Interview mit Björn Schröder

„Nur mitfahren und ankommen ist nicht mein Ziel“

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Björn Schröder (Milram) Foto: Christoph Adamietz

04.07.2008  |  (rsn) – Björn Schröder (Milram) steht vor seiner zweiten Tour-Teilnahme. Im vergangenen Jahr kam der 27-jährige Berliner verletzungsbedingt nicht mehr rechtzeitig in Tour-Form. In dieser Saison lief es viel besser. In Frankreich will Schröder seine beiden Kapitäne Erik Zabel und Christian Knees unterstützen, aber auch selbst die Chance auf einen Etappensieg suchen.

Björn, im letzten Jahr warst Du nicht im Tour-Aufgebot. Was läuft in diesem Jahr besser als 2007?

Schröder: Die erste Hälfte des letzten Jahres war einfach missraten. Ich bin zweimal gestürzt, hatte einen Schultereckgelenksbruch und eine Rippenprellung, woraus eine Rippenfellentzündung wurde. Die Folgen davon haben sich wie ein roter Faden durch die Saison gezogen. Ich bin zwar rechtzeitig zur Tour in Form gekommen, war aber nicht im Aufgebot. Bei der Österreich-Rundfahrt und der Sachsen-Tour, wo ich in Gelb gefahren bin, lief es schon wieder gut. Aber die Jungs, die in Frankreich am Start waren, waren super drauf. In dieser Saison bin ich ohne Sturz durch die Vorbereitung gekommen. Bis jetzt lief alles super. Außerdem habe ich aus den Fehlern gelernt – ich bin 2007 Paris-Nizza gefahren, obwohl ich nicht fit war – und daraus Kraft für 2008 geschöpft. Insgesamt war das letzte Jahr gar nicht schlecht, aber der Sieg hat gefehlt und ohne Sieg kann man es nicht verkaufen.

Hast Du diesmal wieder mit der Nominierung gerechnet?

Schröder: Ich habe mich riesig gefreut, als mich Gerry (van Gerwen, Milram-Teammanager, d. Red.) angerufen hat. Die Tour war mein absolutes Ziel. Ich denke, dass ich mit meinen Ergebnissen bei der Tour de Romandie, aber auch bei der Dauphiné Libéré gezeigt habe, dass ich dazugehöre. Irgendwo habe ich dann auch schon mit meiner Nominierung gerechnet.

Welche Rolle hast Du im Team?

Schröder: Wir haben mit Erik Zabel und Christian Knees zwei Kapitäne. Das sind Topleute, die gute Resultate auf Flachetappen oder im Gesamtklassement erzielen können. Ich denke, ich kann den beiden eine große Hilfe sein und sie dabei unterstützen, erfolgreich zu sein. Aber genauso kann ich mir bei „Zwischenetappen“ was raussuchen. Ich habe da die Jokerrolle – ich kann auch aus einer Fluchtgruppe heraus meine Chance ergreifen.

Ihr wart bisher ein reines Sprinterteam. Was hälst Du von der Neuausrichtung mit Christian Knees als Fahrer fürs Gesamtklassement?

Schröder: Mich motiviert das zusätzlich, ich fahre mit Kneesi ja schon lange zusammen. Ich freue mich riesig für ihn, dass er einen solchen Lauf hat. Er hat in Frankreich meine volle Unterstützung. Das gleiche gilt natürlich für Erik auf den Sprintetappen. Es ist schöner, wenn man vorne jemanden hat, der Ergebnise einfährt, als wenn man nur mitrollt und der beste wird 40. Deswegen denke ich, dass diese beiden Aufgaben nur Motivation für uns alle sind. Wir haben ein Superklima in der Mannschaft, das ganze Team steht voll hinter der Neuausrichtung.

Christian Knees war vor zwei Jahren genau wie Du Helfer bei der Tour – jetzt ist er Kapitän. Überrascht Dich seine Entwicklung?

Schröder: Nein. Er hat ja über Jahre hin konstant gute Leistungen gebracht und seine Ergebnisse erzielt. Ich denke, er ist auch gereift und kann jetzt die Kapitänsrolle übernehmen. Er hat im Rennen die nötige Übersicht und kann richtige Entscheidungen treffen. Kneesi hat ein gutes Auge für Situation und fährt viel vorne. Kurz: Er macht das schon ziemlich gut.

Die Teams müssen 100.000€-Strafe für jeden Dopingfall zahlen. Ist das für Dich eine nachvollziehbare Entscheidung der ASO?

Schröder: Wir haben ja eine eigene Teamstrategie mit Abmeldesystem. Ich wurde in diesem Jahr schon zwölfmal daheim kontrolliert. Insofern wird mich diese Regelung ja sowieso nicht betreffen. Aber ich frage mich, wie man das durchsetzen will: Was ist, wenn ein Fahrer zahlen muss, aber das Geld nicht hat? Die 100.000 treffen ja den Millionär genauso wie den Jungprofi. Ich habe meine Zweifel, dass dieses System wirkt. Andererseits: Wenn ein Fahrer Mist baut, muss er dafür geradestehen.

Wie stark schätzt Du Euer Team ein?

Schröder: Wir haben neben Zabel und Knees noch einige andere Optionen: Niki Terpstra, Peter Velits und auch mich. Es ist schön, Fahrer zu haben, die nicht nur Helfer sind. Es wäre wie gesagt ein Riesending, wenn Ete eine Etappe gewinnt – wir werden alles für tun. Aber auch für Christian, wenn er bei einer schweren Etappe vorne dabei sein kann.

Was wünschst Du Dir persönlich für die Tour?

Schröder: In erster Linie will ich natürlich sturzfrei in Paris ankommen, aber mich auch in Szene setzen. Es wäre ein Erfolg, wenn Zabel für einen Tag oder länger das Grüne hätte oder eine Etappe gewinnt und wenn Kneesi ein Superergebnis einfährt. Und wenn ich in einer Spitzengruppe bin, will ich auch den Sprint gewinnen. Davon träume ich. Nur mitfahren und ankommen ist nicht mein Ziel.

Mit Björn Schröder sprach Matthias Seng.

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