Von einem Fan zu Boden geworfen

Der Fall des Miguel Angel Lopez

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Der Fall des Miguel Angel Lopez"
Am Passo Manghen konnte nur mehr Richard Carapaz (Movistar) Miguel Angel Lopez (Astana) folgen | Foto: Cor Vos

01.06.2019  |  (rsn) – Als ob die letzte Bergetappe des 102. Giro d’Italia nicht schon genug Drama geboten hätte, kam es im Schlussanstieg auf den Monte Avena zu einer Kollision zwischen dem Führenden in der Nachwuchswertung, Miguel Angel Lopez (Astana), und einem Fan, der neben ihm herlief und dann in den Kolumbianer stürzte. Sowohl der Zuschauer als auch der Kletterer im Weißen Trikot ging zu Boden.

Im Affekt attackierte Lopez den am Boden liegenden Zuschauer, traf ihn im Gesicht und wischte ihm dann noch die Kappe vom Kopf. Der Kolumbianer setzte seine Fahrt dann wutschnaubend fort, konnte aber den Anschluss an die Verfolgergruppe rund um Primoz Roglic (Jumbo – Visma) sowie den Zweiten der Wertung der Nachwuchsfahrer, Pavel Sivakov (Ineos), nicht mehr herstellen. "Das war sehr unglücklich, was da passiert ist. Ich hatte die Beine um den besten Kletterern zu folgen", erklärte Lopez in einem ersten Interview, vermied aber Details zum Zwischenfall.

Wohl auch im Wissen, dass seine Attacke an dem Zuschauer mit einem Ausschluss geahndet werden hätte müssen nach den Regeln des Internationalen Radsport-Weltverbandes UCI. Dort steht im 12. Abschnitt nach Regel 22.2, dass jegliche Gewalthandlung gegenüber jeder Person, die kein Fahrer ist, innerhalb eines Rennens mit dem Ausschluss sowie einer Geldstrafe von 200 Schweizer Franken sanktioniert werden muss.

Jury bestraft Lopez nicht: "menschliche Reaktion"

Doch die Rennjury folgte dieser Auslegung nicht, erklärte laut cyclingnews.com und cyclingweekly.com, dass es sich bei Lopez’s Aktion um eine "menschliche Reaktion" gehandelt habe. Im Dossier der Etappe war der Vorfall deswegen gar nicht vermerkt, sondern lediglich die 10-Sekunden-Strafe, die Roglic für die Schubhilfe zweier Zuschauer erhielt.

Via Twitter meldete sich dann der Kolumbianer nochmals zu Wort: "Ich entschuldige mich für meine Emotionen, aber in der Hektik des Rennens, speziell im Finale einer Königsetappe ist es schwierig diese zu kontrollieren. Ohnehin bin ich sehr traurig, aufgrund der schlechten Absperrungen. Es ist schade, dass ich aufgrund dieser Situation meine Chancen an diesem Tag eingebüßt habe."

Nibali erinnert an seinen Unfall in L'Alpe d'Huez 2018

Wieder einmal waren es die Zuschauer, die das Rennen durch ihr Eingreifen entscheidend mitprägten, bei Lopez mehr noch als bei Roglic. Indirekte Rückendeckung bekam Lopez durch den Gesamtzweiten Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida), der an seinen Zusammenstoß im Etappenfinale von L'Alpe d'Huez bei der Tour de France 2018 erinnerte, der ihn für mehrere Wochen außer Gefecht setzte: 

"Mir ist sowas letztes Jahr auch passiert und es ging noch deutlich schlimmer aus. Ich laborierte lange Zeit an meinen Rückenverletzungen", so der Italiener. "Ich will nicht die Organisation kritisieren, aber man muss ein System finden, dass es ermöglicht, dass die Fans da sind, die auch teilweise schon einen Tag vorher anreisen, dass aber gleichzeitig auch die Sicherheit von allen gewährleistet. Bei einem Schlussanstieg von nur sechs Kilometern kann man schon gewährleisten, dass alles ordentlich abläuft", meinte er.

Zuschauer kletterten auch über Absperrgitter

Allerdings standen selbst auf den letzten mit Absperrgittern versehenen Kehren zum Ziel einige Zuschauer auf der falschen Seite der Gitter. Und auch schon am Passo Manghen, dem zweiten von fünf Anstiegen auf dieser 20. Giro-Etappe hatten sich einige selfiewütige Zuschauer sehr nahe an die Fahrer herangedrängt. 

