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04.04.2015 | (rsn) – Die dritte Runde des Frauen-Weltcups ist das neben den Weltmeisterschaften wohl prestigeträchtigste Rennen im Kalender: die Flandern-Rundfahrt. Zur gleichen Zeit wie die Männer werden sich auch die Frauen am Oster-Sonntag über die Hellinge quälen – auf einer kürzeren Strecke, aber mit denselben Höhepunkten. Die letzten 30 Kilometer beider Rennen sind identisch, über den Kruisberg und den Oude Kwaremont geht es zum Paterberg und von dort auf 13 flachen Kilometern dem Ziel entgegen.
Während die Männer um 10:15 Uhr in Brügge starten, geht es für die Frauen um 11:00 Uhr in Oudenaarde los, wo Stunden später auch das Ziel sein wird. Wie speziell die Flandern-Rundfahrt ist, zeigt sich schon an einem simplen Fakt, nämlich der Distanz. 144,9 Kilometer müssen die Frauen bei der Ronde zurücklegen, obwohl für Frauenrennen laut UCI-Reglement normalerweise höchstens deren 140 vorgesehen sind. In Flandern macht man gerne eine Ausnahme.
Auch das Starterfeld ist mit 27 Teams größer als sonst, wobei die Mannschaften an sich kleiner sind als bei den Männern: Sechs Frauen fahren im selben Trikot – es fällt somit schwerer, das Rennen zu kontrollieren. Dementsprechend ist eine Sprint-Ankunft einer größeren Gruppe im Frauenrennen noch unwahrscheinlicher als bei den Männern.
Im vergangenen Jahr fuhr die Niederländerin Ellen Van Dijk (Boels-Dolmans) zu einem fulminanten Solo-Sieg, nachdem sie sich bereits am Kruisberg abgesetzt hatte. Ihre Teamkollegin Lizzie Armitstead, die 2014 Zweite wurde und wie damals erneut als Weltcupführende nach Flandern reist, ist in Abwesenheit der verletzten Marianne Vos (Rabobank-Liv) dank ihrer zuletzt starken Leistungen die große Top-Favoritin – zumal Boels-Dolmans ihr mit Van Dijk, Chantal Blaak, Christine Majerus, Megan Guarnier und Romy Kasper auch das wohl stärkste Team im Feld zur Seite stellt.
Herausgefordert wird Armitstead vor allem vom Rabobank-Liv-Duo Pauline Ferrand-Prevot und Anna Van der Breggen, die ihr beide schon in der vergangenen Woche in Italien bei der Trofeo Alfredo Binda, dem zweiten Weltcuprennen der Saison, das Leben schwer machten. Auch die Weltmeisterin und Van der Breggen haben rund um Lucinda Brand ein fantastisches Team zur Unterstützung dabei.
Eine weitere Doppelspitze bildet Wiggle-Honda mit der Italienerin Elisa Longo Borghini und der Lokal-Matadorin Jolien D’Hoore. „Ich freue mich sehr auf Sonntag“, sagte die Belgische Meisterin. Kein Wunder, denn D’Hoore stammt aus Gent und ist bei der „Ronde“ quasi in ihrem Trainingsrevier unterwegs. Sie wird alles tun, um sich an den Hinterrädern der Konkurrenz festzubeißen. Sollte sie mit der ersten Gruppe ins Ziel kommen, wird es schwer, D’Hoore im Sprint zu schlagen. Das hat die 25-Jährige schon beim Weltcup-Auftakt in Drenthe bewiesen, als sie gewann.
Sollte das Rennen an den Anstiegen für d’Hoore zu schwer werden, ist Longo Borghini Wiggle-Hondas Nummer eins. Sie wurde vergangene Woche am Lago Maggiore Vierte beim Binda-Weltcup und belegte denselben Platz bei der „Ronde“ sowohl 2013 als auch 2014.
Eine heiße Sieganwärterin wäre normalerweise auch Emma Johansson (Orica-AIS), Dritte 2013 und 2014. Doch die Schwedin, durch deren Wohnort Zingem das Rennen nach sechs Kilometern kommt, erlitt vor drei Wochen einen Schlüsselbeinbruch. „Ich weiß nicht wirklich, wo ich im Vergleich mit den anderen stehe. Normalerweise fahre ich hier, um zu gewinnen“, sagte sie. „Aber diesmal ist es schon ein Sieg, dass ich überhaupt am Start stehe.“
Zum erweiterten Favoritenkreis gehört hingegen Annemiek Van Vleuten (Bigla). Die Niederländerin gewann 2011, als zum letzten Mal die Muur van Geraardsbergen im Programm stand. „Ich vermisse die Muur etwas, aber das Finale ist immer noch schwer genug“, sagte sie, betonte aber auch, dass man schon vor dem Kruisberg viel falsch machen kann: „Es geht die ganze Zeit darum, sich gut zu positionieren. Dadurch ist das Rennen von Beginn an nervös und das macht es für den Kopf sehr hart. Es ist hilfreich, wenn man die entscheidenden Stellen kennt.“
Ronny Lauke, der Sportliche Leiter des deutschen Teams Velocio-SRAM, kennt sie. „Es gibt viele Möglichkeiten, wie das Rennen auseinanderreißen kann und Ausreißer durchkommen können“, deutete er bereits an, dass man von seiner Equipe um die Deutschen Lisa Brennauer und Trixi Worrack sowie die angriffslustige Australierin Tiffany Cromwell den einen oder anderen Vorstoß erwarten darf. Aufs Finale am Paterberg zu warten, darf sich gegen Armitstead und ihr Team Boels-Dolmans ohnehin niemand erlauben.
Die Hellinge:
1. Wolvenberg, km 49,4 (645m, 7,9%)
2. Molenberg, km 62,1 (463m, 7%, davon 300m Kopfsteinpflaster)
3. Leberg, km 82,6 (950m, 4,2%)
4. Berendries, km 86,6 (940m, 7%)
5. Valkenberg, km 92,0 (540m, 8,1%)
6. Kaperij, km 102,7 (1.000m, 5,5%)
7. Kanarienberg, km 110,0 (1.000m, 7,7%)
8. Kruisberg, km 118,4 (2.500m, 5%)
9. Oude Kwaremont, km 128,2 (2.200m, 4%, davon 1.500m Kopfsteinpflaster)
10. Paterberg, km 131,6 (360m, 12,9%, davon 360m Kopfsteinpflaster)
Die Teams:
AléCipollini, Aromitalia-Vaiano, Astana-Acca Due O, BePink Laclassica, Bigla, Bizkaia Durango, Boels-Dolmans, BTC City Ljubljana, Hitec Products, Inpa Sottoli Giusfredi, Lensworld-Zannata, Liv-Plantur, Lointek, Lotto-Soudal, Matrix Fitness, Orica-AIS, Parkhotel Valkenburg, Poitou Charentes, Rabobank-Liv, Rytger, S.C. Michela Fanini Rox, Servetto-Footon, Top Girls Fassa Bortolo, Topsport Vlaanderen, Twenty16, Velocio-SRAM, Wiggle-Honda
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