RSNplusVon Degenkolb bis Zimmermann

Die deutschen Starter bei der 109. Tour de France

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Lennard Kämna (Bora - hansgrohe, li.) tritt als Deutscher Zeitfahrmeister bei der Tour an, sein Teamkollege Nils Politt als Titelträger im Straßenrennen. | Foto: Cor Vos

29.06.2022  |  (rsn) – Nur neun deutsche Profis werden zur am Freitag in Kopenhagen beginnenden 109. Tour de France antreten. Der erfahrendste von ihnen ist mit bisher neun Teilnahmen der Freiburger Simon Geschke (Cofidis), gefolgt vom Oberurseler John Degenkolb (DSM), der auf bisher sieben Tour-Starts kommt. Vor seinem Debüt steht der 30 Jahre alte Stuttgarter Alexander Krieger (Alpecin – Deceuninck). Wir stellen die schwarz-rot-goldene Tour-Fraktion in alphabetischer Reihenfolge vor:

___STEADY_PAYWALL___ John Degenkolb (DSM, 33 Jahre, 8. Teilnahme)
Nachdem er im vergangenen Jahr von seinem damaligen Lotto-Soudal-Team nicht nominiert worden war, setzt die DSM-Mannschaftsleitung nun auf die Routine des Rückkehrers, der vor allem die "Kopfsteinpflaster-Etappe“ nach Arenberg dick angestrichen haben dürfte. Darüber hinaus wird Degenkolb als DSM-Road Captain die Rolle übernehmen, die sein Landsmann Nikias Arndt in den vergangenen Jahren glänzend ausgefüllt hatte. Wie schon bei der Tour 2021, so verzichtete sein Team auch diesmal auf den Kölner, der sich im Sauerland als Zweiter der Deutschen Straßenmeisterschaften in Top-Form präsentierte. Degenkolb dagegen musste sich mit Rang 20 begnügen.

Nach einjähriger Pause wird John Degenkolb wieder bei der Tour dabei sein. Der Oberurseler wird bei DSM die Rolle des Road Captain übernehmen. | Foto: Cor Vos

Simon Geschke (Cofidis, 36 Jahre, 10. Teilnahme)
Der Freiburger scheint, je älter er wird, umso stärker zu werden. Nachdem er bereits bei der Tour de Romandie mit Gesamtrang drei ein Spitzenergebnis einfahren konnte, landete Geschke bei den Deutschen Meisterschaften im Sauerland auf dem Podium, als er im Sprint um Rang drei Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) bezwang. Im Cofidis-Aufgebot wird der Routinier in erster Linie seine beiden Kapitäne Guillaume Martin und Ion Izagirre unterstützen, aber auch auf freie Fahrt auf einer bergigen Etappe hoffen dürfen – das vor allem in der dritten Woche, die dem Etappensieger von Pra-Loup 2015 einige Chancen bieten sollte. Und das umso mehr, als der letztjährige Gesamtachte Martin zwar wieder das Klassement ins Auge fasst, seiner Equipe im Zweifelsfall aber ein Tageserfolg wichtiger ist als eine Spitzenplatzierung in Paris.

Lennard Kämna (Bora - hansgrohe, 25 Jahre, 3. Teilnahme)
Der Bremer präsentierte sich in dieser Saison in prächtiger Verfassung und will nach seinem Etappensieg beim Giro d’Italia nun – wie schon 2020 – bei der Frankreich-Rundfahrt einen Tageserfolg einfahren. Kämna wird bei seiner dritten Tour aber auch als Helfer von Aleksandr Vlasov gefordert sein, der nach einem ebenfalls herausragend starken Frühjahr das Podium in Paris ins Visier nimmt. Der Deutsche Zeitfahrmeister zeigte bereits beim von seinem Teamkollegen Jai Hindley gewonnenen Giro, dass er beide Rollen erfolgreich ausfüllen kann. Nicht zuletzt deshalb hat sich die Teamleitung entschlossen, Kämna auch mit nach Frankreich zu nehmen.

Vor einem Jubiläum steht Simon Geschke (Cofidis): Der Freiburger, zuletzt Dritter der Deutschen Meisterschaften, wird seine zehnte Frankreich-Rundfahrt absolvieren. | Foto: Cor Vos

Alexander Krieger (Alpecin – Deceuninck, 30 Jahre, 1. Teilnahme)
Mit seinem Tour-Debüt komplettiert der Stuttgarter seine Sammlung an GrandTour-Teilnahmen. Bei Alpecin – Deceuninck wird sich Krieger wie das gesamte Team in die Dienste von Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen stellen, die wie im vergangenen Jahr auf Etappenjagd gehen werden. Der Deutsche ist vor allem für den Sprintzug von Philipsen vorgesehen und soll dem jungen Belgier helfen, den bei 2021 mehrfach nur knapp verpassten ersten Tour-Etappensieg einzufahren.

