Ire gewinnt 99. Lüttich-Bastogne-Lüttich

Martin mit kleinem Gang zum großen Sieg

Foto zu dem Text "Martin mit kleinem Gang zum großen Sieg"
Daniel Martin (Garmin-Sharp) gewinnt das 99. Lüttich-Bastogne-Lüttich. | Foto: ROTH

21.04.2013  |  (rsn) – Nach einer perfekten Mannschaftsleistung hat Daniel Martin (Garmin-Sharp) die 99. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. Der 26 Jahre alte Ire schüttelte nach 261,5 schweren Kilometern durch die Ardennen mit einer Attacke auf dem letzten Kilometer in Ans Joaquim Rodriguez (Katusha) kurz vor dem Ziel ab und feierte mit drei Sekunden Vorsprung auf den Spanier den bisher größten Erfolg seiner Karriere. Zudem ist Martin der zweite Ire nach Sean Kelly 1989, der den prestigeträchtigen Frühjahrsklassiker für sich entscheiden konnte.

„Ich kann es nicht glauben, ich bin regelrecht geschockt”, sagte Martin im Ziel. „Ich habe mein Team noch nie so stark gesehen, es hat mich den ganzen Tag über beschützt. Es hat sich angefühlt wie eines der einfachsten Rennen, die ich jemals bestritten habe. Es ist wirklich unglaublich, ich bin so glücklich.“

Rodriguez erklärte später, dass ihn Martin überrascht habe, als er von hinten kam. „Zuerst dachte ich, Scarponi sei hinter mir. Da habe ich mir Chancen im Sprint ausgerechnet. Aber dann merkte ich, dass es Martin war und er wirkte sehr stark. Also habe ich befürchtet, dass er mich schlägt.“

Im Sprint der Verfolger sicherte sich mit neun Sekunden Rückstand der zweimalige Lüttich-Sieger Alejandro Valverde (Movistar) den dritten Platz vor dem erneut starken Kolumbianer Alberto Betancur (Ag2R) und dem Italiener Michele Scarponi (Lampre-Merida). Sechster wurde dessen Landsmann Enrico Gasparotto (Astana), gefolgt von Weltmeister Philippe Gilbert (BMC) und Giro-Gewinner Ryder Hesjedal, der seinem Teamkollegen Martin den Weg mit einer Attacke an der Côte de Colonster, dem vorletzten von elf Anstiegen des Tages, geebnet hatte.

Platz neun ging an Valverdes portugiesischen Teamkollegen Rui Costa, Zehnter wurde der Australier Simon Gerrans (Orica-GreenEdge). All diese Fahrer wiesen jeweils 18 Sekunden Rückstand auf Martin auf. Bester deutscher Starter war der in Belgien lebende Berliner Simon geschke (Argos-Shimano), der mit 56 Sekunden Rang 19 belegte. Der Luxemburger Andy Schleck (RadioShack-Leopard / +1:20) kam auf Rang 41.

Die Belgier Bart De Clercq (Lotto-Belisol), Frederik Veuchelen (Vacansoleil) und Sander Armee (Topsport-Vlaanderen), der Franzose Vincent Jerome (Europcar) sowie das Schweizer IAM-Duo Jonathan Fumeaux und Pirmin Lang zogen bei bewölktem Himmel, aber auf trockenen Straßen schon nach den ersten Kilometern aus dem Feld davon und hatten sich nach 30 Kilometern bereits gut acht Minuten Vorsprung erarbeitet.

Als es nach 70 Kilometern in die Côte de La Roche-en-Ardenne ging, den ersten von insgesamt elf kategorisierten Anstiegen des Tages, war der Vorsprung auf stolze 14 Minuten angewachsen. Danach setzte das Feld zur Verfolgungsjagd an. War das Tempo bis dahin noch relativ gemächlich gewesen, ging es kurz darauf erstmals zur Sache, als in der 12,2 Prozent steilen der Côte de Stockeu (Stèle Eddy Merckx) Lang und Armee zwischenzeitlich ihren Begleitern nicht mehr folgen konnten und Mühe hatten, auf den folgenden Kilometern wieder den Anschluss zu finden.

Im Feld testete kurz darauf Tom Jelte Slagter (Blanco) seine Konkurrenten, doch auch die Tempoverschärfung des Gewinners der Tour Down Under verpuffte schnell und in der Côte de Rosier, mit 4,4 Kilometern der längste Anstieg des Tages, behauptete das Sextett immer noch knapp fünf Minuten seines Vorsprungs, während im Feld Saxo-Tinkoff durch Chris Anker Sörensen und Nicolas Roche das Tempo hochjagte, um eine erste Selektion herbeizuführen. Einen merkliche Verkleinerung brachte der Versuch zwar nicht, dafür sank der Abstand auf gut drei Minuten knapp 70 Kilometer vor dem Ziel.

