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25.08.2020 | (rsn) - Ralph Denk hat als Teamchef von Bora - hansgrohe mit klaren Worten auf den wohl falsch-positiven Corona-Test seines Fahrers Oscar Gatto reagiert, der dafür gesorgt hat, dass der deutsche WorldTour-Rennstall am Dienstag die Bretagne Classic auslassen musste. Denk forderte in einer Pressemitteilung die UCI dazu auf, ihre Covid-Teststrategie zu überarbeiten und abzusichern.
"Es ist bekannt, dass die PCR-Tests eine gewisse Fehlerquote haben und damit auch falsch-positive Ergebnisse produzieren. Das wäre an sich kein Problem, gäbe es die Möglichkeit, die Ergebnisse unmittelbar zu überprüfen, im Falle eines positiven Befundes", so Denk, der eine sofortige B-Probe fordert.
"In den Antidopingbestimmungen ist eine A- und eine B-Probe vorgesehen, genau aus diesem Grund. Ist die A-Probe positiv, wird das Ergebnis mit der B-Probe überprüft. In der aktuellen Covid-Teststrategie der UCI fehlt diese Absicherung völlig", bemängelte der Raublinger.
Außerdem forderte er Test-Standards, da die Testmethoden zum Coronavirus sich von Land zu Land stark unterscheiden. "Antidopinglabore werden auch akkreditiert, es werden also Standards vorgegeben und überprüft. Das wäre schon mal ein Ansatz. Ein zentrales Labor oder ein paar entsprechend zertifizierte."
Ohne Sicherheit "werden wir bald sehr ernste Probleme bekommen"
Für Denks Team bedeutete der Verzicht auf die Bretagne Classic den Verzicht auf mögliche WorldTour-Punkte und TV-Werbezeiten für die Sponsoren. Denk betonte zwar, dass "natürlich die Gesundheit aller Beteiligten immer im Vordergrund stehen" müsse, der 46-Jährige warnte aber auch:
"Es kann nicht sein, dass auf alle anderen Aspekte keinerlei Rücksicht genommen wird. Ich denke, hier muss man umgehend nachjustieren. Wir brauchen auch Sicherheit, was die Testverfahren und Strategie angeht. Haben wir das nicht, werden wir bald sehr ernste Probleme bekommen, denn wer will schon als seriöses Unternehmen in ein Lotteriespiel investieren", meinte Denk.
Gatto bereits dritter falsch-positiver Profi in einer Woche
Gatto war im Verlauf der vergangenen sieben Tage bereits der dritte Radprofi auf höchstem Niveau, der wegen eines positiven Corona-Tests Rennen auslassen musste, bevor sich dann durch weitere Tests herausstellte, dass überhaupt keine Corona-Infektion vorliegt. Vor ihm war das auch Hugo Houle (Astana) und der Niederländerin Inge van der Heijden (CCC - Liv) passiert.
Aktuell müssen Athleten wie Teammitarbeiter sechs bis acht Tage vor einem Rennstart einen Corona-Test ablegen und dasselbe auch drei Tage vor einem Rennen noch einmal tun. Beide Tests müssen negativ ausfallen, um an einem Rennen teilnehmen zu dürfen. Allerdings gibt es keine B-Proben.
Re-Tests kommen zu spät - wie wird das bei der Tour?
Im Fall von Bora - hansgrohe wurde es dem Team am Dienstag zum Verhängnis, dass man erst am Renntag erfuhr, dass Gattos in Italien drei Tage zuvor genommener Test positiv ausgefallen ist - nachdem der Italiener bereits mit dem Team vor Ort in Kontakt gewesen war. Deshalb wurde das gesamte Team vom Rennen abgezogen und vor Ort im Tagesverlauf noch einmal Schnelltests unterzogen - mit negativem Ergebnis bei allen. Das kam aber zu spät für die Bretagne Classic, die da schon in vollem Gange war.
Die Radsport-Welt diskutiert nun darüber, was bei der Tour de France passieren wird, wenn bei den für die Ruhetage anberaumten Covid-Tests einzelne Fahrer positiv getestet werden.