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25.07.2019 | (rsn) – Zweiter der Flandern-Rundfahrt, Dritter der Kalifornien-Rundfahrt, Platz zwei im Zeitfahren der Tour de Suisse und nun ein weiterer zweiter Etappenrang bei der Tour de France: Kasper Asgreen (Deceuninck - Quick-Step) ist einer der Senkrechtstarter der Saison. Aber auch der Däne fing einmal klein an, und das in Deutschland.
Denn seine erste Station im Kontinental-Bereich war 2015 das von Danilo Carocci geleiteten MLP Team Bergstraße. Gleich drei Mal hatte sich der damals 19-Jährige bei Carocci beworben, der jedoch aus logistischen Gründen zunächst abgelehnt hatte.
“Wir waren einfach zu klein, um einen Sportler aus dem Ausland zu nehmen, mit allem was dazu gehört, mit Wohnung etc. Aber er hat es einfach nicht akzeptiert. Er hat immer wieder gebohrt und Möglichkeiten aufgezeigt. Er wollte unbedingt. Das war schon faszinierend“, erinnerte sich Carocci im Gespräch mit radsport-news.com an die damalige Zeit.
Bei Rund um Düren besuchte der Däne schließlich das Team. “Es war ein sehr netter Kontakt und irgendwie habe ich mich überreden lassen und wir haben ihm einen Vertrag gegeben“, erklärte Carocci, der Asgreen als “extrem verbissenen Typen" erlebte. "Ich dachte oft, dass er sich so selbst im Wege steht, weil er sich enormen Druck gemacht hat. Aber es war auch von Seiten der Familie ganz klar: 100 Prozent Radsport und nichts anderes“, so der Weinheimer.
Carocci erkannte schon damals das Potenzial, dass in Asgreen steckte. Bei den italienischen Rennen im Frühjahr habe er aber schon “ein paar Ohrfeigen bekommen“, spielte Carocci darauf an, dass der Nachwuchsfahrer viel Lehrgeld zahlen musste. “Es fehlte ihm immer etwas an Durchhaltevermögen. Er war oft in Ausreißergruppen, aber am Ende hat immer noch etwas gefehlt“, schob er nach. Allerdings hatte der damalige Radsponsor Alcide Basso schon prophezeit, Asgreen in ein paar Jahren beim Giro zu sehen. “Gut, jetzt ist er halt bei der Tour“, scherzte Carocci. Und dort verteilt der Debütant jetzt selbst die Ohrfeigen.
"Sonst wäre er vielleicht gar nicht weitergefahren"
Kontakt gibt es zwischen Asgreen und seinem ehemaligen Teamchef kaum noch. “Umso professioneller das Team wurde, umso schneller vergessen einen auch die Sportler und sehen ihre nächste Aufgabe.“ Ein paar Glückwünsche und Dankesworte habe man noch ausgetauscht. “Aber mehr auch nicht mehr“, sagte Carocci.
Dennoch freut sich der im Kontinental- und Nachwuchsbereich lange Zeit als Teamchef aktive Carocci darüber, dass sein Team zu den heutigen Erfolgen “wohl einen Teil beigetragen hat.“ Denn Asgreen wollte damals unbedingt ins Ausland und internationale Rennen bestreiten und “wir waren die ersten, die ihm das ermöglicht haben. Sonst wäre er vielleicht gar nicht weiter gefahren. Von daher, stolz ist vielleicht übertrieben, aber ich finde es schön, dass einer aus den eigenen Reihen diesen Sprung geschafft hat und erfolgreich ist.“
Auch wenn Carocci selbst nach dem Rückzug des MLP Bergstraße-Nachfolgers Basso Bikes Ende 2016 kein eigenes Team mehr auf die Beine gestellt hat, so ist der Nordbadener dennoch bereit, wieder ins Geschäft zurückzukehren. Der Fuhrpark sei noch vorhanden, und auch der freundschaftliche Kontakt zu Radsponsor Basso bestehe noch.
“Sobald wir wieder etwas machen, steht er auch zur Stelle“, so Carocci. Was fehlt, ist ein potenter Geldgeber. “Ohne den großen Finanzsponsor werde ich persönlich nichts mehr machen. Wenn der entsprechende Sponsor da ist, dann gibt es auch wieder ein Team“, betonte Carocci.