Bernal gewinnt Tour de Suisse, Konrad Dritter

Carthy im Zeitfahrmodus unantastbar über die drei Bergriesen

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Carthy im Zeitfahrmodus unantastbar über die drei Bergriesen"
Hugh Carthy (EF Education First) hat die Schlussetappe der 83. Tour de Suisse gewonnen. | Foto: Cor Vos

23.06.2019  |  (rsn) – Ein bisschen mehr als 100 Kilometer war der Schlussabschnitt der 83. Tour de Suisse lang und ein bisschen weniger als 100 Kilometer verbrachte der Brite Hugh Carthy (EF Education First) an der Spitze. Der Brite legte ein eindrucksvolles Solo über drei Pässe hin, ehe er alleine im Start- und Zielort in Ulrichen wieder ankam. Mit über einer Minute Vorsprung feierte der Giro-Elfte des vergangenen Monats seinen bislang größten Karriereerfolg.

"Die Attacke war nicht geplant und ich habe mich jetzt nicht zurückgehalten in den letzten Tagen. Bei der letzten Bergankunft ging es mir nicht gut, ich spürte schon die lange erste Saisonhälfte, die für mich mit dieser Rundfahrt endet. Aber gestern drehten meine Beine wieder besser", berichtete der 24-Jährige, der nahezu vom ersten bis zum letzten Kilometer alleine an der Rennspitze fuhr. Weder die gut besetzten Verfolgergruppen noch die Favoriten kamen an den Briten ran, der mit einem Vorsprung von 1:02 Minuten auf Rohan Dennis (Bahrain – Merida) und Egan Bernal (Ineos) den Tagesabschnitt für sich entschied: "Am Beginn wusste ich, dass meine Beine, der Körper und auch der Kopf gut sind. So war es nichts anderes als ein langes Zeitfahren für mich. Das war meine letzte Chance für ein tolles Ergebnis vor der Pause“, meinte Carthy.

In der Gesamtwertung ging das Duell an den jungen Kolumbianer Bernal, der 19 Sekunden vor Zeitfahrweltmeister Dennis die Tour de Suisse gewann. "Das ist eines der größten Rennen, die ich bislang gewonnen habe. Das macht mich sehr glücklich und gibt mir viel Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben. Vor dem Giro bin ich schwer gestürzt und mit so einer tollen Form wieder zurückzukommen ist einfach nur toll", jubelte Bernal, der erst nach dem Ausscheiden von Geraint Thomas in die Leaderrolle seines Teams schlüpfte: "Geraint war der Leader, als wir hierhergekommen sind. Sein Sturz hat natürlich die Situation in unserem Team verändert, zu meinen Gunsten."

Für Bernal war es schon der vierte Rundfahrtsieg in diesem Jahr, was außer dem Kolumbianer noch keinem der Mitfavoriten auf den Gesamtsieg bei der Tour de France 2019 gelungen ist. Allerdings kennt der 22-Jährige seine Rolle in der britischen Mannschaft: "Ich bin jetzt aber sicherlich nicht der Favorit für die Tour de France. Geraint ist unser Leader und ich habe überhaupt kein Problem ihm zu helfen, weil ich weiß, dass ich noch viele Frankreich-Rundfahrten in meiner Karriere bestreiten kann."

Auf dem dritten Gesamtplatz der Tour de Suisse landete Patrick Konrad (Bora – hansgrohe). Damit beendete er als erst fünfter Österreicher die Schweiz-Rundfahrt auf dem Podium. Die Etappe beendete er in der zweiten Verfolgergruppe auf Rang neun, eine Minute hinter dem Duo Bernal/Dennis.

So lief das Rennen:

Kurz und knackig präsentierte sich die 9. und damit letzte Etappe der 83. Tour de Suisse rund um Ulrichen. Gleich drei Pässe galt es auf den 100 Kilometern zu absolvieren und nachdem in der Gesamtwertung nur kleine Abstände vorherrschten, bot jede Attacke neue Spannung.

Schon auf dem ersten Kilometer, wo es bereits in Richtung Nufenenpass auf 2.480 Höhenmeter hinauf ging, kamen die ersten Attacken. Carthy sowie der für das Schweizer Nationalteam fahrende Matteo Badilatti attackierten als Erste und setzten sich vom Feld ab. Allerdings konnte der Lokalmatador der Bergpace des Briten nicht mitgehen und musste schnell abreißen lassen. Dahinter bildeten sich dann mehrere Ausreißgruppen, hinauf zur Passhöhe eine Fünfergruppe mit dem zweifachen Gesamtsieger Simon Spilak (Katusha - Alpecin), Mathias Frank (AG2R La Mondiale), Marc Soler (Movistar) sowie Lennard Kämna (Sunweb). Hinter den starken Verfolgern lag noch eine weitere Gruppe rund um Rui Costa (UAE Team Emirates), ehe dann das Feld in Richtung Gipfel fuhr.

Die Bergwertung gewann Carthy, der als erster in die Abfahrt ging, die direkt zum Aufstieg auf den Gotthardpass führte. Das Quintett dahinter konnte aber weder bergauf noch bergab wirklich Boden auf den Briten gutmachen. Dieser fuhr seinen starken Rhythmus hinauf auf den Pflasterabschnitten des Gotthardpasses, welcher vor zwei Tagen schon als Etappenziel der Rundfahrt diente. Dahinter verlor Aru den Anschluss an die Verfolger, nachdem Spilak das Tempo anzog. Auch Soler hatte seine Probleme, konnte aber am zweimaligen Rundfahrtsieger, Kämna und Frank dranbleiben.

Auch den Gotthardpass überquerte Carthy als Solist, dahinter gingen Frank und Spilak als erste Verfolger in die Abfahrt. Im Feld verschärfte Astana das Tempo, reduzierte es auf knapp 25 Fahrer. Während der Brite weiterhin die Spitzenposition und auch seinen Vorsprung verteidigte, holte das verbliebene Favoritenfeld Fahrer um Fahrer am letzten Berg des Tages, dem Furkapass (2.429 m), ein. Einsam fuhr der 24-Jährige von EF Education First dem dritten Gipfel des Tages und wohl seinem größten Karriereerfolg entgegen. Aus dem Feld der Favoriten probierten es Jan Hirt (Astana) und Enric Mas (Deceuninck – Quick-Step), wurden aber Dank der Nachführarbeit von Domenico Pozzovivo (Bahrain – Merida) wieder eingefangen. Kurz vor dem Gipfel attackierte Dennis und lediglich Bernal folgte dem Australier. Die beiden fingen Frank und Spilak, die letzten Verfolger des Solisten, ein und gingen vor dem Duo in die Abfahrt

Auf den ersten Kehren der Abfahrt waren die beiden Favoriten auf den Sieg in der Gesamtwertung aber vorsichtig. Zum einen, da Carthy im Klassement keine Rolle spielte mit seinen 21 Minuten Rückstand und zum anderen, weil die Schneeschmelze für einige Bäche sorgte, die die Passstraße querten. Allerdings konnten weder Frank und Spilak, noch die Gruppe dahinter wieder Anschluss an das Duo herstellen. So probierte es auch Konrad dann in den letzten zehn, fast flachen Kilometern bis zum Ziel nochmals, aber die Reihenfolge der Etappe blieb gleich.

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