Wadecki: „Das gewisse Etwas fehlte"

Polnisches Team kehrt ernüchtert von der WM zurück

Von WM-Korrespondent Wolfgang Brylla

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Bartosz Huzarski im WM-Straßenrennen von Florenz | Foto: ROTH

01.10.2013  |  (rsn) – Aus der Traum für die polnische Nationalmannschaft von einer Medaille bei den Straßenweltmeisterschaften in Florenz. Auf den Weg in die Toskana begaben sich die Polen mit insgesamt 29 Fahrern - soviel wie noch nie. Neun davon traten am Sonntag zum Straßenrennen der Männer an, das unter extremen Wetterbedingungen ausgetragen wurde.

Die Wetterkapriolen machten den 208 Fahrern aus aller Welt auch deswegen zu schaffen, weil sie die ganze Woche davor bei Sonne und 25 Grad auf den Hügeln um Florenz trainieren konnten. Die Umstellung von angenehm warm und trocken auf nass und kühl fiel ihnen deshalb sehr schwer. Dazu kamen noch die vielen Stürzen und technischen Defekte, mit denen fast alle Teams zu kämpfen hatten. Der schwere Streckenverlauf tat das Seinige dazu. Nur 61 Rennfahrer überstanden die „Hölle der Toskana“. Schon lange nicht mehr verlangte ein WM-Straßenrennen so viele „Opfer“.

Auch das polnische Nationalteam hatte Verluste zu beklagen. Maciej Bodnar (Cannondale), der zwei Mal gestürzt war, stieg vorzeitig aus. Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida), Tomasz Marczynski (Vacansoleil-DCM) und Sylwester Szmyd (Movistar) gaben das Rennen wegen Unterkühlung auf. Kapitän Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) wurde mehrmals von Stürzen gestoptt, die direkt vor ihm passierten. „Ich selbst war nicht in eine Massenkarambolage verwickelt, aber ich habe wegen der Stürze sehr viel Zeit verloren und hatte einen großen Rückstand. Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug?“, so Kwiatkowski selbstkritisch.

Somit kamen nur vier Polen ins Ziel. Immer wieder war im Fernsehen Bartosz Huzarski zu sehen, der über 240 Kilometer in der Spitze fuhr. In der dezimierten Verfolgergruppe mit Vincenzo Nibali (Astana) oder dem späteren Weltmeister Rui Costa (Movistar) versuchten Michal Golas (Omega Pharma-Quick Step), Maciej Paterski (Cannondale) und Rafal Majka (Saxo Tinkoff) das Tempo der Favoriten mitzugehen.

Golas, der auf der ersten der 16 Kilometer langen Runden ebenfalls stürzte und später sehr lange mit einem verdrehten Sattel unterwegs war, verlor mehrmals den Anschluss, um dann wieder heranzukommen. „Es war das schwerste WM-Rennen in meiner Laufbahn. Man musste sehr aufpassen, denn die Gefahr lauerte hinter jeder Kurve. Wir wollten unter die besten Zehn kommen, was uns allerdings nicht gelungen ist. Wir sind einerseits enttäuscht, auf der anderen Seite muss man aber die Rennsituation und das Wetter berücksichtigen“, erklärte Golas, der am Ende Platz 33 belegte und nebenbei die Gerüchte über seinen Weggang vom Team Omega Pharma-Quick Step dementierte. Er verlängerte in den letzten Tagen seinen Vertrag um weitere zwei Jahre.

Sprichwörtlich im Regen ließ dabei die sportliche Leitung von Cannondale Maciej Paterski stehen. Trotz vieler und langer Gespräche wird er das italienische Team verlassen müssen. In welche Richtung, das weiß der 27-Jährige, der das WM-Straßenrennen als bester Pole auf Rang 19 beendete, noch nicht.

„Noch nie nahm ich an so einem schweren Rennen teil. Auf den ersten fünf Schleifen hatte ich Momente, in denen ich gezweifelt und daran gedacht habe, vom Rad zu steigen. Dann aber habe ich noch alle meine Kräfte gesammelt und hatte Glück, dass ich nicht gestürzt bin. Mal sehen, wie sich meine Zukunft weiter entwickeln wird“, sagte Paterski, der vor der WM beim Klassiker Gran Premio Prato Dritter wurde.

Wie fällt die WM-Bilanz für die Polen aus? Nach Meinung des Nationaltrainers Piotr Wadecki zwiespältig. „Einerseits bin ich froh über die Leistung meiner Jungs, die ihre Aufgaben gut erfüllt haben, andererseits würde uns nur ein Platz unter den Top 10 echt zufrieden gestellt haben. Wir haben uns große Ziele gesteckt, wollten nach einer Medaille greifen. Es fehlt uns allerdings das gewisse Etwas“, erklärte Wadecki.

Die Chancen, dass auch bei den Weltmeisterschaften 2014 in Spanien die polnische Equipe neun Fahrer wird aufstellen können, sind eher gering. Und auch die Medaillenchancen scheinen in weite Ferne zu rücken.

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