Contador lässt die Muskeln spielen

Polanc rettet sich als Solist vor dem Giro-Triumvirat ins Ziel

Von Felix Mattis

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Jan Polanc (Lampre-Merida) feierte in Abetone seinen ersten Profi-Sieg. | Foto: Cor Vos

13.05.2015  |  (rsn) – Die Triumphfahrt der Youngster beim 98. Giro d’Italia geht weiter. Nach Elia Viviani (Sky / 26 Jahre), Michael Matthews (Orica-GreenEdge / 24) und Davide Formolo (Cannondale-Garmin / 22) hat mit Jan Polanc (Lampre-Merida) nun ein 23-Jähriger die erste Bergankunft der Italien-Rundfahrt gewonnen. Der Slowene setzte sich am Ende der 152 Kilometer langen 5. Etappe von La Spezia nach Abetone als Solist mit 1:31 Minute Vorsprung vor Sylvain Chavanel (IAM) und Fabio Aru (Astana) durch.

„Ich habe lange auf meinen ersten Sieg gewartet und es öfter in Fluchtgruppen probiert. Aber heute hat es endlich geklappt“, freute sich Polanc über seinen ersten Profisieg. Er war genau wie Chavanel in die fünfköpfige Ausreißergruppe des Tages gegangen, die lange Zeit mehr als zehn Minuten Vorsprung auf das meist von Orica-GreenEdge angeführte Feld hatte.

Die Australier stellten mit Simon Clarke am Morgen noch den Gesamtführenden, doch das Rosa Trikot wanderte in Abetone zu Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) weiter, der zeitgleich mit Chavanel und Aru sowie Richie Porte (Sky) auf Rrang vier ins Ziel kam.

Clarke konnte rund fünf Kilometer vor dem Ziel nicht mehr mit dem von Tinkoff-Saxo und Astana angeschlagenen Tempo im Feld mithalten – noch bevor Contador, Aru und Porte auf den letzten vier Kilometern des Schlussanstiegs ihre Muskeln spielen ließen, um der Kletterkonkurrenz zu zeigen, unter welchen drei Fahrern der Giro-Sieg in diesem Jahr ausgefahren wird.

„Ich wollte es einfach mal probieren“, sagte Contador, der mit einem langen Antritt die Auslösehandlung für den Vorstoß des Trios tätigte. „Es hat sich gelohnt, denn Uran hat weiter Zeit verloren.“ Der Vorjahreszweite Rigoberto Uran (Etixx-Quick-Step) konnte schon am Dienstag nicht folgen, als Aru das Tempo erhöhte und verlor 42 Sekunden, zu denen nun in Abetone noch einmal 28 hinzu kamen.

Zunächst versuchte Urans Landsmann Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) noch, Contador zu folgen und so seine Chancen auf das Rosa Trikot am Leben zu halten. Doch der Teamkollege von Clarke, der auf Rang zwei der Gesamtwertung lag, musste bald einsehen, dass er nicht die Beine dazu hatte. Stattdessen schloss nach gut einem Kilometer Arus Helfer Mikel Landa zum Favoriten-Trio auf und machte dort bis 500 Meter vor dem Ziel das Tempo, wo schließlich Aru den langen Sprint um die Bonifikationssekunden für Rang drei gewann.

Um ein Haar hätte er dabei sogar noch Chavanel überholt, was ihm zwei weitere Sekunden Bonifikation und somit dank der in Addition besseren Etappenplatzierungen im Vergleich mit Contador sogar das Rosa Trikot gebracht hätte. Doch der Franzose bemerkte das von hinten heranrauschende Trio – Landa hatte bei Arus Antritt die Beine hochgenommen - rechtzeitig und ging noch einmal aus dem Sattel, um sich Platz zwei zu sichern.

Trotz der vier Kilometer langen Flucht von Aru, Contador und Porte hielt sich der Zeitgewinn des Trios jedoch in Grenzen. Auf den fast flachen letzten 2000 Metern des Tages konnten sie der großen Verfolgergruppe keine Zeit mehr abnehmen, und so führten Dario Cataldo (Astana) und Yuri Trofimov (Katusha) die zehnköpfige Gruppe nur 22 Sekunden nach Aru über den Zielstrich. Uran, der offensichtlich derzeit nicht im vollen Besitz seiner Kräfte ist, musste auf den letzten Metern auch diese Gruppe noch ziehen lassen und rollte sechs weitere Sekunden später allein über die Linie.

Bevor es im Schlussanstieg nach Abetone zum Schlagabtausch der Favoriten gekommen war, hatten zunächst Polanc, Chavanel, Silvan Dillier (BMC), Axel Domont (Ag2r) und Serghei Tvetcov (Androni) als Ausreißer das Bild des Tages bestimmt. Mit knapp sieben Minuten Vorsprung kam das Quintett in den 17,3 Kilometer langen und im Schnitt 5,4 Prozent steilen Schlussanstieg, wo sie abwechselnd attackierten. Als erstes konnte Tvetcov dem Tempo seiner Begleiter nicht mehr folgen, dann folgte Domont.

„Als unser Vorsprung langsam zu schmelzen begann, habe ich mir unsere Gruppe angeschaut. Ich wusste, dass ich gut klettern kann, aber auch, dass ich Chavanel nicht wegfahren lassen durfte“, schilderte Polanc die rennentscheidende Phase.

Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatte er kurzzeitig den Kontakt zu Dillier und Chavanel verloren, die Lücke danach aber mit gleichmäßigem Tempo wieder geschlossen, um dann selbst davon zu fahren, als die Straße rund zehn Kilometer vor dem Ziel steiler wurde. Von da an baute er seinen Vorsprung auf Chavanel, der bald Dillier abhängte, kontinuierlich aus und fuhr dem Sieg sowie dem Bergtrikot entgegen.

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