Vorschau auf die Cross-WM: Elite Frauen

Kann Vas in Liévin die niederländische Serie beenden?

Von Kevin Kempf

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Es ist alles Oranje was glänzt: Bei der WM in Tabor gewann Fem van Empel Gold vor Lucinda Brand und Puck Pieterse. | Foto: Cor Vos

29.01.2025  |  (rsn) – Am Freitag beginnt im französischen Liévin die Cyclocross-WM (31. Januar – 2. Februar). Am Samstag steht mit dem Elite-Rennen der Frauen das erste Highlight auf dem Programm. Bei den letzten fünf Austragungen kam die Siegerin dabei immer aus den Niederlanden, die in dieser Zeit sogar bis auf eine alle Medaillen gewinnen konnten: In Fayetteville/USA sicherte sich die Italienerin Silvia Persico im Jahr 2022 Bronze. Diesmal könnte die Ungarin Kata Blanka Vas die Oranje-Phalanx durchbrechen und auf dem Podium landen.

Am vergangenen Wochenende nämlich feierte die SD-Worx-Fahrerin in Maasmechelen ihren zweiten Weltcup-Sieg. Dabei ließ Vas die versammelte hochklassige Konkurrenz aus den Niederlanden hinter sich. Schon einen Tag nach dem Sieg der 23-Jährigen drehten die Niederländerinnen den Spieß beim Weltcup in Hoogerheide allerdings um: Dort siegte Lucinda Brand mit 28 Sekunden Vorsprung auf Vas.

Damit stieg die Weltmeisterin von Oostende 2021 zur Topfavoritin für Liévin auf. Das kommt etwas überraschend, denn vor wenigen Wochen dominierte Landsfrau Fem van Empel noch die Szenerie. Auch in dieser Saison war die 22-Jährige die erfolgreichste Crosserin. Van Empel gewann neun ihrer 19 Rennen, ihre Quote war aber deutlich schlechter als 2023/2024, als sie in 21 Einsätzen 19 Siege feierte. Zuletzt konnte van Empel am 19. Januar in Benidorm jubeln, am Wochenende vor den Titelkämpfen musste die zweimalige Weltmeisterin allerdings gleich zwei Niederlagen einstecken, in Maasmechelen wurde van Empel nur Sechste, in Hoogerheide langte es mit Rang vier auch nicht fürs Podium.

Vergleichbar schwächere Ergebnisse finden sich in Brands Bilanz dagegen nicht. Die 35-Jährige landete bei all ihren 27 Rennen auf dem Podium, acht Mal stand sie sogar ganz oben. Brand ist also die Beständigkeit in Person und deshalb folgerichtig auch die Nummer 1 in der Weltrangliste. Zu einem Problem kann ihr relativ schlechter Start werden, bei dem sie sich oft aus dem vorderen Mittelfeld zur Spitze vorkämpfen muss. Zuletzt konnte Brand den Rückstand allerdings stets begrenzen. Sollte van Empel aber zur Topform zurückfinden, von Anfang an Druck machen und sich im Gegensatz zu einigen Auftritten in dieser Saison keine groben technischen Schnitzer leisten, darf sich Brand keinen “Fehlstart“ erlauben.

Die dritte Goldkandidatin aus den Niederlanden ist Puck Pieterse. Die Mountainbike-Weltmeisterin hat in dieser Saison erst zehn Cross-Wettkämpfe bestritten und zwei von ihnen für sich entschieden. Acht Mal stand sie auf dem Podium und wie die gleichaltrige van Empel leistete auch sie sich zuletzt ungewöhnlich viele Fehler, was mehr Siege verhinderte. Dass die Form stimmt, hat Pieterse zuletzt aber deutlich gemacht.

Eine weitere aussichtsreiche niederländische Starterin ist Ceylin del Carmen Alvarado. Die 26-Jährige haderte zuletzt aber mit ihrem Körper und ist nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Ein Medaillengewinn wäre genauso eine Überraschung wie der ihrer Landsfrau Inge van der Heijden, die diesen Winter aber immerhin zwei Mal bei der Superprestige auf dem Podium stand. Auch Annemarie Worst konnte zu Beginn der Saison überzeugen, wurde dann aber durch eine Verletzung  weit zurückgeworfen. 

Nicht dabei ist die siebenmalige Weltmeisterin Marianne Vos, die in Maasmechelen gestürzt war und sich dabei eine Knieverletzung zugezogen hatte. Sie wird durch Aniek van Alphen ersetzt, die das Oranje-Team gemeinsam mit Manon Bakker und Denise Betsema komplettiert.

Kaum Konkurrenz für Oranje

Die Britin Zoe Bäckstedt, die Luxemburgerin Marie Schreiber und die Kanadierin Isabella Holmgren sind nicht dabei, weil sie in der U23 antreten. So ist es zu erwarten, dass an der Spitze des Rennens vor allem Oranje-Trikots und das von Vas zu sehen sein werden. Nur die Italienerin Sara Casasola, die sehr stark in den Winter gestartet war und nach einer Schwächeperiode zur Weihnachtszeit zuletzt wieder besser in Form kam, sowie den Belgierinnen Sanne Cant und Marion Norbert Riberolle sind vordere Platzierungen zuzutrauen.

Für eine kleine Überraschung sorgen könnte auf dem schweren Kurs Elisabeth Brandau (EBE Racing). Die 39-Jährige zeigt traditionell bei Weltmeisterschaften ihre besten Auftritte. Sie wurde 2018 sensationell Fünfte in Valkenburg und sicherte sich 2021 in Oostende eine weitere Top-Ten-Platzierung. Da in Liévin nur 36 Frauen am Start stehen, kann die Deutsche Meisterin auf den ersten Metern nicht so weit zurückfallen und muss danach weniger Konkurrentinnen überholen. Der schwere Kurs sollte ihrem “Dieselmotor“ zudem entgegenkommen.

Die erhoffte Unterstützung von Judith Krahl (Heizomat – Herrmann) wird Brandau allerdings nicht erhalten, da die Lehramtsstudentin wegen anstehender Klausuren auf ihre Teilnahme verzichtet. Österreich schickt Nadja Heigl ins Rennen, Schweizerinnen werden in Liévin nicht dabei sein.

Die WM-Favoritinnen:
*****
Lucinda Brand
**** Fem van Empel, Puck Pieterse
*** Kata Blanka Vas
** Ceylin del Carmen Alvarado
* Sara Casasola, Annemarie Worst, Inge van der Heijden, Manon Bakker, Sanne Cant, Marion Norbert Riberolle

 
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