Deshalb stellte sich auch Dario Cataldo vor seinen wegen der aggressiven Reaktion gegen den Zuschauer via Social Media inzwischen wüst beschimpften Kapitän Lopez: "Irgendwie kann ich ihn verstehen. Seit Jahren sagen wir, dass es sicherer sein muss und uns die Zuschauer mehr respektieren müssen. Und trotzdem passiert immer wieder so etwas. Wir müssen uns auf das Rennen konzentrieren. Das ist einfach schade!"

Der Vorfall im Eurosport-Video:

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2025Red Bull in Frankfurt geschlagen, aber nicht unzufrieden

(rsn) - Ohne Vorjahressieger Maxim van Gils, der noch immer an den Sturzfolgen vom Amstel Race leidet, ging Red Bull – Bora – hansgrohe beim 62. Eschborn-Frankfurt an den Start. Die Truppe um Jung

01.05.2025Schachmann: “Uno-X hat einen Fehler gemacht“

(rsn) – Sein letztjähriges Debüt bei Eschborn-Frankfurt beendete Maximilian Schachmann zeitgleich mit dem Sieger Maxim van Gils (damals Lotto, jetzt Red Bull – Bora – hansgrohe) auf dem 34. Pl

01.05.2025Denz: “Leider ging im Sprint die Tür links zu“

(rsn) – Auch diesmal spielte die dritte und letzte Überquerung des Mammolshainer Berges bei Eschborn-Frankfurt das Zünglein an der Waage. Nach einer Attacke von maximilian Schachmann (Soudal - Qui

01.05.2025Fortunato feiert Ausreißercoup, Baudin fährt ins Gelbe Trikot

(rsn) – Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) hat die 2. Etappe der 78. Tour de Romandie gewonnen. Der Italiener setzte sich über 157 Kilometer rund um La Grande Béroche aus einer fünfköpfigen Aus

01.05.2025Eschborn-Frankfurt U23: Haugsted schlägt Landsmann Landsbo

(rsn) – Mit einem dänischen Doppelsieg endete die 60. Austragung der U23-Version von Eschborn-Frankfurt (1.2). Nach 129,9 Kilometern von Eschborn nach Frankfurt setzte sich Conrad Haugsted (ColoQui

01.05.2025Matthews holt sich vor der Alten Oper den heiß ersehnten Sieg

(rsn) - Als erster Australier seit Phil Anderson vor 40 Jahren hat Michael Matthews (Jayco – AlUla) den hessischen Klassiker Eschborn–Frankfurt gewonnen. Der kletterstarke Sprinter ließ im Sprint

01.05.2025Herzog erhält mit der Rückennummer 1 seine Freiheiten

(rsn) - Emil Herzog (Red Bull – Bora – hansgrohe) ist erst 20 Jahre alt, aber beim deutschen Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt trägt der junge Allgäuer die Nr. 1. “Das ist auf jeden Fal

01.05.2025Rutsch und Zimmermann teilen sich die Leaderrolle

(rsn) - Georg Zimmermann und Jonas Rutsch kommen zusammengerechnet auf bisher acht Starts bei Eschborn-Frankfurt. Zur 62. Ausgabe des 1.Mai-Klassikers treten die beiden Deutschen erstmals gemeinsam im

01.05.2025Red Bull – Bora – hansgrohe startet globales Scoutingprogramm

(rsn) - Im Gegensatz zu anderen WorldTour-Teams setzt Red Bull – Bora – hansgrohe schon seit einigen Jahren konsequent auf frühzeitige Nachwuchsförderung. Mit dem U19-Team Auto Eder wurde 2021 e

01.05.2025Nach Fahrerprotesten: 5. Etappe der Türkei-Rundfahrt abgesagt

(rsn) – Schon die gestrige Königsetappe der Türkei-Rundfahrt fand im Dauerregen statt. Nun haben sich die Wetterbedingungen offensichtlich nochmals verschlechtert. Nachdem die ersten 70 Kilometer

01.05.2025Die Aufgebote für die 11. Vuelta Espana Femenina

(rsn) – Im Gegensatz zu den Männern, für die die Spanien-Rundfahrt als letzte Grand Tour der Saison im Herbst ansteht, eröffnet die Vuelta Espana Femenina (2.WWT) die Phase der großen Frauen-Run

01.05.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Eschborn - Frankfurt U23 (1.2u, GER)
  • GP Vorarlberg p/b Radhaus (1.2, AUT)
  • Tintrio - Omloop van het (1.2, BEL)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)