Colombia es Pasión bei der Burgos-Rundfahrt

Mit Victor Hugo Peña als Galionsfigur

Von Monika Prell aus Belorado

Foto zu dem Text "Mit Victor Hugo Peña als Galionsfigur"
Colombia es Pasión im Teamzeitfahren der Burgos-Rundfahrt| Foto: Monika Prell

06.08.2011  |  (rsn) - An dieser 33. Auflage der Vuelta a Burgos nimmt auch zum ersten Mal das Team Colombia es Pasión teil. Angeführt von der Galionsfigur Victor Hugo Peña vereint diese Mannschaft Jugend mit Erfahrung. Am Abend der 3. Etappe, einem Mannschaftszeitfahren von Pradoluengo nach Belorado über 11,6 Kilometer -mit dem Sieg der Mannschaft Movistar - treffe ich den Sportlichen Leiter Luis Fernando Saldarriaga im Mannschaftshotel zu einem Interview, das aufgrund der Aufgeschlossenheit Saldarriagas von einem normalen Frage-Antwort-Schema zu einer angenehmen Unterhaltung von fast einer halben Stunde wird.

“Wir sind Bergspezialisten”, antwortet Saldarriaga auf die Frage, wie ihre Vuelta a Burgos bis jetzt verläuft. “Wir hoffen, dass wir am Sonntag in Lagunas de Neila etwas bewegen können, das Limit war bei 1:30.” Ihr bester Mann, Dalivier Ospina, liegt im Gesamtklassement auf Platz 24, 1:29 hinter dem Gesamtführenden Joaquím Rodríguez (Katusha). “Wir haben viel trainiert, vor allem in den Bereichen Abfahrt, Sprint und dem ebenen Terrain müssen wir besser werden, wenn wir mit den Besten mithalten wollen.”

Die Besten, das sind in dem Fall die ProTeams. “Unser Projekt, das Team Colombia es Pasión, gesponsert von der Regierung Kolumbiens als auch von verschiedenen anderen Sponsoren, zum Beispiel Café Colombia oder der Post 472, begann vor fünf Jahren als Continental Team. Dieses Jahr sind wir zum Professional Continental Team aufgestiegen, das hat uns natürlich die europäischen Rennen erschlossen. Unser Traum ist es, eines Tages eine der drei Großen (Giro, Tour, Vuelta) zu fahren, aber dafür sind wir auf Wildcards angewiesen. Unser Team hat leider nicht die finanziellen Mittel, um in die erste Liga aufzusteigen.“ Sein ganzer Nationalstolz spricht aus ihm, als er erklärt, welchen Zweck die kolumbianische Regierung mit dem Projekt verfolgt. „Woran denken alle, wenn sie das Wort „Kolumbien“ hören? An Bestechung, Drogen, Krieg. Wir wollen das Image unseres Landes verbessern, durch den Sport, durch unsere Fahrer, durch unsere Leidenschaft! Kolumbien ist Leidenschaft!“, so Saldarriaga.

Saldarriaga bedauert, nicht an mehr Rundfahrten teilnehmen zu können, da es das schmale Budget des Teams nicht erlaubt, mehr als zwei Monate in Europa zu bleiben. „Auch für die Fahrer – wir haben 17, davon drei U23 und Neopros – wäre die lange Trennung von ihren Familien schmerzhaft, und die Familien nachkommen zu lassen“, er lächelt, „das wären natürlich wieder zusätzliche Kosten. Die Reisen sind lang und das Übergepäck teuer (sie bringen alles Material aus Kolumbien mit), aber wir wissen nun einmal, dass der Radsport, der gute Radsport, hier stattfindet. In Lateinamerika wächst er auch, aber seit jeher war unsere Referenz Europa. Der Radsport hier ist anders, man fährt viel taktischer, viel mehr im Team. Aber als wir dieses Jahr bei der Katalonien-Rundfahrt mit Nairo Quintana das Bergtrikot gewonnen haben, merkten wir, dass wir auch in diesem europäischen Umfeld gut mithalten können, zumindest was die Berge betrifft“, sagt Saldarriaga.

Das Team gewann jeweils die Bergwertungen der Katalonien-Rundfahrt, der Türkei-Rundfahrt und bei der Klasika Primavera und am vergangenen Sonntag in Getxo. Nach der Vuelta a Burgos werden die Kolumbianer noch einige Rennen in Frankreich fahren, bevor eines der großen Ziele, die Tour de l'Avenir, den Höhepunkt des Europaaufenthaltes darstellen wird. „Wir wissen, dass wir noch viel lernen müssen, aber dafür haben wir unter anderem auch Victor Hugo Peña in unseren Reihen, der uns nach seinen vielen Jahren in Europa Erfahrung und Kenntnisse mitbringt und sie an unsere jungen Fahrer weitergeben kann”, erklärt der Sportliche Leiter.

