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29.08.2011 | (rsn) Wer schon einmal mitbekommen hat, wie sich Zeitfahrspezialisten auf ihre Paradedisziplin vorbereiten, der weiß, dass bei wichtigen Rennen nichts dem Zufall überlassen bleibt. Vom Kennenlernen der Strecke über die perfekte Ernährung in den Stunden vor dem Start und vor allem auch beim akribisch geplanten Warmfahrprogramm überlassen die erfahrenen Spezialisten nichts dem Zufall. Dass diese (wie heute wieder…) dann auch die Konkurrenz in Grund und Boden fahren ist dann auch nicht verwunderlich, denn es gibt auch Fahrer, die sich aus ganz anderen Gründen freuen wenn es mal wieder heißt: contre la montre individuel.
Oftmals sind das die Sprinter, oder die Teamhelfer die auch für eine Topp drei Platzierung innerhalb des Teams nicht in Frage kommen – denn auch beim Zeitfahren geht es immer wieder um die Mannschaftswertung.
Für ein gutes Drittel aller kann somit das Zeitfahren auch ein aktiver Ruhetag werden, denn das Zeitlimit ist mit 25 % meist ganz üppig – zumindest für Profis.
Da wird, wo es geht ausgeschlafen, die Streckenerkundung fällt aus und wenn ein Zeitfahren dann 47 km lang ist, dann kann man sich auch auf den ersten 5 – 10 km langsam in Schwung bringen und sich vielleicht nur pro Forma ein viertel Stündchen auf der Rolle warm machen.
Bei einer zu erwartenden Siegerzeit von ca. 56 Minuten, kann man sich ca. 1:10 Zeit lassen, und ist immer noch im Rennen. Für Hobbyfahrer hieße das dann eine Stunde und zehn Minuten Vollgas fahren, aber auf einem recht flachen Kurs wie heute schafft das jeder Profi, der einigermaßen gesund ist und ein bisschen rechnen kann.
Wenn man sich vorstellt, dass am Start einer großen Rundfahrt jeder mit einem vollen Sack Energiekörner ausgestattet ist, die bis zum Ende reichen müssen, dann ist es ganz logisch, dass man spart wo es nur geht. Besonders bei den harten Bergetappen oder als Ausreißer wie Sebastian Lang gestern langt man schon mal mit beiden Händen voll hinein in seinen Körnersack. Und was einmal weg ist, kommt so schnell nicht wieder!
Alle die sich in der Gesamtwertung nichts ausrechnen, aber auf den kommenden Etappen noch was reißen wollen, sollen oder gar müssen, die werden heute hoffentlich etwas smart zu Werke gehen und ihre Körner sparen.
Außerdem ist es schön, wenn man in der Gesamtwertung hinten ist, also vorne startet: Viel früher als die Anderen ist man im Hotel und kann, während man endlich mal eine Massage vor 20:00 Uhr bekommt, im spanischen Fernsehen mit anschauen, wie sich die anderen noch quälen. Dazu kommt dann noch die Vorfreude auf den echten Ruhetag – da kann man sich kaum einen schöneren Start in die Woche wünschen…
Euer Marcel
Marcel Wüst,
hat Spanien bei seinen Vuelta - Teilnahmen und insgesamt 12
Etappensiegen kennen und lieben gelernt. Neben seiner journalistischen
Arbeit organisiert der Kölner seit 3 Jahren High End Radcamps in seinem
eigenen Landhaus im Südosten Mallorcas.In seiner Casa Ciclista sind vom
Anfänger bis zum ambitionierten Rennfahrer alle willkommen.
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