RSNplusPro-Teams 2025: Q36.5 Pro Cycling Team

Warm-Up für den nächsten Dreijahres-Zyklus

Von Sebastian Lindner

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Das Team Q36.5 will die Zweitklassigkeit hinter sich lassen. Allerdings wird das frühestens in vier Jahren funktionieren. | Foto: Macphotos

30.01.2025  |  (rsn) – Douglas Ryder fiel in der Vergangenheit nicht unbedingt durch Zurückhaltung und Bescheidenheit auf. Als er 2023 das Team Q36.5 Pro Cycling als Zweitdivisionär ins Leben rief, nachdem sein vorheriges WorldTeam Qhubeka – NextHash aufgrund finanzieller Probleme keine Lizenz mehr bekomen hatte, war für den Südafrikaner schnell klar: Auch seine neue Mannschaft soll schnell wieder erstklassig werden. 

Doch die erste Chance dafür ist verpasst. Im Dreijahres-Ranking, das über die Vergabe der WorldTour-Lizenzen entscheidet, befindet sich Q36.5 zu Beginn der letzten Saison des Zyklus' im Aufstiegsrennen auf verlorenem Posten, fünf andere ProTeams stehen besser da.

Das weiß auch Ryder, der den Aufstieg 2026 bereits abgehakt hat. Dennoch will der Ex-Profi mit seiner Mannschaft auch in der laufenden Saison für Schlagzeilen sorgen. Den Transfer-Winter hat er mit der Verpflichtung vom Tom Pidcock immerhin schon mal mitbestimmt. Der Wechsel des 25 Jahre alten Briten von Ineos Grenadiers zu Q36.5 für zunächst drei Jahre entwickelte zwischenzeitlich zur Hängepartie, wurde dann aber doch noch in trockene Tücher gebracht. In seinem neuen Team wird der Mountainbike-Olympiasieger unumstrittener Kapitän. ___STEADY_PAYWALL___

Nach seinem Wechsel zu Q36.5 geht Tom Pidcock als unumstrittener Kapitän in die Saison. Ob er auch bei Grand Tours an den Start gehen kann, hängt davon ab, ob das Team eine Wildcard bekommt. | Foto: Cor Vos

Doch bei welchen Rennen Pidcock letztlich die Chance bekommt zu glänzen, steht noch gar nicht fest. Als einziges Team aus den Top 25 der UCI-Weltrangliste war Q36.5 in den letzten zwei Jahren bei keiner Grand Tour am Start. Das soll sich jetzt ändern. Ryder hat für 2025 mindestens den Giro im Sinn, möglicherweise auch die Vuelta. 

Dafür ist er jedoch auf Wildcards angewiesen. Und die wird es nur geben, wenn der Start von Pidcock garantiert ist. Da der Sieger des Amstel Gold Race 2024 aber auch große Teile der Klassikerkampagne fahren will, den Fokus dabei auf Strade Bianche und die Ardennen legt, wäre das schon ein saftiges Rennprogramm.

Tief im Schatten von Pidcock stehen aber auch noch 24 andere Profis. Zu ihnen gehört Jannik Steimle, der im vergangenen Jahr noch zu den Leadern gehörte, jetzt aber auch in die zweite Reihe zurücktreten muss. Der 28-Jährige aus Weilheim sorgte 2024 für den mit Abstand wertigsten der mageren fünf Siege des Teams, als er den Grand Prix de Denain (1.Pro) gewann. Auf Kopfsteinpflaster dürfte er die Kapitänsrolle behalten, lieferte er auch darüber hinaus auf dem Pavé gute Leistungen ab, die aber ansonsten nicht immer mit einem Top-Resultat belohnt wurden.

Darüber hinaus hat Q36.5 in Matteo Moschetti einen passablen Sprinter, der immer für ein Top-10-Ergebnis gut ist, im vergangenen Jahr bei der Clasica Almeria (1.Pro) als Zweiter nur knapp am Sieg vorbeigefahren war. Der mit Abstand erfolgreichste Profi im Kader ist mit 31 Siegen Altmeister Giacomo Nizzolo, doch der einstige Europameister fährt mit mittlerweile 35 Jahren seiner Bestform weit hinterher, konnte immerhin noch einen Sprint bei der Sibiu Tour (2.1) gewinnen. 

Genauso alt ist David de la Cruz. Der Spanier feierte 2024 nach sechs Jahren mal wieder einen Sieg und wurde im hohen Alter tatsächlich erstmals Spanischer Meister im Zeitfahren, ist also auch noch nicht ganz abzuschreiben. In Mark Donovan und Damien Howson hat Q36.5 zudem zwei Rundfahrer im Aufgebot, die zumindest bei kleineren mehrtägigen Veranstaltungen mal in die Top 10 schnuppern könnten.

