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17.07.2009 | (rsn) - Levi Leipheimer hat es gestern ordentlich zerlegt. Auswirkungen auf das Klassement hatte das nicht. Noch nicht. Wer es schon mal selbst erlebt hat, weiß, wie angenehm es sich mit Prellungen – speziell am Rücken – schläft. Irgendwie läuft es für den Levi aber auch gar nicht rund bei dieser Tour.
Erinnern Sie sich an die bisher einzige Bergankunft? Die in Andorra? Da hatte Levi ausgerechnet kurz vorm Schlussanstieg Defekt und musste mühsam wieder zur Favoritengruppe zurück klettern, eher der eigentliche Berg begann. Auf der funklosen Etappe wurde er im Finale aufgehalten, verlor 15 Sekunden, die ihm am morgen danach wieder gutgeschrieben wurden. Auch an einem alten Knochen wie Leipheimer geht dieser Stress nicht spurlos vorüber. Und nun die Blessuren und der Schock gestern.
Da schauen wir doch mal auf seinen direkten Konkurrenten im Kampf um das Graue Trikot: Lance Armstrong. Der stürzt nicht. Wenn er stürzt, dann im Frühjahr, wo es noch nicht so darauf ankommt. Und wenn Lance einen Defekt hat, dann an einer nicht klassifizierten Steigung 50 Kilometer vor dem Ziel – wie gestern. Das sind eben die Unterschiede zwischen einem Guten und einem ganz, ganz Guten. Levi darf im Frühjahr die Georgiarundfahrt gewinnen, Lance das Graue Trikot, wie es aussieht.
Ich glaube, dass sich am Charakter eines Menschen auch der Charakter von dessen Schutzengel ablesen lässt. Der vom Levi ist eher so ganz durchschnittlich normal. Ein Netter eben. Der vom Lance ist wie der Lance: aggressiv und missgünstig. Ein ganz und gar nicht Netter. Ein richtiger Schutzbengel. Und der lässt es nicht etwa dabei bewenden, schützend die Hand über Herrn Armstrong zu halten, sondern er sorgt auch noch dafür, dass die direkte Konkurrenz auf dem Asphalt landet.
Nein, nicht dass der Schutzbengel dem Levi gestern die Luftpumpe in die Speichen gesteckt hat. Das machen Engel, auch Bengel, auf subtilere Weise. Mit den Worten: „Ist doch eh alles locker heute, da passiert nix mehr“, richtete Lances Schutzbengel die Aufmerksamkeit von Levis Schutzengel weg vom Rennen hin zu einer Runde Kartenkloppen. Und zack, ging der Levi über den Lenker.
Jetzt tut ihm das Kreuz weh, er schläft schlecht und bevor er am Berg an eine Attacke denken kann, muss er erstmal die schmerzenden Glieder vergessen können. Da sind selbst 31 Sekunden Rückstand in der Ü35-Wertung auf den Lance beinahe unmöglich aufzuholen. So kann es gehen.
Noch ein Blick auf die Senioren-Wertung der Tour: Dort hat sich nichts verändert, außer dass Jose-Luis Arrieta von Ag2r, geschwächt von der Ackerei für den Mann in Gelb, gut zwei Minuten eingebüßt hat. Den Tagessieg holte sich gestern Steven de Jongh – schon wieder! Der scheint ja auf den Geschmack gekommen zu sein. De Jongh für als Etappen-Zwölfter über die Ziellinie, aber es waren ja noch sieben Ausreißer vorn. Im Spurt belegte er also Rang fünf. Nicht schlecht für einen Senior.
SN-Wertung Graues Trikot:
1. Lenz
2. Levi +0:31
3. Schorse Hincapie +5:17
4. Stephane Goubert +6:46
5. Voigte +22:54
6. Christophe Moreau +27:50
7. Jose-Luis Arrieta +34:28
8. Bingen Fernandez +44:23
9. Inigo Cuesta +50:51
10. Marzio Bruseghin +57:49
11. Stu O'Grady +59:34
12. Joan Horrach +1:03:45
13. Matteo Tosatto +1:12:06
14. Paco Wrolich +1:16:35
15. Steven de Jongh +1:20:15
Etappensiege Ü35:
Levi: 2, Hincapie: 4, Voigte 1, Moreau: 1, O’Grady: 1, de Jongh 2; Astana: 1