RSN-Frauen-Rangliste, Platz 1: Lisa Brennauer

Zeitfahr-Ass auf dem Weg in die Weltspitze

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Zeitfahr-Ass auf dem Weg in die Weltspitze"
Lisa Brennauer (Specialized-lululemon) bei der WM in Florenz. | Foto: ROTH

02.01.2014  |  (rsn) - Lisa Brennauer (Specialized-lululemon) war in der vergangenen Saison so stark wie nie zuvor und hat sich folgerichtig den Sieg in der radsport-news.com-Jahresrangliste mit großem Vorsprung vor Claudia Häusler (Tibco) und ihrer Teamkollegin Trixi Worrack gesichert.

„Ich habe nochmal einen großen Sprung nach vorne gemacht, gerade was das Zeitfahren betrifft“, sagte sie nun radsport-news.com und kam somit auch gleich auf die Disziplin zu sprechen, die ihr viele, viele Punkte einbrachte.„Darauf hatte ich mich besonders konzentriert und schon früh in der Saison vor allem die Deutschen Meisterschaften als einen Höhepunkt für mich festgelegt.“

Die Motivation für einen tollen Auftritt im Zeitfahren hätte ohnehin kaum größer sein können, denn die Meisterschaften fanden in Wangen im Allgäu statt, keine 50 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Umso schöner war es für die 25-Jährige, am Ende mit elf Sekunden Vorsprung auf Worrack den Titel zu erringen. „Dort zu gewinnen war für mich ein riesiger Erfolg, auf den ich sehr stolz bin“, blickte Brennauer nun zurück.

Doch nicht nur in der Heimat, sondern weltweit glänzte die Deutsche 2013 im Kampf gegen die Uhr. So siegte sie beispielsweise im Einzelzeitfahren der Languedoc-Roussillon-Rundfahrt in Südfrankreich vor Ex-Weltmeisterin Emma Pooley (Bigla). Kein Zeifel: Brennauer ist in der Weltspitze angekommen.

„Das ist ein großes Wort, aber man musste mich dieses Jahr schon mit auf dem Plan haben“, zeigte Brennauer sich bescheiden. Doch auf dem Zeitfahrrad gab es 2013 tatsächlich nur wenige, die die Allgäuerin in den Schatten stellten. Sicher, gegen ihre dominierende Teamkollegin Ellen Van Dijk, die in Florenz auch souverän Weltmeisterin wurde, konnte auch Brennauer kaum etwas ausrichten. Ansonsten aber musste die Junioren-Weltmeisterin von 2005 niemanden fürchten.

Umso ärgerlicher war es, dass es ausgerechnet auf der großen WM-Bühne von Florenz nicht zu mehr als Rang elf reichte - das einzige Einzelzeitfahren des Jahres, das Brennauer außerhalb der Top Ten beendete. „Das war richtig schade“, findet die Deutsche Meisterin noch immer und erklärte: „Ich war in der Woche vor der WM richtig erkältet. Leider war der eine Ruhetag zwischen Mannschaftszeitfahren und Einzelzeitfahren nicht lange genug für meinen Körper.“

Für die kurzen Ablösungen im Teamzeitfahren von Florenz reichte die Fitness trotz gerade erst überwundener Krankheit aber, und so wurde Brennauer erstmals Weltmeisterin mit ihrem Team, die im Vorjahr in Valkenburg bereits Gold gewonnen hatte. Brenn mag nicht nur den individuellen, sondern auch den kollektiven Kampf gegen die Uhr. „Es ist eine sehr aufregende und spannende Disziplin, in die ich eigentlich im vergangenen Jahr erst so richtig reingewachsen bin“, sagte sie. „Dass am WM-Tag die gesamte Mannschaft topfit war und wir den Titel gewinnen konnten, war überragend!“

Gold in Florenz war neben den beiden Deutschen Meistertiteln auf Bahn (Einerverfolgung) und Straße (Einzelzeitfahren) der Höhepunkt in Brennauers Jahr. „Besonders schön war aber auch der Sieg im Zeitfahren der Langeudoc-Roussillon-Rundfahrt, weil es mein erster internationaler Sieg war“, betonte sie. „Und der dritte Platz bei der Thüringen Rundfahrt, weil ich noch nie zuvor bei einer so großen Rundfahrt auf dem Podium stand.“

Das Podium bei Rundfahrten will Brennauer in Zukunft vermehrt angreifen, und nach Thüringen hätte es bei der Belgien-Rundfahrt sogar beinahe mit dem ersten Gesamtsieg geklappt. Erst auf der Schlussetappe nahm Teamkollegin Van Dijk ihr das Gelbe Trikot ab. Enttäuschend sei das aber nicht gewesen, versicherte Brennauer: „Die Taktik war von Anfang an auf Ellen ausgelegt. Durch die Sprintankunft am zweiten Tag habe ich mich an ihr ‚vorbeigemogelt‘. Am letzten Tag reichten meine Kräfte aber nicht, um in der ersten Reihe über den Berg zu kommen.“ Doch die Tage in Gelb machten Lust auf mehr. „Nächstes Jahr will ich eine Rundfahrt gewinnen“, nahm sie sich nun vor.

