RSNplusRSN-Rangliste, Platz 7: Nils Politt

Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet"
Nils Politt (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

13.12.2022  |  (rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus, wie der Profi von Bora - hansgrohe gegenüber radsport-news.com betonte.

Dafür listete der Kölner gleich mehrere Gründe auf. Zunächst habe er sich aus dem “Frühjahrsloch herausgearbeitet“, danach sein Heimrennen Rund um Köln (1.1) und im Sauerland die Deutschen Meisterschaften gewonnen. Schließlich folgte trotz des ausgebliebenen Etappensiegs eine “gute Tour de France“. So konnte er seine Saisonbilanz noch “ins Positive ziehen.“

___STEADY_PAYWALL___

Dabei lief es anfangs ausgesprochen holprig. Nach dem Teamtrainingslager im Winter fing sich Politt eine Coronainfektion ein. Die Algarve-Rundfahrt (2.Pro) musste er wegen einer Bronchitis aufgeben und nach einem unauffälligen Openingsweekend in Belgien bei der Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) wegen einer weiteren Erkrankung ebenfalls vorzeitig vom Rad steigen. “Durch die Bronchitis und Corona habe ich fast drei Wochen mit dem Training ausgesetzt. Dadurch konnte ich dann keine Topform mehr erreichen“, erklärte der 28-Jährige.

Bei Rund um Köln feierte Nils Politt (Bora – hansgrohe) nach einer beeindruckenden Vorstellung vor heimischem Publikum seinen ersten Saisonsieg | Foto: Cor Vos

Nach schwachem Frühjahr bei der DM abgeräumt

Zumindest ein kleines Ausrufezeichen setzte Politt als Fünfter von Dwars door Vlaanderen (1.UWT). Beim kürzesten der belgischen Frühjahrsklassiker kam ihm die Distanz von nur 184 Kilometern entgegen. Um Konkurrenten wie dem späteren Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) Paroli bieten zu können, ging der Bora-Profi früh in die Offensive und fuhr insgesamt 150 Kilometer an der Spitze. “Das war meine Chance, da ich so der Vorentscheidung hinten im Feld aus dem Weg gegangen bin und schon vorne war, als die Favoriten von hinten aufschlossen“, so Politt, für den Rang fünf ein “bisschen ein gefühlter Sieg“ war.

Bei Paris-Roubaix (1.UWT) knapp drei Wochen später sei er dann zwar “in sehr guter Form“ gewesen. Die “Königin der Klassiker“ beendete der Zweite von 2019 dennoch nur auf Rang 22. “Das Frühjahr lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Durch meine Krankheiten hatte ich keine perfekte Vorbereitung“, erläuterte Politt.

Deutlich besser lief es dann ab Mai. Den rheinischen Klassiker Rund um Köln (1.1) dominierte Politt mit seinem Team und fuhr einen ungefährdeten Solosieg ein. “Das Heimrennen zu gewinnen ist etwas sehr Schönes. Es freut mich, dass ich mich nun in die Siegerliste eintragen konnte“, sagte der Klassikerspezialist zu seinem ersten Saisonsieg. Im Sauerland holte sich Politt bei den Deutschen Meisterschaften gleich zwei Medaillen. Bronze im Zeitfahren ließ der Kölner Gold im Straßenrennen folgen. | Foto: Cor Vos

Nach dem Critérium du Dauphiné, bei dem nichts Zählbares heraussprang, räumte Politt dann aber Ende Juni bei den Deutschen Meisterschaften im Sauerland ab. Im Einzelzeitfahren von Marsberg sicherte er sich Bronze und damit nach 2016, 2017 und 2019 sein viertes Edelmetall im Kampf gegen die Uhr. Nur eine Goldmedaille fehlt ihm in dieser Disziplin noch.

Eine solche holte er sich dann aber nur zwei Tage später in imponierender Manier im Straßenrennen. In der Schlusssteigung zum Kahlen Asten schüttelte Politt mit Nikias Arndt (DSM) auch noch seinen letzten Begleiter ab und sicherte sich so erstmals in seiner Karriere das begehrte Meistertrikot. “Die DM war für mich ein absolutes Highlight. Das Meistertrikot zu tragen, bedeutet mir sehr viel“, kommentierte Politt seinen Coup.

Bei der Tour im Visier der Konkurrenten

Bei seiner sechsten Tour de France peilte der Deutsche Meister einen Etappensieg an, doch der wollte nicht gelingen. Die Erinnerung an seinen letztjährigen Ausreißercoup in Nimes und wohl auch das Meistertrikot sorgten dafür, dass seine Konkurrenten den fast zwei Meter großen Deutschen diesmal nicht aus dem Blick ließen. “Es wurde mehr auf mich geschaut und ich konnte nicht mehr so leicht wegfahren wie noch die Jahre zuvor“, sagte Politt, der zwar vier Mal in Fluchtgruppen unterwegs war, dabei aber kein Spitzenresultat einfahren konnte.

Als Nachteil für den angriffslustigen Politt erwies sich dabei auch, dass die Favoritenteams den Ausreißergruppen im Verlauf der 109. Tour de France nie einen besonders großen Vorsprung zustanden. Zudem sei die Frankreich-Rundfahrt insgesamt sehr anspruchsvoll gewesen. “Auf den Etappen, auf denen ich ausreißen wollte, bin ich auch ausgerissen. Ich habe es versucht, aber es hat leider nicht geklappt“, sagte Politt, der sein letztes Spitzenresultat Ende August als Dritter des Prologs der Deutschland Tour (2.Pro) erzielte.

In der Gesamtwertung reichte es für den Titelverteidiger dann nur zu Rang 38, was vor allem der Bergankunft am Schauinsland geschuldet war, wo die Kletterspezialisten den Tages- und Gesamtsieg unter sich ausmachten.

Bei der Tour de France versuchte sich Politt mehrmals als Ausreißer, doch diesmal gelang ihm kein Etappensieg – auch weil die Konkurrenten ihn besonders im Blick hatten. | Foto: Cor Vos

2023 bei den Klassikern wieder das Potenzial abrufen

In der kommenden Saison will Politt zunächst bei den Klassikern “mein Potenzial wieder abrufen“, wie er meinte. Das gilt vor allem für Paris-Roubaix, das er sich dick im Kalender markiert hat. “Das ist mein großes Ziel, dort möchte ich in bestmöglicher Form am Start stehen“, kündigte der Deutsche Meister an.

Danach hofft Politt wieder auf einen Platz im Tour-Aufgebot von Bora – hansgrohe, wo er sich in den Dienst der Mannschaft stellen, aber auch “um einen Etappensieg fahren“ will. Doch nicht nur bei der Frankreich-Rundfahrt will er glänzen. “Es wäre insgesamt schön, wenn ich das eine oder andere Radrennen für mich entscheiden könnte“, sagte Politt, der seine Bilanz von bisher sechs Profisiegen aufbessern möchte.

Mit Rang drei im Prolog zur Deutschland Tour, wo er als Titelverteidiger angetreten war, verbuchte Politt Ende August sein letztes Spitzenresultat. | Foto: Cor Vos

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Ãœberblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

11.12.2022Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

09.12.2022Corona raubte alle Chancen auf einen erfolgreichen Sommer

(rsn) – Etappensiege beim Giro d`Italia und der Tour de Suisse, dazu Rang fünf bei der Vuelta a Espana, die er als Edelhelfer für den Gesamtdritten Jack Haig bestritt: Gino Mäders Saisonbilanz 20

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)