Gut gelaunter Tour-Chef zu Gast beim Team Bora

Prudhomme: „Schlafen sie gut und träumen sie süß“

Foto zu dem Text "Prudhomme:  „Schlafen sie gut und träumen sie süß“"
Beim Bora-Medientreff, v.l.: Teamchef Ralph Denk, Tour-Direktor Christian Prudhomme, Sponsor Willi Bruckbauer | Foto: Cor Vos

19.11.2014  |  Raubling (rsn) - Christian Prudhomme konnte in Raubling keine Versprechen machen. Aber auch wenn der Direktor der Tour de France vage blieb, als er nach den Chancen des Teams Bora-Argon 18 auf eine erneute Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt gefragt wurde, so war der Franzose am Dienstag nicht von ungefähr Gast beim Medientreff, den der deutsche Zweitdivisionär in den Räumen seines Hauptsponsors abhielt.

„Das Team Bora hat sich Schritt für Schritt weiter entwickelt und gezeigt, dass es einen Platz bei der Tour verdient hat“, sagte Prudhomme, der mit einem launigen Satz auf Deutsch die anwesenden Journalisten begrüßte. Danach folgte eine kurze Eloge auf Teamchef Ralph Denk, „der in schweren Zeiten durchgehalten hat“, so der Tour-Chef in Anspielung auf die Doping-Skandale, die den Radsport speziell in Deutschland an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung gedrängt hatten.

Prudhomme und die Organisatoren der Tour de France hoffen nun aber, dass es beim östlichen Nachbarn wieder aufwärts geht. Ausdruck dessen wäre es, wenn auch 2015 ein deutsches Team am Start der Tour de France stünde. Denk, der mit seiner Zweitliga-Mannschaft wie schon 2014 auf eine Wildcard angewiesen sein wird, nannte die Große Schleife als das oberste von drei großen Zielen für die kommende Saison, in der sein Team mit 20 Fahrern antreten wird, darunter immerhin neun Deutsche.

Damit kommt er auch den Wünschen des neuen Sponsors entgegen, des Radsport begeisterten Bora-Chefs Willi Bruckbauer, der Denk schon seit vielen Jahren gut kennt und dessen Unternehmen genau wie der Rennstall auch im oberbayerischen Raubling beheimatet ist.

Vielleicht fügte Prudhomme auch angesichts dieser engen persönlichen Bindungen zwischen Teamchef und Geldgeber an: „Ich vertraue Ralph Denk.“ Der Raublinger kann zudem mit dem Pfund eines Fünfjahresvertrags mit Sponsor Bora wuchern – das Projekt ist also langfristig angelegt, Denk und Bruckbauer haben es nicht eilig mit einer WorldTour-Lizenz, die ein automatisches Startrecht bei der Tour beinhaltet.

Und dem Tour-Chef dürfte auch gefallen, wie zielstrebig und unaufgeregt Denk seinen Rennstall entwickelt und ausgebaut hat, obwohl er mit einem eher schmalen Budget ausgestattet war: Von der Gründung im Jahr 2010, als er sich fast ausschließlich auf Amateurfahrer oder unbekannte Profis verließ, bis zum Sommer 2014, als Kapitän Leopold König die Tour de France auf Platz sieben beendete. Der Tscheche hat mittlerweile einen Vertrag beim mit Stars gespickten Sky-Team unterschrieben – auch das ist eine Bestätigung für das Management und die Sportliche Leitung, dass man in den vergangenen Jahren ziemlich viel richtig gemacht hat.

Doch angesichts der Personalplanungen ist klar, dass das Team künftig mehr auf talentierte deutsche Fahrer – oder solche aus dem deutschsprachigen Raum – bauen will. Dazu zählen nicht nur der neue Kapitän Dominik Nerz (von BMC) oder Björn Thurau (von Europcar), die sich bereits einen Namen gemacht haben, sondern auch hoch veranlagte Nachwuchsfahrer wie Phil Bauhaus (von Stölting) oder Emanuel Buchmann (von Rad Net-Rose).

Mehr Vertrauen scheint Prudhomme mittlerweile auch in die Zukunft des Radsports in Deutschland zu haben, denn die Tour ist ganz offensichtlich daran interessiert, auch wieder in Deutschland, dem größten europäischen Markt, Fuß zu fassen. Prudhomme bestätigte nicht nur, dass Münster eine offizielle Bewerbung für den Grand Départ 2017 abgegeben habe, sondern auch, dass St. Wendel und das Saarland Interesse daran zeigten, Gastgeber des größten Radrennens der Welt zu werden.

Und der 54-Jährige, der seit 2007 die Geschicke der Tour lenkt, nahm auch als positives Zeichen, dass er bei seinen Gesprächen in Münster im vergangenen Herbst „zum ersten Mal seit vielen Jahren in Deutschland nicht auf das Thema Doping“ angesprochen worden sei. Nichts dagegen hätte Prudhomme sicher auch, wenn die ARD nach Jahren der selbst verordneten Abstinenz 2015 wieder live von der Frankreich-Rundfahrt berichten würde. Noch gibt es keine offizielle Bestätigung dafür, doch viele Zeichen deuten darauf hin.

Prudhomme jedenfalls zeigte sich ausgesprochen gut gelaunt und verabschiedete sich auch in deutscher Sprache. „Schlafen sie gut und träumen sie süß“, sagte er mit einem Schmunzeln, das man so interpretieren konnte: „Keine Angst, es wird schon.“ Ob er damit den Tour-Start 2017 in Münster meinte?

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Überblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

02.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine