Belgier gewinnt 96. Flandern-Rundfahrt

Boonens Waffe zündet, Cancellara im Pech

Foto zu dem Text "Boonens Waffe zündet, Cancellara im Pech"
Tom Boonen (Omega Pharma-QuickStep) jubelt über seinen Flandern Coup | Foto: ROTH

01.04.2012  |  (rsn) - Unendliche Freude auf der einen, Enttäuschung und Schmerz auf der anderen Seite: Unterschiedlicher könnten die Gefühlslagen der beiden Top-Favoriten nach der 96. Flandern-Rundfahrt nicht sein. Während Tom Boonen (Omega Pharma-QuickStep) seine Waffe zünden und in Oudenaarde nach 255 Kilometern die beiden Italiener Filippo Pozzato (Farnese Vini) und Alessandro Ballan (BMC) im Dreiersprint hinter sich lassen konnte, war für Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan) noch vor der entscheidenden Phase das Rennen beendet.

Der Flandern-Sieger von 2010 stürzte in der Verpflegungszone 60 Kilometer vor dem Ziel und zog sich dabei einen Schlüsselbeinbruch zu. Die Klassiker-Saison ist somit für den Schweizer beendet. Auf den letzten Kilometern schlüpften vor allem die beiden Italiener Pozzato und Ballan in Cancellaras Rolle und machten dem verbliebenen Top-Favoriten Boonen das Leben schwer.

Am Oude Kwaremont 22 Kilometer vor dem Ziel initiierte Ballan die Dreiergruppe, am Paterberg, dem letzten Helling 13 Kilometer vor dem Ziel, hätten die beiden Italiener Boonen beinahe abschütteln können. Der zweifache Flandern-Gewinner biss jedoch auf die Zähne, parierte auf den letzten Kilometern immer wieder die Attacken von Ballan, ging selbst aber nicht mehr in die Offensive, um im Finale seine selbsternannte Waffe, den Sprint, ausspielen zu können. Boonen war dann auch keinen Tick schneller als Pozzato und gewann nach dem E3 Prijs und Gent-Wevelgem seinen dritten großen Frühjahrsklassiker der Saison und das zweite der fünf Radsport-Monumente.

„Ich habe mich zunächst noch etwas müde gefühlt. Ich habe gewusst, dass ich auf meinen Sprint zählen konnte und die beiden Italiener in die Schranken weisen könnte", sagte Boonen nach dem Rennen.

38 Sekunden hinter dem Trio entschied der Belgier Greg van Avermaet (BMC) den Sprint der Verfolger vor dem Slowaken Peter Sagan (Liquigas) und dem Niederländer Niki Terpstra (Omega Pharma QuickStep) für sich und sicherte sich Rang vier. Auf den Plätzen sieben bis zehn folgten der Italiener Luca Paolini (Katusha), der Franzose Thomas Voeckler (Europcar), der Däne Matti Breschel (Rabobank) und der Französische Meister Sylvain Chavanel, der als dritter QuickStep-Fahrer in den Top Ten den überragenden Auftritt des belgischen Rennstalls komplettierte.

Die erste Hälfte der "neuen Ronde" war von einer großen Ausreißergruppe um die beiden NetApp-Profis Daniel Schorn und Andreas Schillinger geprägt worden. Mehr als 5:30 Minuten bekam die Spitzengruppe, in der sich auch der US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Barracuda) befand, vom QuickStep-Team nicht gestattet. Als es in die entscheidende Rennphase ging, waren alle Ausreißer gestellt. Weitere Attacken, wie die des Franzosen Vincent Jerome (Europcar) oder des Sachsen Marcus Burghardt (BMC) gut 30 Kilometer vor dem Ziel, blieben ohne Erfolg.

Erst Ballans Antritt bei der letzten Überquerung des Oude Kwarement gut 18 Kilometer vor dem Ziel riss das erste Feld auseinander. Nur Pozzato und Boonen konnten folgen. Sagans und Paolinis Versuche nachzuziehen, blieben ohne Erfolg. Den Paterberg, den letzten Helling des Tages, nahmen die drei Spitzenreiter mit einer knappen Minuten Vorsprung in Angriff.

An diesem kurzen, aber über 20 Prozent steilen Anstieg, bestimmte Ballan das Tempo und brachte damit Boonen zeitweise in Bedrängnis. Auf den letzten Kilometern probierte es der Flandern-Sieger von 2009 immer wieder mit Attacken, die allerdings nicht von Erfolg gekrönt wurden. Boonen und Pozzato hielten sich zurück und konzentrierten sich auf den finalen Sprint, den Boonen im Vorfeld der Ronde als seine "persönliche Waffe" bezeichnet hatte. In diesem Sprint wollte niemand so recht die Führungsrolle übernehmen, so dass es auf den letzten Kilometern mehrmals zu regelrechten Stehversuchen kam. Diese waren jedoch ohne Risiko, da die Verfolger nach wie vor über eine Minute zurück lagen.

