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18.07.2015 | (rsn) – Auf der 6. Etappe der Tour de France mit Ziel in Le Havre wartete Greg Van Avermaet bei der Schlussattacke von Zdenek Stybar (Etixx-Quick-Step) zu lange, so dass dem Belgier im Sprint der Verfolger nur der fünfte Platz blieb. Deshalb wählte Van Avermaet gestern die andere Methode und setzte seinen Sprint im bergauf führenden Finale in Rodez denkbar früh an – allerdings mit Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) an seinem Hinterrad.
Doch dem BMC-Profi gelang es, sich in einem packenden Duell den Slowakischen vom Leib zu halten und seinen ersten Etappensieg bei einer Tour de France einzufahren. „Es war sehr knapp. Ich ging früh los, da in Le Havre alle gewartet haben. So habe ich versucht von hinten zu kommen. Es waren sehr lange 100 Meter am Schluss und ich sah jemanden an meinem Rad, so bin ich immer weiter gesprintet. Ich war nur froh, dass ich nicht überholt wurde“, kommentierte der Van Avermaet das Finale, das für ihn letztlich ein gutes Ende nahm.
Mit seinem vierten Saisonsieg – und seinem bisher wohl bedeutendsten überhaupt – widerlegte der mittlerweile 30-Jährige auch alle Kritiker, die in Van Avermaet einen erstklassigen Klassikerspezialisten, aber keinen Sieg-Garanten sehen. In dieser Saison wurde er beispielswiese zweiter bei Strade Bianche, jeweils Dritter bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix sowie Fünfter des Amstel Gold Race.
Mit seinen Etappensiegen bei Tirreno-Adriatico und der Belgien-Rundfahrt - wo er auch die Gesamtwertung für sich entscheid – zeigte Van Avermaet aber, dass er mehr ist als ein Ergebnislieferant, dem im entscheidenden Moment der richtige Instinkt oder das Glück fehlt.
Viel fehlte übrigens nicht und Van Avermaet hätte gar nicht zur Tour starten können. Noch im April beantragte der Anti-Doping-Ankläger des Belgischen Verbands eine zweijährige Sperre, nachdem bekanntgeworden war, dass Van Avermaet über einen längeren Zeitraum hinweg von dem umstrittenen Sportmediziner Chris Mertens behandelt wurde und unter anderem verbotene Kortisonpräparate zu sich genommen hatte. Die Disziplinarkommission folgte jedoch seiner Van Avermaets Argumentation, wonach er die Medikamente nur aus gesundheitlichen Gründen eingenommen habe und sprach ihn vom Dopingvorwurf frei.