Der 22jährige Camilo Suárez, Zweiter im Nationencup in Kanada im Jahr 2010, schätzt am 15 Jahre älteren Peña, dass er “seine Erfahrung mit uns teilt. Radsport ist nicht nur eine Frage des Trainings und der Begabung, sondern auch eine Frage der Erfahrung.” Suárez ist voller Enthusiasmus: “Mir gefällt der europäische Radsport viel mehr als der lateinamerikanische, ich möchte hier viel erreichen und auch eine der großen Rundfahrten fahren. Ein Traum meinerseits wäre es, ein europäisches Team zu finden. Während der Katalonien-Rundfahrt war ich voller Enthusiasmus, nach einer Etappe waren wir im gleichen Hotel wie Cadel Evans, und ich traf ihn im Aufzug und konnte ein bisschen mit ihm reden. Nach einer anderen Etappe gratulierten uns die Schleck-Brüder zum Gewinn des Bergtrikots, das waren tolle Impressionen!“

Peña, 37 Jahre alt und kein bisschen müde, lobte den Jüngeren als einen „talentierten und motivierten Fahrer, der sich in Kolumbien als Fahrer beweist, und auch später sicher in Europa Erfolg haben wird. Der Radsport in Lateinamerika ist „wilder“ als in Europa, man muss lernen, sich durchzusetzen.“ Über seine Rolle als Veteran und Erfahrungsträger sagt er: „Man muss den Jungen beibringen, dass in Europa andere Bedingungen herrschen, auf dem Papier mag es eine Flachetappe sein, aber dazu kommen viele Faktoren wie der Wind und enge Strassen, die das Rennen schwierig machen.“ Ein wichtiger Punkt ist ihm die Ernährung: „Manchmal verschüchtere ich die Jungs ein bisschen, wenn ich ihnen sage, wie sie sich zu ernähren haben, und dann halte ich mich zurück, denn sie müssen das auch selbst lernen. Radsport ist zum großen Teil auch Selbstüberwindung“, erklärte er.

Es würde Victor Hugo Peña gefallen, noch einmal eine der drei Großen Rundfahrten zu fahren und danach seine Karriere zu beenden. „Den Giro sehe ich als wahrscheinlichste Möglichkeit, auch wenn alle drei großen Rundfahrten im Moment noch ziemlich weit entfernt scheinen, aber man weiß ja nie“, sagte der frühere US-Postal-Fahrer.

Am Sonntag hat das Team auf der letzten Etappe die Gelegenheit, noch einmal seine Kletterkünste zu beweisen und somit einen Schritt weiter Richtung dreiwöchige Rundfahrt zu machen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

08.08.2011Landa überrascht in Lagunas de Neila

(rsn) - Der letzte Tag der Vuelta a Burgos begann traditionell am Sitz von Areniscas de los Pinares, eines der Hauptsponsoren der Rundfahrt. Ein nicht sehr einladender Ort zwischen Fabrikgebäuden, ab

07.08.2011Rodriguez fährt sich in Vuelta-Form

(rsn) – Joaquin Rodriguez (Katjuscha) hat am letzten Tag der Burgos-Rundfahrt souverän sein lilafarbenes Führungstrikot verteidigt und sich den Gesamtsieg gesichert. Auf der 5. Etappe über 155 Ki

07.08.2011Die kleinsten Fans

(rsn) - Das ganze Jahr über trifft man auf Radrennen so viele Menschen, dass man sich gar nicht an jeden einzelnen erinnert, mit dem man jemals gesprochen hat. Hunderte von Namen, von Gesichtern, von

06.08.2011Burgos-Rundfahrt: Katjuscha hat alles im Griff

(rsn) – Auch auf der 4. Etappe der Burgos-Rundfahrt (Kat. 2.HC) hat Joaquin Rodriguez (Katjuscha) sein lilafarbenes Trikot des Gesamtführenden verteidigt. Dazu reichte dem 32 Jahre alten Spanier au

05.08.2011Movistar am schnellsten unterwegs, Rodriguez bleibt vorn

(rsn) – Joaquin Rodriguez (Katjuscha) hat auf der 3. Etappe der Burgos-Rundfahrt (Kat. 2.HC) seine Führung in der Gesamtwertung verteidigt. Dazu reichte dem 32-jährigen Spanier und seinen Teamkoll

