RSN-Rangliste, Platz 2: John Degenkolb

Das ganz große Ding hat gefehlt

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Das ganz große Ding hat gefehlt"
John Degenkolb (Trek-Segafredo) | Foto: Cor Vos

17.12.2017  |  (rsn) - Einen Einstand nach Maß beim neuen Team, gute Klassikerauftritte ohne Sieg, eine vom Sturzpech begleitete Tour de France sowie die krankheitsbedingte WM-Absage: Die Saison 2017 hielt für John Degenkolb">John Degenkolb alle sportlichen Höhen und Tiefen bereit.

"Das eine endgültige Fazit kann ich gar nicht ziehen. Der Verlauf des Jahres war dazu viel zu komplex", kommentierte Degenkolb radsport-news.com gegenüber seine erste Saison bei Trek-Segafredo.

Dabei war der Start mehr als nur verheißungsvoll verlaufen. Gleich bei seinem Debüt für den US-amerikanischen Rennstall holte sich Degenkolb bei der Dubai Tour (2.HC) einen Etappensieg und schloss die Rundfahrt auf Rang drei ab.

Mit zweiten Etappenplätzen bei der Algarve-Rundfahrt (2.HC) und Paris-Nizza im Gepäck reiste Degenkolb den Frühjahresklassikern, seinem erklärten ersten großen Saisonziel. Als Siebter bei Mailand-San Remo, Fünfter bei Gent-Wevelgem, Siebter bei der Flandern-Rundfahrt und Zehnter bei Paris-Roubaix lieferte der Oberurseler konstante Leistungen ab - zum ersehnten dritten Sieg bei einem der Monumente reichte es aber nicht.

"Mit einem so guten Frühjahr hätte wohl nicht jeder gerechnet, nachdem mir doch einige Trainings-, vor allem aber Rennkilometer aus dem Vorjahr fehlten. Letztlich bin ich nicht unzufrieden", zog Degenkolb angesichts seines schweren Trainingsunfalls von 2016 eine letztlich positive Bilanz.

Auch bei seinem erstmals zur WorldTour zählenden Heimrennen Eschborn-Frankfurt präsentierte sich Degenkolb in guter Form, musste sich in der Sprintentscheidung vor der Alten Oper im Frankfurter Bankenviertel aber dem Katusha-Duo Alexander Kristoff und Rick Zabel geschlagen geben.

Nach einer zweiwöchigen Rennpause richtete Degenkolb seine volle Konzentration auf die Tour de France. Nach drei Top-Ten-Ergebnissen bei der Kalifornien-Rundfahrt und einem zweiten Platz beim GP Gippingen (1.HC) folgten ein dritter Etappenplatz bei der Tour de Suisse und ebenfalls Rang drei bei den Deutschen Straßenmeisterschaften in Chemnitz.

Doch die Hoffnung auf den ersehnten ersten Etappensieg bei der Tour de France erhielten schon auf der 4. Etappe einen heftigen Schlag, als Degenkolb sich bei dem schlagzeilenträchtigen Sturz auf der Zielgerade in Vittel, in dessen Folge das Rennen für Mark Cavendish (Verletzung) und Peter Sagan (Disqualifikation) beendet war, ebenfalls verletzt. Doch der 28-Jährige gab nicht auf und wurde im weiteren Verlauf der Frankreich-Rundfahrt noch mit einem zweiten Platz in Bergerac (10. Etappe) und Rang drei in Romans-sur-Isère (16. Etappe) belohnt.

"Trotz des harten Crashs zu Beginn war ich oft vorne mit dabei, konnte bei vielen Entscheidungen mitmischen. Aber auch hier hat das ganz große Ding gefehlt und das ärgert mich selbst am meisten", kommentierte Degenkolb seine Frankreich-Rundfahrt, die in Düsseldorf für ihn mit einem Gänsehaut-Erlebnis begonnen hatte. "Sowas erlebt man als Radsportler wohl nur einmal in seiner Karriere und macht es zu etwas ganz besonderem", sagte er im Rückblick auf den Grand Départ, der erstmals seit 30 Jahren wieder in Deutschland ausgetragen worden war.

Danach folgte der schönste Moment des Jahres, die Geburt seiner Tochter. "Das war für mich ganz klar das Highlight", so der nun zweifache Familienvater, für den Ende August auch noch die Vuelta a Espana anstand, bei der Degenkolb sich für die Weltmeisterschaften in Bergen in Form bringen wollte.

