Kommentar zum Fall Astana

Mit Teflon beschichtet

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Mit Teflon beschichtet"
Astana-Teamchef Alexander Winokurow sieht sich schweren Doping-Vorwürfen ausgesetzt. | Foto: Cor Vos

12.12.2014  |  (rsn) - Mag sein, dass aus juristischen Gründen keine andere Entscheidung möglich war. Mag sein, dass Vincenzo Nibali und seine Kollegen in der kommenden Saison unter Bewährung stehen. Und es mag auch sein, dass die UCI fest entschlossen ist, im Fall eines weiteren Vergehens dem Astana-Team die WorldTour-Lizenz doch noch zu entziehen.

Es ist aber so, dass die an die Öffentlichkeit und an Astana-Teamchef Alexander Winokurow gerichtete Botschaft des Radsport-Weltverbandes, es sozusagen noch einmal miteinander zu versuchen, eine für den Radsport verheerende Wirkung entfaltet – zumal die „Bewährungsauflagen” geradezu lächerlich gering erscheinen: Astana soll sich einem „Audit” des Lausanner Instituts für Sportwissenschaften unterziehen und – hier wird es bizarr – schon 2015 das erst ab 2017 für alle Teams obligatorischen UCI-Programm anwenden, das zu einem Mentalitätswechsel im Radsport führen soll.

Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass Astana über diese in den Weg gelegten Steinchen nicht stolpern wird.

Der Eindruck bei vielen Beobachtern und Radsport-Fans ist allerdings, dass Astana weiter werkeln darf wie seit Jahren. Nichts konnte dem seit seiner Gründung im Jahr 2006 Skandale in Reihe produzierenden Rennstall bisher etwas anhaben. Seien es die um die kasachische Lichtgestalt Winokurow - Blutdoping 2007, der gut dokumentierte Vorwurf, den Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2010 gekauft zu haben –, sei es das Startverbot zur Tour de France 2008, sei es die Verpflichtung von Lance Armstrong, der unter dem damaligen – und mittlerweile ebenfalls gesperrten – Astana-Teamchef Johan Bruyneel 2009 sein Comeback gab.

Es ist, als ob die in den Nationalfarben gehaltenen Astana-Trikots mit Teflon beschichtet wären. Nichts bleibt hängen. Fast schon zynisch mutet die Mitwirkung an der Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) an, die sich ein konsequenteres Vorgehen gegen Doping auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Das hielt Winokurow übrigens nicht davon ab, jüngst Luis Leon Sánchez zu verpflichten – jenen Spanier, von dem sich das Belkin-Team vorzeitig trennte, weil die Hinweise auf enge Kundenbeziehungen zu den Herren Fuentes und Ferrari einfach nicht aus der Welt zu schaffen waren. Für Astana kein Grund, Sanchez vom Zweitdivisionär Caja Rural nicht doch wieder in die WorldTour zu holen.

Dann der Umgang mit den beiden Dopingfällen Iglinskiy, die das Management zu einer weiteren Trickserei veranlassten. Nach dem - verzögerten? - Geständnis von Maxim Iglinskiy konnte das Team noch zur Lombardei-Rundfahrt antreten und verzichtete erst auf den Start bei der Peking-Rundfahrt. Das mochte dem Wortlaut der MPCC-Statuten Genüge tun, erzeugte aber wieder mal einen faden Beigeschmack.

Geradezu eine Frechheit ist allerdings die aktuelle Verteidigungsline, wonach das Profi- und das Nachwuchsteam, das nach drei Dopingfällen suspendiert werden musste, quasi in unterschiedlichen Sphären agieren würden und nur den Namen und die Trikots gemeinsam hätten. Wie Dmitri Sedoun als Manager des Continental-Teams und Sportdirektor der Profi-Mannschaft darin zu verorten war, muss das Team nun auch nicht mehr erklären. Der Kasache wurde mittlerweile entlassen.

Aber irgendwie scheint es Winkorow am 6. November bei seiner Anhörung vor der Lizensierungs-Kommission gelungen zu sein, die Mitglieder von der Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen um ein sauberes Team zu überzeugen. Die Teflonschicht bei Astana hält! Dafür ist der Radsport mal wieder bekleckert.

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