Letztlich war es Ballan, der den Sprint eröffnete, doch Boonen konnte mühelos parieren und locker am BMC-Kapitän vorbeiziehen. Dem QuickStep-Kapitän kam auf den letzten Metern Pozzato nochmals gefährlich nahe, doch Boonens Kräfte reichten, um eine sechsjährige Durststrecke zu beenden und seinen dritten Ronde-Sieg nach 2005 und 2006 feiern zu können.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.04.2012Neues Gesicht, aber kein anderer Charakter

(rsn) - Die neue Streckenführung der Flandern-Rundfahrt 2012 hat zu einem zweifelsohne großen Sieger geführt. Und zu einem, der die „Ronde“ nicht zum ersten Mal gewonnen hat. Der Schluss liegt

02.04.2012Cancellara mit vierfachem Schlüsselbeinbruch

(rsn/dpa)-Unglücklicher konnte Fabian Cancellaras Versuch, die Flandern-Rundfahrt zum zweiten Mal nach 2010 zu gewinnen, nicht enden: 61 Kilometer vor dem Zielstrich kam „Spartakus" in der Verpfleg

02.04.2012Boonen: Die Flandern-Taktik ging auf

(rsn) – Der triumphale Sieg durch Tom Boonen, insgesamt drei Fahrer in den Top Ten: Das belgische Omega Pharma-QuickStep- Team hat bei der 96. Flandern Rundfahrt seine fantastischen Vorstellungen de

02.04.2012Schillinger: "Flandern hat meine Erwartungen übertroffen"

(rsn) Andreas Schillinger (NetApp) war bei seiner ersten Flandern-Rundfahrt lange Zeit in der Ausreißergruppe des Tages. Im Video-Interview mit Radsport News erklärte Schillinger wie es zur Spitzeng

01.04.2012BMC freut sich über „herrlichen" Tag

(rsn) – Für das nominell stärkste Klassikerteam dieser Saison hat es auch bei der Flandern-Rundfahrt nicht mit einem großen Sieg geklappt. Dennoch ist BMC mit dem dritten Platz von Alessandro Bal

01.04.2012Denk: "Wir haben heute alles gegeben"

(rsn) – Der erste Auftritt bei der Flandern-Rundfahrt endete für Team NetApp erwartungsgemäß mit wenig Zählbarem. Nach einem kämpferischen Auftritt kam nur einer der acht Starter des deutschen

01.04.2012Cancellara zieht sich dreifachen Schlüsselbeinbruch zu

(dpa) - Für den zweiten Top-Favoriten der 96. Flandern-Rundfahrt war das Rennen an der Verpflegungsstelle 61 Kilometer vor dem Ziel vorbei. Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan) stürzte und zog si

01.04.2012Boonen gewinnt 96. Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Tom Boonen (Omega Pharma QuickStep) hat nach 2005 und 2006 zum dritten Mal die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Der Belgier setzte sich nach 255 Kilometer im Dreiersprint vor den beiden Italienern

01.04.2012Cancellara muss Flandern-Rundfahrt aufgeben

Oudenaarde (dpa/rsn) - Mitfavorit Fabian Cancellara (Radioshack-Nissan) hat die Flandern-Rundfahrt nach einem Sturz aufgeben müssen.Der Schweizer, stürzte in der Verpflegungszone 60 Kilometer vor de

01.04.2012Arndt gewinnt Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Judith Arndt (GreenEdge-AIS) hat die Frauenaustragung der Flandern-Rundfahrt gewonnen. Die 35-Jährige setzte sich nach 127 Kilometern im Zweiersprint vor der Amerikanerin Kristin Armstrong (E

31.03.2012Wer triumphiert auf der neuen "Ronde"?

(rsn) – Kein Scherz: Mit neuem Streckenverlauf wartet am 1. April die altehrwürdige Flandern-Rundfahrt auf. Die 96. Auflage des belgischen Frühjahrsklassikers verzichtet auf die legendäre Mauer v

31.03.2012Boonen: "Der Sprint ist meine Waffe"

(rsn) – Sechs Jahre datiert Tom Boonens letzter Sieg bei der Flandern-Rundfahrt zurück. Am Sonntag geht der 31-jährige Belgier abermals als großer Favorit ins Rennen. Die Chancen, dass er seiner

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)