Nils Politt (Bora – hansgrohe, 28 Jahre, 6. Teilnahme)
Punktgenau zur Frankreich-Rundfahrt ist der fast zwei Meter lange Kölner offensichtlich in Top-Form gekommen. Politt wurde im Sauerland nicht nur erstmals in seiner Karriere Deutscher Meister, sondern präsentierte sich auf dem schweren Kurs mit Bergankunft am Kahlen Asten in überragender Verfassung, als er seinen Begleiter Nikias Arndt wenige Kilometer vor dem Ziel mit einer Tempoverschärfung mühelos abschüttelte. Bei der Tour wird der 28-Jährige vor allem in der ersten Woche auf den zu erwartenden Windkanten-Etappen als Helfer für Aleksandr Vlasov gefordert sein. Aber schon auf dem fünften Teilstück, das über Kopfsteinpflaster nach Arenberg führt, könnte der Zweite von Paris-Roubaix 2019 seine erste Chance erhalten. Im weiteren Rennverlauf dürften es vor allem die Übergangsetappen sein, auf denen der Sieger von Nimes 2019 auf die Jagd nach seinem zweiten Etappengewinn gehen könnte.

Nils Politt (Bora – hansgrohe) wird bei der 109. Tour de France im Trikot des Deutschen Meisters auf Etappenjagd gehen. | Foto: Cor Vos

Jonas Rutsch (Education First - Nippo, 24 Jahre, 2. Teilnahme)
Zum zweiten Mal in Folge hat der Odenwälder den Sprung in das Aufgebot seines US-Teams geschafft. In diesem Frühjahr lief es für Rutsch ordentlich, auch wenn Spitzenergebnisse ausblieben. Dafür präsentierte sich der 24-Jährige am Meisterschaftswochenende stark, verpasste im Zeitfahren von Marsberg als Vierter nur um zehn Sekunden das Podium und belegte im Straßenrennen Rang fünf. Dank seiner Vielseitigkeit wird Rutsch in einem ausgeglichen besetzten EF-Aufgebot auf unterschiedlichen Terrains Helferaufgaben übernehmen müssen, aber sicherlich auch auf eigene Rechnung fahren können.

Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe, 28 Jahre, 3. Teilnahme)
Auch wenn er in dieser Saison gleich mehrmals aufgrund von Erkrankungen ausfiel, zeigte der zweimalige Deutsche Meister zuletzt als Zweiter des GP Kanton Aaargau und Gesamtzehnter der Tour de Suisse ansteigende Form und wurde dafür mit dem Tour-Ticket belohnt. Allerdings traf es Schachmann ein weiteres Mal, als er wegen einer Corona-Infektion auf seinen Start bei den Deutschen Meisterschaften verzichten musste. Bei seinen ersten beiden Tour-Teilnahmen lief für den 28-Jährigen nicht viel zusammen, in der vergangenen Saison fehlte Schachmann. Diesmal soll er die Abteilung Attacke bei Bora – hansgrohe verstärken, sich aber auch in den Dienst von Aleksandr Vlasov stellen, der das Tour-Podium anpeilt.

Vor seiner zweiten Tour de France steht Jonas Rutsch (EF – Education EasyPost). Der Wiesbadener tritt in Kopenhagen mit der Empfehlung von zwei Top-5-Ergebnissen des Meisterschaftswochenendes in Deutschland an. | Foto: Cor Vos

Max Walscheid (Cofidis, 29 Jahre, 3. Teilnahme)
Während sein Teamkollege Simon Geschke vor allem auf die dritte Tour-Woche setzt, hat der Heidelberger seinen Fokus eher auf die erste Woche gerichtet. Schon das Zeitfahren am Freitag in Kopenhagen sollte Walscheid liegen – eine frühe Spitzenplatzierung scheint hier möglich. Und auch an den folgenden Tagen sollten sich Walscheid einige Chancen bieten, speziell auf der Kopfsteinpflaster-Etappe des fünften Tages, auf der er wohl freie Fahrt erhalten wird. Der Zwei-Meter-Mann verdiente sich seine Nominierung mit einem überragenden Frühjahr, in dem er den GP Denain (1.Pro) gewann und Zweiter beim Nokere Koerse (1.Pro) sowie Vierter bei Brügge-De Panne (1.WT) wurde und seine Sprintqualitäten demonstrierte. Nach einem schweren Trainingsunfall kam Walscheid rechtzeitig zur Tour wieder in Form und wird in den Massensprint wohl vor allem als Anfahrer von Neuzugang Bryan Coquard gefordert sein.

Georg Zimmermann (Intermarchè - Wanty - Gobert, 24 Jahre,2. Teilnahme)
Der Augsburger durchlebte Mitte März bei Mailand-Turin einen Schreckmoment, als er von der Straße abkam und einen Hang hinunterpurzelte. Zwar kam Zimmermann vergleichsweise glimpflich und ohne Knochenbrüche davon fiel aber rund vier Wochen aus. Nur langsam kam der 24-Jährige danach wieder in die Gänge, ehe im Juni mit Platz drei beim Giro dell’Appennino und Rang fünf beim GP Kanton Aargau die Formkurve nach oben zeigte. Bei der Tour de Suisse musste Zimmermann wie zahlreiche andere Fahrer wegen einer Corona-Infektion aussteigen. Er verzichtete auch auf die Deutschen Meisterschaften. Im Aufgebot seines belgischen Teams wird er als vielseitig einsetzbarer Helfer gefragt sein, aber auch seine Chancen auf hügeligen Etappen suchen können.

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