04.08.2011Katjuscha bringt Rodriguez in die richtige Position

(rsn) - Joaquín Rodríguez hatte am Morgen bei der Einschreibung seinen späteren Etappensieg fast schon angekündigt. „Gestern war Samu (Sánchez) etwas stärker als ich, aber heute fühle ich mic

04.08.2011Burgos-Rundfahrt: Rodriguez schlägt zurück

(rsn) – Joaquin Rodriguez (Katjuscha) hat auf der 2. Etappe der Burgos-Rundfahrt (Kat. 2.HC) zurückgeschlagen. Der 32-jährige Spanier, der sich zum Auftakt noch seinem Landsmann Samuel Sanchez (Eu

03.08.2011Samuel Sanchez überspurtet Rodriguez im Duell der Favoriten

(rsn) - Samuel Sánchez würde das orangene Trikot seines Teams Euskaltel nur gegen das Regenbogentrikot des Weltmeisters tauschen wollen. Allerdings wird der Asturier auf der morgigen Etappe der Vuel

03.08.2011Für Samuel Sanchez geht´s weiter wie im Vorjahr

(rsn) – Samuel Sanchez (Euskaltel) hat bei der 33. Burgos-Rundfahrt (Kat. 2.HC) dort weiter gemacht, wo er im Vorjahr aufgehört hatte. Der Olympiasieger, der sich 2010 mit dem Erfolg auf der Schlus

03.08.2011Vuelta-Generalprobe als echter Klettertest

(rsn) – Bei der 33. Auflage der Burgos-Rundfahrt (3. – 7. Aug. / Kat. 2.HC) werden ab Mittwoch vor allem die Kletterer auf ihre Kosten kommen. Die fünftägige Rundfahrt durch die nordspanische Pr

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2025Walscheid nach Ellbogenbruch: “Die Hoffnung stirbt zuletzt“

(rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat zwei Tage nach seinem Sturz bei Dwars door het Hageland, bei dem er sich am Samstag den Ellbogen gebrochen hat, seine Hoffnungen auf einen Start bei der a

16.06.2025O’Connor legt im Kampf um Tour-de-Suisse-Titel vor

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat im Kampf um die Gesamtwertung bei der Tour de Suisse (2. UWT) schon auf der 1. Etappe um Küßnacht einen großen Vorteil gegenüber seinen Klassement-Ko

16.06.2025Gegen den Frust konzentriert sich Evenepoel auf sich selbst

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) trug nach seinem deutlichen Sieg im Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné das Gelbe Trikot. Vier Tage später, am Ende der Rundfahrt, wich der Trium

16.06.2025Buchmann und seine Formkurve klettern in Richtung Tour

(rsn) – Während Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit seinem Podestplatz und als neuer deutscher Hoffnungsträger für die Gesamtwertung bei großen Rundfahrten in der vergangenen

16.06.2025Pogacar sieht wenig Verbesserungsbedarf nach Dauphiné-Triumph

(rsn) – Nach dem Zeitfahren von Saint-Péray auf Etappe 4 gab es kurzzeitig etwas Hoffnung bei der Konkurrenz von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), der Weltmeister sei in diesem Sommer schla

16.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.06.2025Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

(rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewo

15.06.2025Vingegaard kennt seine Baustellen nach Tour-Generalprobe

(rsn) – Man kann Jonas Vingegaard und seinem Team Visma – Lease a Bike nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten. In den Bergen waren alle Versuche gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates

15.06.2025Van der Poel verpasst Grün, aber freut sich über harte Woche

(rsn) – Ein winziges Pünktchen hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Ende des 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gefehlt, um das ab Etappe 3 von ihm getragene Grüne Trikot auch mit

15.06.2025Evenepoel: “Manchmal nehmen sie einem die Moral“

(rsn) - Das 77. Critérium du Dauphine (2.UWT) gab einen Vorgeschmack, was wir von der kommenden Tour de France erwarten dürfen. Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und der Zweitpla

15.06.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Suisse ist zur Angelgenheit der Ausreißer geworden. Bei einsetzendem Regen ließen es die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg größtenteils ruhig angehen, doch gleichz

15.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Lenny Martinez (Bahrain Victorious) hat am Plateau du Mont-Cenis die Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gewonnen und sich eine gute halbe Minute vor den großen Favoriten ins Ziel geret

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)