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30.11.2024 | (rsn) – Auch wenn er im Winter und Frühjahr durch Erkrankungen und Verletzungen immer wieder aus der Bahn geworfen worden war, kam Jonas Koch in seiner dritten Saison bei Red Bull – Bora – hansgrohe nicht nur auf 61 Renntage, sondern überzeugte vor allem beim Giro d’Italia (2.UWT) als Helfer für Daniel Martinez, der sich hinter dem überragenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den zweiten Gesamtplatz sicherte.
“Ich war den Umständen entsprechend mit meiner Saison zufrieden“, so Koch gegenüber RSN. Dabei lief das Jahr ziemlich holprig an, wie er erzählte: “Um den Jahreswechsel herum hatte ich eine Grippe, die mich ziemlich zurückgeworfen hat. Dann habe ich mir nach der Saudi Tour Anfang Februar leider Covid eingefangen. Und als ich wieder auf dem aufsteigenden Ast war, kam ein Rippenbruch bei Strade Bianche dazwischen. Von dem musste ich mich erst mal mental und körperlich erholen“, listete der 31-Jährige die Rückschläge auf, die ihn allerdings nicht aus der Bahn warfen.
___STEADY_PAYWALL___Zwar musste Koch in der Folge auf die geplanten Starts bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) und den Frühjahrsklassikern verzichten, doch die Sportliche Leitung bot ihm dennoch die Italien-Rundfahrt als Perspektive an. “Das Team hat mir dann die Möglichkeit gegeben, mich auf den Giro vorzubereiten und bei entsprechender Leistung einen Startplatz angeboten. Das war ein großer Anker für meine erste Saisonhälfte“, betonte der in Rottweil-Zimmern lebende Profi, der sich schließlich unter anderem mit einer soliden Vorstellung bei der Tour of the Alps (2.Pro) für sein Giro-Debüt empfehlen konnte.
Beim Giro d’Italia hatte Jonas Koch (Bora – hansgrohe, rechts neben Patrick Gamper) nur bei der Teampräsentation die Siegertrophäe im Blick. Am Ende durfte er sich aber über den zweiten Gesamtrang seines Kapitäns Daniel Martinez freuen. | Foto: Cor Vos
Dort lief es für das deutsche WorldTour-Team und seinen kolumbianischen Kapitän nach Wunsch, obwohl Grand-Tour-Debütant Florian Lipowitz nach verheißungsvollem Start das Rennen schon nach der 5. Etappe verlassen musste. Neuzugang Martinez dagegen setzte sich hinter Überflieger Pogacar früh auf einem Podestplatz fest und sicherte sich schließlich das beste Grand-Tour-Ergebnis seiner Karriere.
Für Koch war Martinez‘ zweiter Gesamtplatz keine Überraschung. “Ich wusste, dass Dani in einer Superverfassung ist und ich habe ihm das definitiv zugetraut“, sagte er und deutete an, dass angesichts von Pogacars Überlegenheit das bestmögliche Ergebnis für sein Team herausgesprungen war. “Am Ende waren wir wirklich sehr glücklich mit dem zweiten Gesamtrang.“
Obwohl er beim Giro ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, konnte Koch auch für sich persönlich ein positives Fazit ziehen. “Ich war superfit zum Giro angereist, bin aber leider krank geworden. Allerdings konnte ich mich davon erholen und ich glaube, dass ich bis auf die Krankheitstage einen guten Job gemacht habe“, sagte er.
Bei den Deutschen Meisterschaften erlebte Koch ein Heimspiel und belegte schließlich in Bad Dürrheim den sechsten Platz. | Foto: Cor Vos
Die Italien-Rundfahrt nannte Koch gemeinsam mit den Deutschen Straßenmeisterschaften von Bad Dürrheim, bei denen er “direkt vor meiner Haustür“ Sechster wurde, und der Deutschland Tour (2.Pro) als seine persönlichen Highlights. Bei der nationalen Rundfahrt ging es ebenfalls “durch meinen Wohnort und den Ort meines Heimatvereins, den RV 09 Deißlingen“, wie sich Koch erinnerte.
Danach startete er noch bei sechs Eintagesrennen, darunter die Hamburger Cyclassics (1. UWT) und der Münsterland Giro (1.Pro), bei dem er seine neunte Straßensaison beendete. Doch das Rennen am 3. Oktober war nicht sein letzter Renneinsatz - der nämlich stand drei Tage später bei der Gravel-WM in Belgien an, wo Koch nach 182 Kilometern von Halle nach Leuven auf Rang 19 bester deutscher Starter war.
Und wie schon zu Jahresbeginn, so wurde der Red-Bull-Profi auch zum Saisonausklang krank und konnte so bei der Gravel-WM nicht in bester Verfassung antreten. “Leider bin ich nach dem Münsterland Giro erkrankt und es war gar nicht klar, ob ich starten kann. Ich habe mich dann aber dazu entschieden zu starten, da schon alles organisiert war und sich mein Zustand ein bisschen verbessert hatte“, erzählte Koch und fügte an, dass unter anderen Umständen allerdings mehr drin gewesen wäre – “wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen wäre.“
Grund zum Strahlen hatte Koch auch bei der Deutschland Tour, deren Parcours ebenfalls durch seinen Wohnort führte. | Foto: Cor Vos
Wozu er auch auf dem Schotter in der Lage ist, zeigte Koch im Sommer, als er eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften das Hegau Gravel Race gewann und dabei Daan Soete und Petr Vakov hinter sich ließ. “Ich habe gesehen, dass direkt vor meiner Haustür ein Rennen der World Series stattfindet. Da habe ich die Gelegenheit genutzt und mich an den Start gestellt. Es hat mir superviel Spaß gemacht und ich konnte das Rennen für mich entscheiden. Danach hatte ich mich dazu entschieden, auch bei der WM an den Start zu gehen“, erklärte Koch, der Gefallen an den Schotterrennen gefunden hat: “In der kommenden Saison werde ich wieder bei ein paar Gravelrennen am Start stehen. Die Motivation ist da.“
Allerdings werden in seinem dann vierten Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe wieder die Straßenrennen im Mittelpunkt stehen, zumal durch den zur Tour de France 2024 vollzogenen Einstieg von Red Bull als neuem Hauptsponsor die Ambitionen des Raublinger Rennstalls weiter gestiegen sind. “Ich bin gespannt, welche Aufgaben nächstes Jahr auf mich warten. Ich will mich weiterentwickeln und durch gute Arbeit im Dienst der Mannschaft überzeugen“, kündigte Koch an, dass er überwiegend wieder eine Helferrolle übernehmen wird.
"Über Details wird allerdings erst im Dezember im Trainingscamp auf Mallorca entschieden, wenn wir uns mit der Sportlichen Leitung zusammensetzen und den Rennplan besprechen“, wie er abschließend bemerkte.