Doch auch bei seinem zweiten GrandTour-Auftritt des Jahres ging Degenkolb leer aus.. Bereits nach der 4. Etappe musste der zehnmalige Etappengewinner wegen einer Bronchitis aufgeben. Und als auch die Generalprobe bei der Dänemark-Rundfahrt vorzeitig beendet war, musste der als deutscher Kapitän vorgesehene Degenkolb schließlich seine Teilnahme am WM-Straßenrennen von Bergen absagen. Stattdessen ließ er sich im Krankenhaus gründlich durchchecken.

"Die Bronchitis hat letztendlich den zweiten Teil meiner Saison zerstört, die Absage der WM hat mir schon einen Knacks versetzt", gestand er ein. Der Verzicht war umso bitterer, als sich Degenkolb große Medaillenhoffnungen gemacht hatte: "Ich wusste: Wir haben ein starkes Team, ich bin als Kapitän nominiert, die Jungs werden alles für mich geben, die Strecke liegt mir - und dann, Zack, krank, Ende, Aus."

Mittlerweile hat Degenkolb die Bronchitis überwunden und blickt deshalb optimistisch auf die kommende Saison. "Ich habe die Zeit genutzt, um mich auszukurieren. Und ich konnte dadurch auch sehr viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Wir waren im Urlaub in Marokko, haben Sandburgen gebaut und mal komplett abgeschaltet vom ganzen Rummel. Es hat sich gelohnt, der Akku ist wieder voll", berichtete er.

Als Ziel für 2018 hat sich der Trek-Kapitän wieder die Frühjahrsklassiker von Mailand-Sanremo bis zu Eschborn-Frankfurt herausgepickt. "Danach gilt dann das volle Augenmerk der Tour de France", schloss Degenkolb, dessen erster Saisoneinsatz noch nicht feststeht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.12.2017Die rsn-Trophäe “Fahrer des Jahres“

(rsn) - Vorgestern hatte ich die große Ehre, André Greipel auf Mallorca die neue rsn-Trophäe "Fahrer des Jahres" zu überreichen. Den Preis für den besten deutschsprachigen Rennradler gibt´s bei

18.12.2017Oft knapp geschlagen, aber am Jahresende ganz vorn

(rsn) - André Greipel ist der Gewinner der Radsport-News-Rangliste 2017. Der Hürther verwies John Degenkolb knapp auf Platz zwei. Dafür erhält Greipel als erster die neugeschaffene Trophäe als un

18.12.2017Die Radsport-News-Jahresrangliste 2017

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Jahresrangliste 2017 finden Sie die Platzierungen und Punkte aller Deutschen

16.12.201714 Siege - keiner jubelte öfter

(rsn) - In der zurückliegenden Saison hatte kein Fahrer öfter Grund zum Jubel als Marcel Kittel (Quick-Step Floors). Überragend waren dabei die fünf Etappensiege allein bei der Tour de France, wo

15.12.2017Bei den Ardennenklassikern geglänzt

(rsn) - Dank einer abermals sehr starken Saison ist Michael Albasini (Orica-Scott) auf Platz vier bester Schweizer in der Radsport-News-Rangliste. Der 36-Jährige feierte 2017 nicht nur drei Siege, so

14.12.2017Das ganze Jahr über auf hohem Niveau

(rsn) - Trotz eines wieder sehr starken Bob Jungels ist in diesem Jahr Jempy Drucker (BMC) bester Luxemburger in der Radsport-News-Rangliste. Der 31-Jährige fuhr insgesamt 23 Top-Ten-Ergebnisse ein,

13.12.2017Beim Critérium du Dauphiné in Top-Verfassung

(rsn) - In Folge der Verpflichtungen von Peter Sagan und Rafal Majka rückte Emanuel Buchmann bei Bora-hansgrohe 2017 in die zweite Reihe - jedenfalls in den großen Rundfahrten. Sowohl bei der Tour d

12.12.2017Nicht nur der Giro 2017 macht Hoffnung für die Tour 2018

(rsn) - Nachdem er bereits beim Giro d`Italia 2016 mit seinem sechsten Gesamtrang und dem Sieg in der Nachwuchswertung zu imponieren wusste, zählte Bob Jungels (Quick Step-Floors) auch in diesem Jahr

11.12.2017In Düsseldorf nur knapp am Gelben Trikot vorbei

(rsn) - Stefan Küng (BMC) hat sich in der vergangenen Saison endgültig einen Ruf als formidabler Zeitfahrer erarbeitet. Der Schweizer war nicht nur an den BMC-Siegen in den Mannschaftszeitfahren der

