RSNplusSaisonvorschau Trek - Segafredo

Keine großen Namen, dafür aber viele Möglichkeiten

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Keine großen Namen, dafür aber viele Möglichkeiten"
Die ganz großen Namen vermisst man in diesem Jahr im Aufgebot des Teams Trek - Segafredo. | Foto: Cor Vos

10.02.2022  |  (rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von Trek - Segafredo zu erwarten?

Über Jahre schmückte sich Trek - Segafredo mit Altstars wie Alberto Contador oder Vincenzo Nibali. In der Saison 2022 fehlt solch ein Kaliber im Kader. Das kann sich durchaus als Vorteil erweisen: Jüngere Fahrer stehen nun in der Verantwortung und können sich bewähren. Außerdem ist bei den Pavé-Klassikern einiges vom US-Team zu erwarten.

Rückblick auf die Saison 2021

Trek - Segafredo feierte schon früh im Jahr große Siege: Der Triumph von Jasper Stuyven bei Mailand-Sanremo war ein gewaltiges Pfund in der Saisonbilanz, einen weiteren Klassikersieg gab es durch Ex-Weltmeister Mads Pedersen bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Bei der Flandern-Rundfahrt landete Stuyven auf Platz vier. Die Ausbeute an Siegen konnte auf 19 erweitert werden, 2020 waren es nur zehn. Gesamtsiege gab es bei der Tour des Alpes Maritimes et du Var durch Gianluca Brambilla, bei der Sizilien-Rundfahrt durch Nibali und bei der Tour de Wallonie durch Quinn Simmons. Bauke Mollema gewann zudem die Trofeo Laigueglia.

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Der niederländische Routinier Bauke Mollema gewann bei der Tour 2021 die 14. Etappe von Carcassonne nach Quillan. | Foto: Cor Vos

Einziger Makel: Trek - Segafredo gewann nur zwei Rennen auf WorldTour-Niveau. Immerhin gab es durch Mollema den prestigeträchtigen Etappensieg bei der Tour de France. Ansonsten blieb das Team bei den Grand Tours glücklos: Nibali kam nicht annähernd an sein früheres Potenzial heran, Giulio Ciccone schied durch Stürze beim Giro und der Vuelta aus. Platz 13 von Juan Pedro López bei der Spanien-Rundfahrt war das beste Resultat.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge

Der Abgang von Nibali deutete sich frühzeitig an, reißt sportlich allerdings kein großes Loch. Dazu verließen Ryan Mullen (Bora - hansgrohe), Niklas Eg (Uno-X), Kiel Reijnen (Karriereende) und Michel Ries (Arkéa - Samsic) das Team. Ein neuer großer Name wurde nicht verpflichtet. Dafür gehört mit Filippo Baroncini (Colpack - Ballan) der aktuelle U23-Weltmeister zum Team.

 Eine spannende Personalie ist Markus Hoelgaard (Uno-X), dem mit 27 Jahren zwar spät den Sprung in die WorldTour gelingt, im Vorjahr aber mit Platz vier bei der Norwegen-Rundfahrt sowie Rang zwölf im WM-Straßenrennen überzeugte. Tony Gallopin (33, AG2R - Citroën) sowie Dario Cataldo (36, Movistar) bringen Erfahrung als Road Captains ins Team, während sich der 27-jährige Antwan Tolhoek (Jumbo - Visma) als echte Verstärkung fürs Hochgebirge erweisen könnte.

Ein vielseitiger Helfer kommt mit Otto Vergaerde (Alpecin - Fenix), ein weiterer vielversprechender Neo-Profi ist Daan Hoole (SEG Racing). Der Schweizer Simon Pellaud kehrt von Androni Giocattoli - Sidermec in die WorldTour zurück.


Giulio Ciccone soll in den großen Rundfahrten für Ergebnisse sorgen. Der Italiener plant Start beim Giro d'Italia und der Tour de France. | Foto: Cor Vos

Im Fokus: Giulio Ciccone

Über Jahre setzte Trek - Segafredo bei seinen Grand-Tour-Ambitionen auf großen Namen wie Alberto Contador, Richie Porte oder zuletzt Nibali. Mit Ausnahme eines dritten Platzes von Porte bei Tour blieben die großen Erfolge mit den Altstars allerdings aus. Nun sind die jüngeren Profis gefordert. Einer, der davon profitieren könnte, ist Giulio Ciccone, der zum Klassementfahrer Nummer eins aufrückt. Beim Giro gewann der 27-Jährige bereits zwei Etappen und das Bergtrikot, eine gute Gesamtplatzierung bei einer Grand Tour fehlt ihm noch.

2021 war Ciccone nahe dran, musste aber sowohl den Giro als auch die Vuelta mit den Top Ten in Reichweite kurz vor Ende sturzbedingt aufgeben. 2022 wird er einen neuen Anlauf bei der Italien-Rundfahrt unternehmen. Bleibt er dabei vom Sturzpech verschont, kann Ciccone im Klassement für Furore sorgen.

Aufgepasst auf ... Quinn Simmons

Junioren-Weltmeister 2019 und danach gleich mit 19 Jahren der Sprung in die WorldTour zu Trek - Segafredo: Den Weg zu den Profis legte der US-Amerikaner auf der Überholspur zurück – und wurde im ersten Jahr arg ausgebremst. Die Umstellung war gewaltig, zwischenzeitlich wurde der US-Amerikaner wegen fragwürdiger Kommentare in den Sozialen Medien von seinem Team sogar suspendiert. Simmons scheint ein streitbarer und eigenwilliger Typ, sein Talent ist aber unbestritten.

Im Vorjahr fand er sich deutlich besser bei den Profis zurecht und gewann mit 20 Jahren die Gesamtwertung der Tour de Wallonie. Simmons, der weiterhin auch als Mountainbiker unterwegs ist, bringt alles für die Klassiker mit und gehört zu den Jungprofis, die vielversprechende Karriereaussichten haben. 2022 kann er zu einer der Überraschungen im Peloton werden.


Quinn Simmons ist die Wundertüte der US-Mannschaft. Der 20-jährige US-Amerikaner redet sich schon mal um Kopf und Kragen, aber er kann auch den Gegnern um die Ohren fahren, wie 2021 bei der Tour de Wallonie, wo er die 3. Etappe und kurz darauf die Gesamtwertung gewann. | Foto: Cor Vos

Ausblick auf die Saison 2022

Ohne großen Star für die großen Rundfahrten haben die flämischen Klassiker nun höchste Priorität für Trek – Segafredo. Mit Pedersen und Stuyven verfügt das Team über zwei Fahrer, die zum engsten Favoritenkreis für diese Rennen zählen. Zusammen mit dem hoffnungsvollen Simmons sowie guten Helfern wie Neuzugang Vergaerde, Edward Theuns und dem Luxemburger Alex Kirsch sollte Trek - Segafredo eine gewichtige Rolle im Kampf um Podestplätze spielen. Pedersen lässt allerdings den Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne aus, um in Topform bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix am Start zu stehen.

Darüber hinaus besitzt das Team einen ausgewogenen Kader, mit dem sich im gesamten Saisonverlauf Ergebnisse erzielen lassen. Eine echte Verstärkung ist die Verpflichtung von Allrounder Hoelgaard, der sowohl für Eintagesrennen aller Art als auch bei kürzeren Etappenrennen eine Option ist. Gleiches gilt für Simmons.


Jasper Stuyven gewann 2021 sensationell den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo. Ob er den Triumph beim ersten der fünf Monumente wiederholen kann? | Foto: Cor Vos

Bei den Grand Tours hat Ciccone als nimmermüder Offensivgeist beim Giro Chancen auf die Top Ten. Daneben bildet er mit Mollema ein starkes Duo als Etappenjäger bei der Tour. Der Niederländer wird in dieser Rolle wohl auch beim Giro am Start stehen. Außerdem ist der 35-jährige Mollema auch bei hügeligeren Eintagesrennen zu beachten.

Neuzugang Tolhoek ist ein zusätzlicher Kandidat für erfolgversprechende Fluchtversuche oder das Klassement einwöchiger Etappenrennen. Aussichten auf Tagessiege haben Kletterer Kenny Elissonde, Routinier Gianluca Brambilla und Allrounder Toms Skujins.

Den einen oder anderen Sprintsieg versprechen die endschnellen Pedersen und Matteo Moschetti, denen sich ohne etablierten Rundfahrer auch mehr Chancen bei den Grand Tours bieten sollten. Bei Etappenrennen sind Juan Pedro López und dem 21-jährigen Dänen Mattias Jensen zu beobachten. Letzterer belegte im Vorjahr immerhin Platz sechs bei der UAE Tour. Beiden sind weitere Leistungssprünge zuzutrauen. Ein Augenmerk gilt zudem den Talenten Hoole und Baroncini, die auf Anhieb im Feld der Profis einschlagen könnten.

Trek - Segafredo wird den Radsport nicht dominieren, hat aber genügend Möglichkeiten, große Siege einzufahren, sei es bei den Klassikern oder bei Grand-Tour-Etappen. Dazu darf Team-Manager Luca Guercilena auf Leistungssprünge bei seinen vielen Talenten hoffen. Die Aussichten waren schon mal deutlich schlechter, obwohl der große Name für die Rundfahrten nun fehlt.

Eckdaten:
Land: USA
Sponsor: Trek, Segafredo
Branche: Radausstatter, Kaffeeindustrie/Gastronomie
Manager: Luca Guercilena
Radausrüster: Trek
Teamranking 2021: 12
Siege 2021: 19
Fahrer im Aufgebot: 31

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