Der Top-Transfer 2025: Milan Vader

Doch die Rolle des Rundfahrers Nummer 1 im Team dürfte – neben Pidcock – künftig Milan Vader einnehmen. Der 28-Jährige Niederländer ist längst kein Talent mehr, hat aber bereits nachgewiesen, dass er Rundfahrten gewinnen kann. Zumindest 2023, als er mit der Tour of Guangxi den Abschluss der WorldTour gewann. 

Im vergangenen Jahr konnte er die guten Eindrücke, die über das Ergebnis in China hinausgingen, nicht bestätigen, was im stark besetzten Team Visma – Lease a Bike allerdings auch der permanenten Helferrolle geschuldet war. Bei Q36.5 will der Neuzugang angreifen und in vorderster Reihe performen.

Milan Vader wird nach seinem Wechsel von Visma – Lease a Bike zu Q36.5 eine führende Rolle unter den Rundfahrern einnehmen. | Foto: SprintCycling

Insgesamt hat das in der Schweiz lizenzierte Team acht Neuzugänge zu bieten, elf Abgänge stehen dem gegenüber. Die Verkleinerung dürfte der Kompromiss für die gestiegene Qualität im Kader sein. Neben Sjoed Bax und Harm Vanhoucke, die vom Profil her ähnlich wie Vader einzuordnen sind, hat die Mannschaft auch Familienbande gestärkt. Denn nicht nur Tom Pidcock ist zu Q36.5 gewechselt, sondern auch dessen jüngerer Bruder Joseph (22). 

Und auch Xabier Mikel Azparren (25) hat seinen kleinen Bruder Enekoitz (22) ins Team geholt. Die Spanier haben sich bisher aber noch nicht bewiesen, was sie beitragen können, wird die Saison zeigen.

Im Fokus: Fabio Christen

Mit Fabio Christen ist ein weiterer 22-Jähriger mit prominenter Bekanntschaft im Team. Sein jüngerer Bruder Jan fährt allerdings nicht für Q36.5, sondern im Überflieger-Team UAE Emirates – XRG, wo er bereits seine Spuren hinterlassen hat. Fabio Christen ist nicht mit ganz so viel Talent wie gesegnet, hat im Vorjahr aber bewiesen, dass er das Zeug zu einem gestandenen Profi hat. 

Rang fünf in der Gesamtwertung des Artic Race of Norway (2.Pro) und Platz acht bei der Deutschland Tour (2.Pro) sind sehr solide Ergebnisse, die mit einstelligen Ergebnissen bei Paris-Tours (1.Pro), dem GP Aargau (1.1), bei den Schweizer Meisterschaften und einem Podium bei der Muur Classic in Geraardsbergen (1.1) abgerundet wurden. Entwickelt sich Christen weiter wie im zweiten Halbjahr 2024, kann Q36.5 noch viel Spaß an ihm haben.

Fabio Christen ist mit 22 Jahren das wahrscheinlich vielversprechendste Talent in den Reihen von Q36.5. | Foto: SprintCycling

Das Aufgebot:
Enekoitz Azparren (Spanien / 22 Jahre), Xabier Mikel Azparren (Spanien / 25), Matteo Badilatti (Schweiz / 32), Sjoerd Bax (Niederlande / 29), Gianluca Brambilla (Italien / 37), Walter Calzoni (Italien / 23), Marcel Camprubi (Spanien / 23), Fabio Christen (Schweiz / 22), David de la Cruz (Spanien / 35), Mark Donovan (Großbritannien / 25), Frederik Frison (Belgien / 32), David Gonzalez (Spanien / 28), Damien Howson (Australien / 32), Emils Liepins (Lettland / 32), Kamil Malecki (Polen / 29), Matteo Moschetti (Italien / 28), Giacomo Nizzolo (Italien / 35), Nicolo Parisini (Italien / 24), Joseph Pidcock (Großbritannien / 22), Tom Pidcock (Großbritannien / 25), Jannik Steimle (Deutschland / 28), Rory Townsend (Irland / 29), Milan Vader (Niederlande / 28), Harm Vanhoucke (Belgien / 27), Nickolas Zukowsky (Kanada /26)

Davon Neuzugänge:
Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), Emils Liepins (dsm-firmenich – PostNL), Harm Vanhoucke (Lotto – Dstny), Sjoerd Bax (UAE Team Emirates), Milan Vader (Visma – Lease a Bike), David Gonzalez (Caja Rural – Seguros RGA), Enekoitz Azparren (Euskaltel – Euskadi), Joseph Pidcock (Trinity Racing)

Teamleitung:
Manager: Douglas Ryder
Sportdirektor: Alex Sans Vega
Sportliche Leiter: Kurt Bogaerts, Daniele Nieri, Gabrielle Missaglia, Jens Zemke, Michael Albasini, Piotr Wadecki

Material:
Rahmenhersteller: Scott
Gruppe: SRAM
Laufräder: Zipp
Reifen: Vittoria
Trikot: Q36.5
Helm: Scott

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