Interview

Fröhlinger: Zur rechten Zeit am rechten Ort

07.01.2007  |  (Ra) - Johannes Fröhlinger ist einer von sieben Neuzugängen beim Team Gerolsteiner. Durch seine starken Leistungen als Stagiaire überzeugte er Teamchef Hans-Michael Holczer und bekam einen Vertrag bis 2008. Beim Interview mit Radsport aktiv sprach das 21jährige Talent über seinen ersten Profivertrag, seine sportlichen Ziele und den Zufall, in Gerolstein geboren zu sein.

Johannes, du gehst mit dem Team Gerolsteiner in deine erste Profi-Saison. Hast du schon realisiert, dass du in der ProTour gelandet bist?

Fröhlinger: Das hat schon eine Weile gedauert, aber mittlerweile bin ich dahinter... Als Stagiaire habe ich das Gerolsteiner Trikot ja auch schon einige Male getragen. So wirkte der Vertrag nicht mehr ganz so unwirklich auf mich. Wenn man aber bedenkt, dass ich mir bis vor einem knappen Jahr nicht mal das konkrete Ziel gesetzt hatte überhaupt profesionell Rad zu fahren, ist das jetzt alles sehr schnell gegangen.

Deinen Vertrag hast du sicherlich auch deinen starken Auftritten als Stagiaire beim Team Gerolsteiner zu verdanken. Wie liefen im Anschluss die Verhandlungen?

Fröhlinger: Ich hatte als Stagiaire zum Ende der Saison noch eine gute Form. Manchmal muss man wahrscheinlich einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Trotz der guten Leistungen war ich aber nicht gerade in der Lage von meiner Seite aus groß zu verhandeln. Nach der 3-Länder-Tour hatte ich bereits eine mündliche Zusage, dass Gerolsteiner mich gerne verpflichten würde, wegen meiner Jugend aber wahrscheinlich erst 2008. Das war natürlich schon eine wahnsinnige Position für mich. Mitte Oktober, nach einem Wochenende in Italien mit den Rennen Emilia und Beghelli, bekam ich dann aber schon ein Vertragsangebot für 2007. Da habe ich keine Sekunde gezögert.

Wie wäre es weitergegangen, wenn du nicht bei Gerolsteiner gelandet wärest?

Fröhlinger: Ich hatte mich auch bei den großen Mannschaften in Frankreich beworben und mir wurde dort lange Hoffnung gemacht. Letztendlich hätte ich dort aber keinen Profi-Vertag bekommen. Deswegen war ich bereits an der Universität in Trier eingeschrieben und wollte in meinem letzten U-23 Jahr 2007 versuchen das Studium mit dem Radsport zu vereinbaren, indem ich für ein deutsches Kontinental-Team gefahren wäre. Wenn ich nach dem Jahr keine Aussichten auf einen Vertrag bei einem guten Team bekommen hätte, hätte ich mich wahrscheinlich voll auf das Studium konzentriert. Zum Glück ist die Sache anders gelaufen.

Hat sich, jetzt wo du Profi bist, etwas an deiner Saisonvorbereitung geändert?

Fröhlinger: So groß sind die Unterschiede nicht. Natürlich habe ich jetzt mehr Zeit zum Trainieren und kann mein Training stressfrei so planen, wie ich es möchte und wie es am besten ist, ohne anderweitige Verpflichtungen. Aber dennoch müssen mein Trainer Christian Swietlik und ich aufpassen, dass ich trotz aller Motivation und Zeit nicht zu viel trainiere. Da ich noch sehr jung bin und noch nicht allzu lange Leistungssport betreibe, kann ich mein Training nicht zu sprunghaft steigern, sondern nur kontinuierlich. Ich denke, meine Teamleitung sieht das ähnlich und gibt mir die Zeit, die mein Körper zur Anpassung benötigt. In zwei Jahren sehen wir dann alle, wo ich stehe und wie es am besten weitergeht.

