Interview

Wesemann: "Ich habe wohl zu oft meine Meinung gesagt"

28.02.2007  |  Jahrelang fuhr Steffen Wesemann für Telekom respektive T-Mobile und stand vor allem bei den Klassikern seinen Mann. In dieser Saison tritt der 35-jährige Wesemann, bei T-Mobile aussortiert, für den Zweitdivisionär Wiesenhof-Felt in die Pedale und möchte zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Mit Radsport aktiv sprach der Schweizer über seine Ziele für die neue Saison, den Abschied vom T-Mobile Team und den Rücktritt von Jan Ullrich

Vor wenigen Tagen bist du bei der Algarve Rundfahrt in die Saison eingestiegen. Wie bist du mit dem Auftakt zufrieden?

Wesemann: Ja, ich bin absolut zufrieden. Die Rundfahrt hat gepasst. Die Etappen waren sehr schwer, das Wetter hat meistens mitgespielt und auch mit meiner Form bin ich zufrieden. Ich konnte schließlich am Berg mit den besten 20 oder 30 mithalten.

Hast du dich bei deinem neuen Team Wiesenhof-Felt schon gut eingelebt?

Wesemann:Sicherlich. Die Chemie hat gleich gestimmt. Menschlich passt es sehr gut. Sowohl während des Rennens als auch neben der Rennstrecke haben wir im Team sehr viel Spaß miteinander. Das ist sehr wichtig. Jetzt haben wir auch unser erstes Rennen bestritten, wo wir vor allem an Feinheiten wie der Rennabstimmung gearbeitet haben.

Was sind die Unterschiede zwischen Wiesenhof und deinem langjährigen Arbeitgeber T-Mobile?

Wesemann: Bei T-Mobile hatten wir einen großen Mannschaftsbus, hier ziehen wir uns praktisch auf der Straße um. Jetzt bei der Algarve-Rundfahrt waren wir auch mit einer Notbesetzung - das ganze ist eben eine Kostenfrage. Sonst gibt es eigentlich keine großen Unterschiede. Wir haben sehr gute Mechaniker und Masseure. Wir sind bestens versorgt.

Warum hast du bei T-Mobile trotz guter Leistungen keinen neuen Vertrag bekommen?

Wesemann: Das weiß ich auch nicht. Die Gründe interessieren mich mittlerweile auch nicht mehr. Wahrscheinlich lag es an der Umstrukturierung. Ich habe wohl zu oft meine Meinung gesagt. Ich möchte aber auch betonen, dass ich bei Telekom beziehungsweise T-Mobile eine tolle Zeit hatte.

Was wären die Alternativen, außer Wiesenhof gewesen?

Wesemann: Es gab natürlich auch Gespräche mit ProTour Teams. Aber nach der Tour de France war es schwer, ein neues Team zu finden. Zumal viele Mannschaften dann auch auf mein Alter geachtet haben (35., d. Red). Dennen war ich wohl zu alt.

Warum hast du dich für Wiesenhof entschieden?

Wesemann: Zu Wiesenhof hatte ich eigentlich immer Kontakt. Jens Heppner und Raphael Schweda kenne ich noch von früher und verstehe mich sehr gut mit ihnen. Ich wurde dann gefragt:,,Steffen, willst du nicht bei uns fahren?" Ich habe es mir überlegt und dann zugesagt. Ich sehe meinen Wechsel zu einem Zweitdivisionär auch nicht als Rückschritt, sondern eher als Fortschritt. Hier bin ich Kapitän, es wird für mich gefahren.

Wie wird dein Rennkalender in 2007 aussehen?

Wesemann: Am Wochenende werde ich bei Omloop Het Volk und Kuurne-Brüssel-Kurrne starten. Danaach stehen die drei Tage von Westflandern, die Maloti-Tour in Südafrika, E3 Prijs Vlaanderen und dann hoffentlich die großen Rennen wie Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix auf dem Programm. Anschließend kommen mit Amstel Gold Race und Henninger Turm noch weitere Highlights.

Was sind deine Ziele für 2007?

Wesemann: Wenn wir die Startzusage bekommen, natürlich die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Aber auch das Amstel Gold Race möchte ich erfolgreich bestreiten und beim Henninger Turm möchte ich auch um den Sieg mitfahren.

Für Amstel und Gent-Wevelgem hat Wiesenhof bereits Wildcards. Wie sieht es mit Flandern und Roubaix aus?

Wesemann: Eine Zusage haben wir noch nicht, aber die Signale, die wir bekamen, waren durchaus positiv. Ich bin optimistisch.

Willst du die kommenden Rennen nur zum Formaufbau nutzen, oder dort schon vorne mitfahren? Schließlich geht es für Wiesenhof noch um Wildcards, und die bekommt man auch durch gute Ergebnisse.

Wesemann: Die Algarve-Rundfahrt diente zum Einrollen. Hätte es sich ergeben, hätte ich auch dort schon meine Beine getestet. Bei den Massensprints habe ich aber für unsere Sprinter gearbeitet. Am Wochenende bei den ersten belgischen Rennen möchte ich aber schon so gut wie möglich fahren und meine Form überprüfen. Das gilt auch für die darauf folgenden Rennen. Einzig die Maloti-Tour dient zwischendurch noch einmal zum reinen Formaufbau. Aber auch dort möchte ich mir ein oder zwei Tage herauspicken und dort meine Form testen.

Was traust du dir und dem Team in der kommenden Saison zu?

Wesemann: Das ist schwer zu sagen. Ich traue mir natürlich immer noch einen Sieg bei einem großen Rennen zu. Außerdem haben wir mit Pollack, Radochla und Van Dijk starke Sprinter und mit den Velits-Zwillingen auch gute Rundfahrer. Vor allem bei den deutschen Rennen werden wir ein Wörtchen um den Sieg mitreden können.

Nach Olympia 2008 willst du die Karriere beenden. Könnte es sein, dass es Du nach einem großen Sieg in dieser Saison auch schon einen früheren Schlussstrich ziehst?

Wesemann: Das kann ich eigentlich ausschließen. Dieses Datum habe ich mir gesetzt. Nur wenn mir die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machen würde, wäre ein früherer Termin denkbar.

Was sagst du, als langer Weggefährte, zu dem Rücktritt von Jan Ullrich?

Wesemann: Mir war der Rücktritt eigentlich fast klar. Wo sollte Jan die Motivation hernehmen. Er wurde in letzter Zeit immer mit den Füßen getreten. Jan hat den Radsport in Deutschland populär gemacht. Viele Leute haben durch ihn ihr Geld verdient und zeigen nun mit dem Finger auf ihn. So kam der Rücktritt für mich eigentlich nicht überraschend.

Mit Steffen Wesemann sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Schachmann Dritter zum Giro-Auftakt in Turin

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)