Slowene gewinnt 4. Giro-Etappe als Solist

Polanc trotzt am Ätna dem Gegenwind und allen Favoriten

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Polanc trotzt am Ätna dem Gegenwind und allen Favoriten"
Jan Polanc (UAE Team Emirates) gewinnt die 4. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

09.05.2017  |  (rsn) - Vierte Etappe, vierter Spitzenreiter! Beim 100. Giro d'Italia sucht sich das Rosa Trikot jeden Tag einen neuen Besitzer. Nach Lukas Pöstlberger (Bora-hansgrohe), André Greipel (Lotto Soudal) und Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) übernahm am Dienstag nicht unerwartet Bob Jungels (Quick-Step Floors) als Tagessiebter das begehrte Leibchen.

"So etwas ist immer ein Traum. Man muss dabei auch immer ein bisschen Glück haben. Ich denke, das Team hat einen fantastischen Job gemacht. Am Ende hing ich bis zum Finale nur dran. Ich habe gewartet, gewartet, gewartet. Letztlich war es perfekt", freute sich der Luxemburger, der bereits im vergangenen Jahr zwischenzeitlich stolzer Träger des Maglia Rosa war.

Die 4. Etappe von Cefalù hinauf zum Ätna (181 km)  gewann dagegen eher unerwartet der Slowene Jan Polanc (UAE Team Emirates). Der 25-Jährige konnte es wohl selbst kaum glauben, dass er nach 179 Kilometern in einer Fluchtgruppe den Tagesabschnitt auf den legendären Vulkan Siziliens für sich entscheiden konnte.

Polanc schaute etwa 100 Meter vor dem Ziel lange nach hinten. Als er wirklich keinen Verfolger erkennen konnte, streckte er die Zunge weit aus dem Mund, bevor er einen lauten Siegesschrei in den Himmel stieß, mehrmals mit der Faust in die Luft schlug und dann beide Arme hochriss.

"Es war toll heute. Wahrscheinlich hat niemand erwartet, dass die Ausreißergruppe es schafft. Wir hatten keinen großen Vorsprung vor dem Berg, aber ich bin richtig glücklich. Nach dem Sieg 2015 ist das heute unbeschreiblich", freute sich der Etappengewinner, der auch das Blaue Trikot des Bergkönigs übernahm.

Direkt nach dem Start in Cefalu hatte Polanc mit Pavel Brutt (Gazprom-RusVelo), Eugenio Alafaci (Trek-Segafredo) und Jacques Janse van Rensburg (Dimension Data) eine Fluchtgruppe gebildet, die mehr als acht Minuten Vorsprung herausfahren konnte. Das Quartett begann sich jedoch am ersten Zwischensprint nach 141 Kilometern aufzulösen, als Alafaci in Bronte nicht mehr mithalten konnte. Im knapp 18 Kilometer langen Anstieg zum Ätna schüttelte Polanc als letzten seiner Begleiter dann noch van Rensburg ab.

Besonders im bis zu 12 Prozent steilsten oberen Teil des Vulkans sah Polanc schon mausetot aus. Doch als es wieder flacher wurde, kamen seine Kräfte zurück und er rettete 29 Sekunden Vorsprung auf Ilnur Zakarin (Katusha-Alpecin), der sich im starken Gegenwind erst 1,2 Kilometer vor Schluss als einziger aus der Verfolgergruppe mit allen Favoriten lösen könnte.

"Der Berg war sehr schwer, weil es die ganze Zeit Gegenwind gab - speziell nach der langen Flucht war es hart. Das war vielleicht der härteste Tag meines Lebens", schilderte Polanc die Strapazen des Tages.

Hinter Zakarin führte Geraint Thomas (Sky) die Favoriten mit 29 Sekunden Rückstand ins Ziel der 1892 Meter hohen Bergankunft. Der Brite sprang in der Gesamtwertung auf Rang zwei (+ 0:06) hinter Jungels. Dritter ist der Brite Adam Yates (Orica-Scott), der in der Gesamtwertung mit zehn Sekunden Rückstand auf Jungels eine Gruppe mit 19 zeitgleichen Fahrern anführt, unter denen sich alle Favoriten befinden.

Die Anwärter auf den Gesamtsieg hielten im Schlussanstieg die Beine still. Als Erster versuchte es Pierre Roland (Cannondale-Drapac), der sich aber nur 21 Sekunden absetzen konnte und sechs Kilometer vor dem Ziel von den von BMC angeführten Verfolgern wieder gestellt wurde.

In einer etwas flacheren Passage griff Jasper Hansen (Astana) etwa fünf Kilometer vor Schluss an. Der 26-jährige Däne wurde 2,5 Kilometer vor dem Ziel von Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) eingeholt, der seinerseits eine Attacke gestartet hatte und von Andrey Amador (Movistar) gestellt wurde. Hansens erneutem Antritt folgte Igor Anton (Dimension Data) ebenso erfolglos wie etwas später Tom Dumoulin (Sunweb). Keiner außer Zakarin kam weg, so dass der Weg für Polancs Überraschungserfolg frei war.