Worin wird deiner Meinung nach die größte Umstellung von Elite 2/ Amateur zu den Profis bestehen?

Fröhlinger: Die vielen Elite-2 Rennen, die ich in Frankreich gefahren bin, waren sehr gut für meine Entwicklung. Dort wird bereits sehr schnell und hart umkämpft gefahren, dennoch es bei den Profis noch einmal eine andere Welt. Es wird einfach viel, viel schneller gefahren, wenn es um die Sache geht. Da werde ich erstmal ganz schön zu kämpfen haben.

Was hast du dir für deine erste Profi-Saison vorgenommen?

Fröhlinger: Als Fahrer in der ProTour will ich mich nicht mit großen Anforderungen unter Druck setzen. Ich will mich gut in die Mannschaft integrieren und meine Aufgaben, die ich bei jedem Rennen bekomme, jedesmal bestmöglich erfüllen, so dass die Teamleitung und ich zufrieden sein können. In der Ergebnisliste braucht man da gar nicht groß nach mir zu suchen. Vielleicht kann ich dann im zweiten Jahr schon mal hier und da auf mich aufmerksam machen, aber soweit bin ich noch lange nicht. Ich muss noch viel lernen.

Welche Rennen wirst du in der kommenden Saison bestreiten?

Fröhlinger: Man muss natürlich erstmal abwarten, wie die Saison läuft. Starten werde ich auf einem von mir eher ungeliebten Terrain, in Katar. Als Highlights sind für mich die Tour de Suisse und am Ende vielleicht die Vuelta geplant.

Du bist ja auch in Gerolstein geboren. Ist das für dich einfach nur ein netter Zufall für das Team Gerolsteiner zu fahren oder doch eine Herzensangelegenheit?

Fröhlinger: Ich bin zwar direkt nach dem Schulabschluss aus der Eifel in klimatisch bessere Regionen weggezogen, aber dennoch fühle ich mich in der Region um Gerolstein noch zu Hause. Dort bin ich geboren und aufgewachsen, insofern bin ich sehr stolz, jetzt in diesem Trikot zu fahren und kann sicher da von einer Art Herzensangelegenheit sprechen. Für den Sponsor, für die Region und natürlich besonders für mich ist das eine tolle Sache und ein ganz anderes Gefühl, als wenn ich beispielsweise für irgendeine französische Mannschaft fahren würde.

Viele Fahrer schwärmen ja vom familiären Flair beim Team Gerolsteiner. Kannst du das bestätigen? Wie sind deine ersten Eindrücke von deinen neuen Teamkameraden?

Fröhlinger: Dem kann ich tatsächlich zustimmen. Es gibt keinen Fahrer mit Starallüren. Jeder spricht mit jedem und auch zur Teamleitung besteht ein lockeres, offenes, ja familiäres Verhältnis. Eine solche Stimmung kann, denke ich, der sportlichen Leistung und damit auch dem Erfolg nur gut tun.

Deine Stärken liegen am Berg, dazu bist du bereits jetzt ein guter Rundfahrer. Solche Fahrertypen sind in Deutschland recht selten. Was traust du dir für die Zukunft zu?

Fröhlinger: Sicherlich habe ich ganz gute Anlagen am Berg, als Amateur bin ich teilweise auch schon ganz ordentliche Einzelzeitfahren gefahren. Als große Rundfahrthoffnung sehe ich mich aber sicher nicht. Erstmal muss ich abwarten, wie ich mich bei den Profis durchsetzen kann. Das kann man noch gar nicht absehen, vielleicht ist meine Profi-Karriere auch nach zwei Jahren schon zu Ende. Ich mag Rundfahrten lieber als Eintagesrennen und mein Ziel ist es auf jeden Fall einmal als bergfester Helfer einen Klassementfahrer im Team bei einer großen Rundfahrt zu unterstützen.

Mit Johannes Fröhlinger sprach Christoph Adamietz

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