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05.07.2011 | (rsn) - Unsere Experten beantworten nach jeder Tour-Etappe eine Frage zum Rennen. Zur möglichen Bedeutung der Zeitabstände am Ende der 4. Etappe äußert sich der ehemalige- Saeco und T-Mobile-Profi Jörg Ludewig, der seit seinem Karriereende für die Firma Carbonsports arbeitet und dort für den Vertrieb der Lightweight-Laufräder zuständig ist.
War die 4. Etappe mit dem Finale an der Mûr-de-Bretagne bereits ein Gradmesser für die Verfassung der Klassementfahrer?
Jörg Ludewig: Zunächst einmal möchte ich sagen: Das war heute mal wieder Radsport mit Gänsehaut- wow! Und dazu diese Menschenmassen, klasse! Vorab ein Riesenkompliment an BMC, von der ersten Sekunde der Tour an sind die Jungs hellwach, stark im Team (- Zeitfahren), und dann liefern sie heute so eine Energieleistung. Sie waren den ganzen Tag präsent, das verdient allerhöchsten Respekt . Burgi (Marcus Burghardt, d. Red) war brutalst auf der Höhe, als Evans Defekt hatte - einfach klasse. Das macht richtig Laune zuzuschauen. Der Sieg war absolut verdient, wie ich meine.
Bei einer dreiwöchigen Rundfahrt ist so ein Tag wie heute natürlich nur eine Momentaufnahme, auch abhängig von der Tagesform. Aber, das geht an die Moral, sowohl im negativen wie auch im positiven Sinne. Niemand hat heute die Tour gewonnen. Aber: Duftmarken - passend gesetzt - können der Konkurrenz auch böse weh tun.
Klödi (Andreas Klöden, d. Red.) macht wie das ganze Jahr über schon alles richtig - er ist da, wenn`s zählt. Und heute, das war schon wichtig, das gibt Moral oder bringt Dich ins Grübeln, das geht jedem so. Einige werden heute Nacht im Bett liegen und an sich glauben, mehr denn je. Andere vielleicht mit ersten Zweifeln an der Form konfrontiert, selbst wenn es fast belanglos erscheint, diese Asphaltblase im Vergleich zu dem, was die jagende Meute noch erwartet.
Die mental starken Fahrer stehen morgen früh auf und sagen: Jetzt erst Recht, der eine oder andere hat heute allerdings den Anfang vom Ende (der Gesamtklassementträume) erlebt. Das passiert selbst ganz Großen.
Das habe ich im eigenen Team erlebt, als Gilberto Simoni als amtierender Giro-Sieger und Armstrong-Herausforderer in Frankreich die Hammelbeine lang gezogen bekommen hat.... da ist dann alles mögliche Schuld, nach vier Monaten wird an der Sitzposition herumgeschraubt - der Wahnsinn ! ...Und trotzdem ist er nicht ausgestiegen, hat damals sogar noch eine Etappe gewonnen während der Tour.
Es wird, denke ich, auf jeden Fall spannend in diesem Jahr, ein echter Mehrkampf, viele Top Rundfahrer wirken ähnlich stark. Zudem bringen die Reglement-Änderungen etwas mehr Wirbel und Spannung.