die schönsten, was die traurigsten Momente in ihrer Zeit bei Gerolsteiner?

Haselbacher: Schöne Momente gab es viele. In der abgelaufenen Saison war es natürlich der Gewinn der Rheinland-Pfalz Rundfahrt. Das war schon etwas Besonderes für mich. Ansonsten war es die erste große Landesrundfahrt für mich und das Team Gerolsteiner im Jahr 2002. Das war einfach Wahnsinn, beim Giro am Start stehen zu dürfen. Das schlimmste Erlebnis war mein schwerer Sturz bei der Tour de France 2004, als mir der Lenker gebrochen ist und ich auf der Intensivstation lag. So etwas muss ich nicht noch einmal haben.

Gerolsteiner hat sich zu einem der erfolgreichsten Radsportteams entwickelt. Was ist das Erfolgsrezept?

Haselbacher: Eines der Erfolgsrezepte ist natürlich der kontinuierliche Aufbau. Wir haben als GS 3 Team angefangen und uns immer weiter entwickelt. Der Sponsor hat das Team nicht gleich mit Geld zugeschüttet und Stars eingekauft. Stattdessen wurde die Mannschaft Jahr für Jahr sinnvoll verstärkt. Außerdem geht es im Team sehr familiär zu. Das große Problem wird nur sein, das ganze auch in der Zukunft halten zu können. Irgendwann wird alles rückläufig sein.

In der abgelaufenen Saison haben Sie, wie von Ihnen angesprochen, die Rheinland-Pfalz Rundfahrt gewonnen. Entwickeln Sie sich noch zu einem Rundfahrer?

Haselbacher: Eigentlich hatte ich mir so etwas nicht zugetraut. Sonst habe ich mich immer auf einen einzigen Trag konzentriert, an dem ich gut fahren wollte. Jetzt habe ich aber gesehen, was für mich möglich ist. Dieser Sieg hat mir große Motivation gegeben. Warum sollte ich mich in Zukunft nicht auch auf kleinere Rundfahrten konzentrieren? Das war schon ein besonderes Gefühl, der Mann im Gelben Trikot zu sein.

Die Rheinland-Pfalz Rundfahrt scheint Ihnen zu liegen. Bereits 2003 konnten Sie dort eine Etappe gewinnen. Was ist das besondere an der Rundfahrt für Sie?

Haselbacher: Oh, das ist schwer zu sagen. Die Topographie des Rennens gefällt mir eigentlich sehr gut. Die Anstiege sind nicht zu schwer, aber auch nicht so einfach, dass es nur Sprintetappen gibt. Sie ist eben auf Allrounder zugeschnitten. Das kommt mir entgegen.

Sie sind jetzt 29 Jahre alt. Können Sie sich noch weiterentwickeln? Wo wollen Sie noch besser werden?

Haselbacher: Ich habe sicherlich meinen Zenit noch nicht erreicht. Durch mein gutes letztes Jahr habe ich neue Motivation geschöpft. Ich bin aber Realist. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Ich werde sicherlich keine Tour de France gewinnen oder ein Erik Zabel werden. Ich bin mir aber sicher, dass noch einiges an Potential in mir steckt.

Im kommenden Jahr fahren Sie für das Team Astana. Was wird ihre Rolle im Team sein?

Haselbacher: Es ist eine komplett neue Mannschaft, da muss man erst einmal abwarten. Ich werde der Mann für die Sprints sein und auch bei den klassischen Rennen freie Hand bekommen.

Was soll für Sie bei Astana anders laufen als bei Gerolsteiner?

Haselbacher: Erst mal wird mir dieser Tapetenwechsel sicherlich gut tun. Mit neuem Rad und neuem Trikot zu fahren, macht doch viel Spaß. Dazu beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich, auf den ich schon sehr gespannt bin. Ich lasse mich einfach überraschen.

Ist es für Sie ein Problem, dass Ihr neuer Arbeitgeber möglicherweise keine ProTour Lizenz erhalten wird?

Haselbacher: Nein, das ist eigentlich für keinen der Fahrer ein Problem, höchstens für die Sportliche Leitung. Wir warten jetzt einfach mal bis zum 20. November ab, dann wissen wir, wo wir dran sind. Unser Team ist aber so stark, zur Not kommen wir eben per WildCard zu den Rennen.

Haben Sie mit der sportlichen Leitung schon über Ihre Jahresplanung gesprochen? Was werden Ihre Ziele für 2007 sein?

Haselbacher: Wir haben bisher nur ziemlich grob darüber gesprochen. Am 9. Januar, wenn unser nächstes Teamtreffen auf Mallorca stattfindet, weiß ich sicherlich mehr. Eines meiner Ziele ist sicher Mailand-San Remo. Dort würde ich gerne mit einer guten Form am Start stehen.

Astana wird bei der Tour ganz auf die Gesamtwertung ausgerichtet sein. Ist es deshalb möglich, dass wir Sie auch im nächsten Jahr nicht bei der Tour de France sehen werden?

Haselbacher: Ja, es ist gut möglich, dass ich nicht bei der Tour dabei bin. Dafür hätte ich aber auch Verständnis. Das Team ist natürlich komplett auf die Tour de France ausgerichtet. Beim Team Gerolsteiner war es anders. Da wäre ich gerne die Tour gefahren und hätte es meiner Meinung nach auch verdient gehabt. Mitgenommen wurde ich nach 2004 nicht mehr. Bei Astana sind meine Startchancen aber sicherlich nicht besser.

Mit René Haselbacher sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)