"Es war ein kurzer, schneller Tag. Es gab zunächst einen recht starken Rückenwind, aber dann wurden alle nervös, als es auf den Ätna zuging. Der Anstieg selbst war hart, aber weil es einen starken Gegenwind gab,  wurden viele Angriffe abgewehrt", begründete Tejay van Garderen (BMC), warum alle Attacken wirkungslos blieben.

Mit 25:37 Minuten Rückstand erreichte Spitzenreiter Gaviria das Ziel. Im Rosa Trikot hatte er kurz vor dem Anstieg zum Ätna für Chaos gesorgt. In voller Fahrt verpasste der Kolumbianer eine scharfe Rechtskurve. Sicherheitshalber fuhr er einfach geradeaus weiter. Zakarin (Katusha-Alpecin) und Kuznetsov hatten nicht so viel Glück und stürzten. Zum Glück ohne Folgen. Pech hatte dagegen Zakarins Teamkollege Pavel Kochetkov, der sich bei einem Sturz das Schlüsselbeinbrach und ausschied.

Auch Rohan Dennis (BMC) musste zur Mitte des Tagesabschnitts aufgeben. Der Australier war während der 3. Etappe gestürzt und hatte sich dabei Prellungen und Hautabschürfungen zugezogen sowie über Kopf- und Nackenschmerzen geklagt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.12.2017Dumoulin will ein zweites “shit-gate“ vermeiden

(rsn) - Noch steht nicht fest, ob Tom Dumoulin im kommenden Jahr beim Giro d’Italia zur Titelverteidigung antreten wird. Sollte es dazu kommen, möchte der Niederländer auf jeden Fall Szenen wie be

01.06.2017Giro-Sieger Dumoulin in seiner Heimatstadt Maastricht geehrt

(rsn) - Tom Dumoulin ist am Mittwoch in Maastricht von Tausenden von Radsportfans gefeiert worden. Der Gewinner des diesjährigen Giro d’Italia präsentierte sein Rosa Trikot und die Trofeo Senza Fi

30.05.2017Gazetta: Nibali verzichtet zugunsten der Vuelta auf die Tour

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird auf die Tour de France verzichten und stattdessen die Vuelta a España zu seinem nächsten große Ziel in diesem Jahr machen. Das meldete die Gazzetta de

30.05.2017Lastet auf dem Giro ein Triple-Fluch?

(rsn) - Nachdem Vincenzo Nibali am vergangenen Wochenende dabei gescheitert ist, seinen dritten Gesamtsieg beim Giro d’Italia einzufahren, drängt sich der Eindruck auf, dass ein Triple-Fluch auf de

29.05.2017Giro-Sieger Dumoulin rückt auf Rang drei der WorldTour-Rangliste vor

(rsn) - Mit seinem Gesamtsieg beim Giro d’Italia, wo er zudem noch zwei Etappenerfolge feiern konnte, hat sich Tom Dumoulin (Sunweb) vom 27. auf den dritten Platz der WorldTour-Einzelwertung verbess

29.05.2017Quintana bekam nicht das, was er wollte

(rsn) - "You can’t always get what you want“ lautet der Titel einer der berühmtesten Songs der Rockgeschichte. Das Stück von den Rolling Stones könnte Nairo Quintana - so er die "Stones" überh

29.05.2017Dumoulin: “Irgendwann will ich die Tour gewinnen“

Mailand (dpa) - Kaum war Tom Dumoulin in Mailand als erster niederländischer Sieger beim Giro d`Italia gekrönt, folgten auch schon die Fragen zur Tour de France. "Das Nächste sind ein Bier und Barb

29.05.2017Gaviria: "Diese Erfolge waren außerhalb meiner Fantasie"

(rsn) - Bereits beim letztjährigen Giro d´Italia lieferte die Quick-Step Floors-Mannschaft eine beeindruckende Vorstellung ab. Durch Marcel Kittel, Gianluca Brambilla und Matteo Trentin gewann das b

29.05.2017Van Emden brachte auch Dumoulins Ãœbersetzung an ihre Grenze

(rsn) - Natürlich stand Tom Dumoulin (Sunweb) nach dem Giro-Abschlusszeitfahren in Mailand im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Schließlich hatte der 26-Jährige gerade seine erste Grand Tour

29.05.2017Nibali: "Ich habe mehr von mir selbst erwartet"

(rsn) - Zum großen Giro-Finale in Mailand konnte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) die Hoffnungen der italienischen Fans auf seinen dritten Giro-Triumph nach 2013 und 2016 nicht erfüllen. Der 32-jäh

29.05.2017Viva il Giro d´Italia - so spannend war die Tour seit Jahren nicht

(rsn) - Vive le Tour de France - die Frankreich-Rundfahrt ist im Radsport das Maß der Dinge. Doch der Giro d´Italia hat mächtig aufgeholt und in Punkto Spannung der Frankreich-Rundfahrt wenigstens

28.05.2017Platz 16 beim Giro - Pömer sagt Konrad eine große Zukunft voraus

(rsn) - Mit einem weiteren Top-Ten-Ergebnis hat das deutsche Bora-hansgrohe-Team den 100. Giro d’Italia beendet. Jan Barta landete im abschließenden Zeitfahren von Monza nach Mailand auf dem sechst

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat auf der 2. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT) seinen bisher größten Sieg auf der Straße gefeiert. Der 21-jährige Belgier setzte sich über 171 Kilometer

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)