Danach zogen sich Contadors Teamkollegen wieder zurück, stattdessen zeigten sich Astana-, Sky- und RadioShack-Fahrer an der Spitze des Feldes, wogegen sich Gilberts Team im Gegensatz zum Flèche Wallonne diesmal sehr zurückhielt. Im Col de Maquisard fiel Armee dann endgültig aus der Spitzengruppe heraus, die von da an nur noch zu fünft unterwegs war. Allerdings nicht lange, denn kurz darauf hatte De Clercq Probleme mit seinem Schaltwerk und musste zunächst das neutrale Begleitfahrzeug, dann das seines Teams aufsuchen, um schlussendlich doch sein Rad zu wechseln.

Am Mont-Theux, dem viertletzten Anstieg des Tages, hatte Sky mit vier Fahrern an der Spitze des zu diesem Zeitpunkt noch rund 100 Mann starken Feldes die Kontrolle übernommen. De Clercq versuchte derweil mit aller Kraft, wieder zu seinen Begleitern aufzuschließen – was ihm gut 50 Kilometer vor dem Ziel noch vor der Côte de La Redoute tatsächlich gelang.

In den berühmtesten Anstieg von Lüttich-Bastogne-Lüttich nahmen die Ausreißer nur noch eine gute halbe Minute an Vorsprung mit. Im Feld blies Team Sky in Gestalt von David Lopez zur Attacke. Der Spanier fuhr in der zwei Kilometer langen und 8,8 Prozent steilen Redoute an allen Ausreißern vorbei und zog Jakob Fuglsang (Astana) und den Portugiesen Rui Costa (Movistar) mit sich.

Dahinter bildeten Damiano Cunego (Lampre-Merida), Mathias Frank (BMC), Romain Bardet (Ag2r) und Alberto Losada (Katusha) eine erste Verfolgergruppe und schlossen an der Bergwertung zu dem Trio auf, nur wenige Sekunden dahinter folgte das nach wie vor sehr große Feld mit allen Favoriten.

Kurz darauf waren nach einer weiteren, nicht kategorisierten Steigung Lopez, Cunego und Bardet allein unterwegs, gejagt von Fuglsang, Losada, Rui Costa sowie dem Niederländer Laurens ten Dam (Blanco) und dem Franzosen Pierrick Fedrigo (FDJ). 30 Kilometer vor dem Ziel waren die beiden Gruppen vereint.

Erst jetzt schickte Gilbert seine Helfer – einschließlich des wieder aus der ersten Gruppe zurück gefallenen Frank - an die Spitze des Feldes, das noch vor der Côte de Colonster alle Ausreißer eingefangen hatte. In dem wegen Straßenarbeiten zwangsweise neu ins Programm genommene, 2,4 Kilometer lange und sechs Prozent steilen Anstieg rund 20 Kilometer vor dem Ziel hielt dann wieder Sky das Tempo hoch, ehe Contador erstmals in diesem Rennen attackierte und eine neue Spitzengruppe initiierte, der noch Ryder Hesjedal (Garmin), Porte, Rigoberto Uran (bei Sky), Giampaolo Caruso (Katusha) sowie ein Euskaltel-Fahrer angehörte.

16 Kilometer vor dem Ziel bereitete Hesjedal mit seiner Attacke das Finale vor und brachte einige Sekunden zwischen sich und seine Begleiter. Weitere zehn Sekunden hinter dem Giro-Sieger folgte das von Astana, BMC und Katusha angeführte Hauptfeld.

An der Côte de Saint-Nicolas, dem letzten Anstiegs des Tages, schlossen Betancur, Valverde, Rodriguez, Martin und Scarponi zu Hesjedal auf, wogegen Gilbert und Vincenzo Nibali, für viele der Top-Favorit des Rennens, nicht der Sprung nach vorn gelang. Die numerische Überlegenheit an der Spitze nutzte Garmin perfekt aus, denn Hesjedal opferte seine letzten Kraftreserven für Martin und sorgte dafür, dass die Gruppe mit einem kleinen Vorsprung auf die ansteigende Zielpassage in Ans ging.