10.12.2017Nach der besten Saison der Karriere von BMC verabschiedet

(rsn) - Auch wenn er den herben Rückschlag verkraften musste, kurzfristig aus dem Aufgebot für seine Heimat-Rundfahrt genommen worden zu sein, absolvierte Silvan Dillier (BMC) eine bärenstarke Sa

09.12.2017Nicht immer bei 100 Prozent gewesen

(rsn) - Ein Etappensieg zu Beginn des Jahres bei der Valencia-Rundfahrt (2.1) und Ende Juni die Titelverteidigung im Zeitfahren der Deutschen Meisterschaften: Die sportliche Ausbeute von Tony Martin (

09.12.2017Auf der Straße durchgestartet, bei der Teamsuche im Wartemodus

(rsn) - Im Vorjahr noch ohne einen einzigen Punkt, ist Colin Stüssi (Roth-Akros) auf Platz elf der Aufsteiger der diesjährigen Rangliste und zugleich bester KT-Fahrer. Der Schweizer bewies vor allem

Weitere Radsportnachrichten

18.03.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.03.2024Van der Poel verlängert langfristig bei Alpecin-Deceuninck

(rsn) – Er bleibt seinem Team und vor allem den Roodhooft-Brüdern treu: Mathieu van der Poel hat seinen ursprünglich noch bis 2025 laufenden Vertrag mit Alpecin – Deceuninck aufgelöst und durch

18.03.2024Schultz überrascht Pogacar mit Attacke am Teufelslappen

(rsn) – Der Auftakt der 103. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) wartete mit 2600 Höhenmetern auf, doch die Favoriten hielten sich auf dem welligen Terrain der 1. Etappe rund um Sant Feliu de Guíxols noc

18.03.2024SD Worx – Protime verzichtet auf Brügge-De Panne

(rsn) – Auf den Saisonstart in Australien inklusive der WorldTour-Rennen dort verzichtet SD Worx – Protime beinahe schon traditionell freiwillig. Doch nun hat die belgische Übermannschaft auch ih

18.03.2024Die Woche der KT-Teams: Borresch “big in Taiwan“

(rsn) – Hinter den deutschen Kontinental-Teams liegt eine Woche mit vielen UCI-Einsätzen und insgesamt fünf Top-Ten-Platzierungen. Für drei davon sorgte allein Julian Borresch (Rembe Pro Cycling

18.03.2024Visma - Lease a Bike bekommt Erlaubnis für Zeitfahrhelm

(rsn) – Das Team Visma – Lease a Bike scheint in der Debatte um seinen Zeitfahrhelm mit einem blauen Auge davonzukommen. Wie Sporza berichtet, hat die UCI, die das Helmdesign nochmal auf seine Ko

18.03.2024Ineos Grenadiers bejubelt 500. Sieg der Teamgeschichte

(rsn) – Etwas mehr als 14 Jahre hat es gedauert, doch nun ist es geschafft: Das Team Ineos Grenadiers, 2010 unter dem Namen Sky gestartet, hat am Wochenende den 500. Sieg in der Historie der Mannsch

18.03.2024Astana-Interesse an Vlasov? Bora will verlängern

(rsn) – Sein starker Auftritt bei Paris-Nizza (2.UWT) hat Aleksandr Vlasov in seinem letzten Vertragsjahr zum rechten Zeitpunkt wieder etwas weiter in den Fokus gerückt. Der Etappensieg an der Mado

18.03.2024Uhlig für Groves in Katalonien am Start

- Der gebürtige Regensburger Henri Uhlig ist kurzfristig ins Aufgebot der heute gestarteten Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gerückt. Eigentlich sollte Kaden Groves Alpecin - Deceuninck in Nordspanien

18.03.2024Nächster Kapitän verlängert bei Lotto - Dstny

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.03.2024Team Sportforum: Nach starker Saison Pech mit dem Sponsor

(rsn) - Die Saison 2023 verlief für das Sportforum p/b My Fitness Apotheke überaus erfolgreich. Das Team So dominierte man den Bundesliga-Auftakt an der Südlichen Weinstraßen und holte durch Feli

17.03.2024Packender Schlagabtausch zwischen Roglic und Evenepoel

(rsn) - Die Volta Ciclista a Catalunya (2,UWT) ist das erste spanische WorldTour-Rennen des Jahres. Die siebentägige Rundfahrt, die traditionell in der katalanischen Hauptstadt Barcelona zu Ende geh

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Settimana Internazionale Coppi (2.1, ITA)
  • GP Brda-Collio (1.2, SLO)