Brennauer weiß, dass sie sich dafür aber noch steigern muss. „Verbessern kann man sich immer“, sagte sie und konkretisierte: „Ich möchte gerne noch stärker am Berg werden, um bei Rundfahrten richtig vorne mitmischen zu können.“ Doch Brennauer will darüber ihre Spezialdisziplin nicht vernachlässigen. „Der Fokus liegt auf dem Zeitfahren, denn da sehe ich meine größte Stärke.“ Deshalb werden auch 2014 neben dem angepeilten Rundfahrtsieg das Rennen um die Deutsche Meisterschaft sowie die Zeitfahr-WM im spanischen Ponferrada die großen Ziele  sein.

Der Druck allerdings wird in der kommenden Saison unweigerlich größer sein - nicht nur, weil Brennauer nun Deutsche Meisterin ist. Denn ihrem Team Specialized-lululemon ging mit Ellen Van Dijk der große Star verloren. „Ellen ist für unser Team erstmal nicht zu ersetzen“, glaubt Brennauer. Trotzdem müssen sie und ihre Teamkolleginnen das wenigstens versuchen, und in den Einzel- sowie Mannschaftszeitfahren ist klar, dass auch Brennauer nun viel Verantwortung tragen wird.

Und wenn sie darüber nachdenkt, was ihr Team 2013 so stark machte, dann sagt sie Dinge, die Hoffnung machen, dass der Abgang von Van Dijk vielleicht doch weniger schwer wiegt, als man denken könnte.

„Wir haben viel Zeit ins Mannschaftszeitfahren investiert und sind ein eingespieltes Team toller Zeitfahrer, haben super Material und top Betreuer. Aber unschlagbar machte uns, dass wir uns auch ohne Rad blind verstehen“, so Brennauer. „Und wir haben nie vergessen, dass wir uns auf dem schon erlangten Erfolg nicht ausruhen dürfen.“

Es dürfte also klar sein, dass auch Brennauer selbst das nicht tun wird.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.01.2014USA-Abenteuer brachte den Erfolg zurück

(rsn) - Claudia Häusler (Tibco) war nie weg vom Fenster. Die 28-Jährige fuhr auch in den vergangenen beiden Jahren starke Ergebnisse ein und zeigte gerade bei den schweren Rundfahrten mit nennensw

31.12.2013Trotz Schlüsselbeinbruchs doppelte Deutsche Meisterin

(rsn) - Eigentlich hätte die Saison 2013 für Trixi Worrack gar nicht besser beginnen können. Im Januar wurde sie erstmals Deutsche Meisterin im Cross, und auch auf der Straße fuhr sie in den ers

30.12.2013Künftig auch bei der Flandern-Rundfahrt vorne landen

(rsn) - In einem kleinen Land wie Luxemburg den Meistertitel zu erringen, muss nicht automatisch bedeuten, auch weltweit zu den Top-Fahrerinnen zu gehören. Doch bei Christine Majerus (Sengers Ladie

30.12.2013Mehr als nur eine gute Zeitfahrerin

(rsn) - Erst seit fünf Jahren sitzt Martina Ritter sportlich auf dem Rad, doch die Österreicherin feierte bereits beeindruckende Erfolge. In der vergangenen Saison wurde sie erstmals österreichis

29.12.2013Rebellin mit dem Weißen Kreuz auf der Brust

(rsn) - Wenn eine junge Schweizerin Lara Gut zum Vorbild hat, dann ist das auf den ersten Blick nichts Besonderes. Immerhin sieht die Skirennläuferin nicht nur gut aus, sondern sie zeigt auch große

29.12.2013Auf der Jagd nach dem Podestplatz

(rsn) - Daniela Gaß (Squadra Scappatella) bleibt gar nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Die 33-Jährige hat zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, will dem Frauen-Peloton aber auch 2014 e

28.12.2013Bundesliga-Gesamtsiegerin hofft auf Anrufe vom BDR

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) belohnte Esther Fennel (Koga Ladies) am Ende der Saison 2013 mit einer Nominierung für die Straßen-Weltmeisterschaften in Florenz. Eine große Ehre, gera

28.12.2013Für die Abschiedstour zurück zu den Wurzeln

(rsn) - Schon nachdem sie im Sommer 2012 bereits zum dritten Mal die Teilnahme an den Olympischen Spielen knapp verpasst hatte beschäftigte sich Andrea Graus (Bigla) mit dem Gedanken ans Aufhören.

27.12.2013Erfolg durch Ausgeglichenheit

(rsn) - Deutsche Radprofis und das Team Argos-Shimano, das war eine Erfolgsgeschichte im Jahr 2013. Zumindest könnte man das meinen, wenn man Marcel Kittel und John Degenkolb, aber auch Elke Gebhar

27.12.2013Aus Minimal-Programm viel gemacht

(rsn) - Hanka Kupfernagel hat schon alles gewonnen, sie muss sich nicht mehr an Ergebnissen messen lassen. Die 39-Jährige geht ihrem Sport deshalb weiter nach, weil er ihr Spaß macht - und es sche

26.12.2013Falsche Teamwahl sorgte für ein Jahr zum Vergessen

(rsn) - Die Saison 2013 war für Charlotte Becker (Wiggle-Honda) eine zum Vergessen. Obwohl sich die 30-Jährige extra eine Bahn-Pause verschrieben hatte, um auf der Straße noch einmal voll durchzust

26.12.2013Späteinsteigerin schaffte es mit Improvisationskunst zur WM

(rsn) - In einem Alter, in dem die meisten Sportler ihre Karriere beenden oder bereits beendet haben, startet Jutta Stienen erst richtig durch. Die Schweizerin ist im August 41 Jahre alt geworden, h

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)