In der Verfolgergruppe wurde bei Astana die Rollen getauscht, denn es war der nominelle Kapitän Niibali, der für seinen Teamkollegen Gasparotto das Tempo machte, ohne dass der Rückstand geringer wurde. Auf dem letzten Kilometer griff Rodriguez an, um dem Sprint mit Valverde aus dem Weg zu gehen.

Der Katalane hatte allerdings die Rechnung ohne Martin gemacht, der mit kleinem Gang Rodriguez hinterher jagte und den Anschluss schaffte. Der Gewinner der Katalonien-Rundfahrt schnaufte kurz durch und setzte dann den entscheidenden Angriff, dem der völlig ausgepumpte Rodriguez nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.04.2013Valverde in Ans offenbar von der Elektronik gestoppt

(rsn) - Zweiter beim Amstel Gold Race, Platz sieben beim Flèche Wallone und zum Abschluss der dritte Rang in Lüttich: Insgesamt konnte Alejandro Valverde (Movistar) mit seiner Ardennen-Woche ganz ei

22.04.2013Katusha mit fast perfektem Ardennen-Epilog

(rsn) – Viel fehlte nicht und das russische Katusha-Team hätte auch den letzten der drei Ardennen-Klassiker gewonnen. Nachdem der Spanier Daniel Moreno am Mittwoch überraschend den Flèche Wallonn

22.04.2013Scarponi: „Ich hätte es kaum besser machen können"

(rsn) – In den bisherigen Frühjahrsklassikern zählte Lampre-Merida zu den großen Verlierern. Weder Damiano Cunego noch Diego Ulissi konnte ein zählbares Ergebnis einfahren und auch am Sonntag

22.04.2013Geschke: Neun Meter fehlten zum Spitzenergebnis

(rsn) – In guter Verfassung präsentierten sich die drei deutschen Spezialisten in den drei Ardennenklassikern. Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) beendete das Amstel Gold Race auf Platz zwölf, Paul Mar

21.04.2013Contador verabschiedet sich mit einer Attacke in die Rennpause

(rsn) - Nach dem Sieg von Roman Kreuziger beim Amstel Gold Race und den Problemen, die Alberto Contador beim Flèche Wallone an der Mur de Huy hatte, glaubten viele, dass der Tscheche für Saxo-Tinkof

21.04.2013Gilbert haben in Lüttich „zwei Prozent gefehlt“

(rsn) - Philippe Gilbert (BMC) war wieder einmal einer der großen Favoriten auf den Sieg bei „La Doyenne“. Doch der Belgier landete am Ende des 262 Kilometer langen Ardennen-Klassikers im Lüttic

21.04.2013Hesjedal imponiert im Helfermodus

(rsn) - Auch wenn es ein einmaliges Gefühl für Daniel Martin (Garmin-Sharp) gewesen sein muss, in Lüttich den ersten großen Klassiker seiner Karriere zu gewinnen: Auf gewisse Weise war der „Doye

20.04.2013Wer profitiert von der Streckenänderung?

(rsn) – Mit der 99. Auflage von Lüttich - Bastogne – Lüttich findet die Serie der Ardennenklassiker auch in diesem Jahr wieder ihren krönenden Abschluss. 25 Mannschaften stehen am Sonntag am St

20.04.2013Michal Kwiatkowski: Reicht die Kraft noch?

(rsn) - Am Sonntag steht mit Lüttich-Bastogne-Lüttich der letzte große Frühjahrsklassiker auf dem Programm. Über 261,5 Kilometern und elf schwere Anstiege führt das älteste Eintagesrennen der W

19.04.2013Lüttich-Startverbote wegen Umweltverschmutzung?

(rsn) - Mitglieder einer wallonischen Umweltschutzgruppe haben wenige Tage vor dem Start von Lüttich-Bastogne-Lüttich in schriftlicher Form schwere Vorwürfe gegen 20 Top-Fahrer erhoben, die bei der

19.04.2013Andy Schleck: An einen Coup wie 2009 ist nicht zu denken

Lüttich (dpa/rsn) - Auf seiner Twitterseite herrscht bereits seit mehr als zwei Monaten Funkstille. Das geringe Mitteilungsbedürfnis des Luxemburger Andy Schleck passt irgendwie zu seiner aktuell we

19.04.2013Pozzovivo fällt für Lüttich-Bastogne-Lüttich aus

(rsn) – Domenico Pozzovivo wird nach seinem Sturz, der ihn auf der gestrigen Etappe des Giro del Trentino zur Aufgabe zwang, auch nicht bei Lüttich-Bastogne-Lüttich starten können. Sein Start bei

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder R

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)