Giro: Kanadier, Spanier und Belgier jubeln

Kein Italiener auf dem Podium in Mailand

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Ryder Hesjedal in Rosa | Foto: ROTH

28.05.2012  |  (rsn) - Der 95. Giro d 'Italia ist für alle italienischen Fans mit einem traurigem Ergebnis zu Ende gegangen. Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda), Joaquim Rodriguez (Katusha) und Thomas de Gendt (Vacansoleil-DCM) standen am Sonntag auf dem Podium in Mailand: ein Kanadier, ein Spanier und ein Belgier. Erstmals seit 17 Jahren schaffte es kein Italiener auf den Schluss-Podium!

1995 streifte sich auf der letzten Etappe der Schweizer Tony Rominger das Rosa Trikot über, die beiden Russen Jewgeni Berzin und Piotr Ugromov belegten die Plätze zwei und drei. Dazwischen lagen Jahre mit Siegen großer Italienischer Fahrer wie Marco Pantani, Gilberto Simoni, Damiano Cunego und Ivan Basso.

Titelverteidiger Michele Scarponi (Lampre) war auf Platz vier bester heimischer Fahrer. Vor dem abschließenden Zeitfahren in Mailand war der 32-Jährige noch Dritter mit einem Vorsprung von 27 Sekunden auf de Gendt. Auf den 30 Kilometern durch die lombardische Metropole büßte Scarponi trotz einer ordentlichen Vorstellung 53 Sekunden und auf den Belgier ein und fiel noch auf Position vier zurück.

"Es tut mir leid, dass ich nicht in der Lage war, den dritten Platz zu verteidigen", sagte ein enttäuschter Scarponi, für den es auch nicht zu einem Etappensieg reichte. "Ich habe bewiesen, dass ich auf hohem Niveau war, aber leider hat es nicht gereicht. Ich will nicht jammern. Ich habe jeden Tag alles versucht, was im Rahmen meiner Möglichkeiten lag."

Sein Teamkollege Damiano Cunego, Giro-Sieger von 2004, wurde diesmal Gesamtsechster mit einem Rückstand von 4:40 Minuten auf Hesjedal. Der 30-Jährige aus Verona mühte sich, attackierte und konnte als Edelhelöfer für Scarponi durchaus überzeugen. Auf der letzten Berg-Etappe am Stilfser Joch erkämpfte er sich zudem Platz zwei hinter dem uneinholbaren de Gendt. 

"Für Lampre war es ein gutes Ergebnis. Besonders wenn man bedenkt, dass wir das einzige Team waren, das versucht hat das Rennen zu animieren und die gegnerischen Mannschaften zu zermürben", zeigte sich Cunego durchaus mit der Vorstellung seiner Mannschaft zufrieden. "Durch diese Fahrweise bin ich auch auf einem guten sechsten Platz gelandet. Für Michele (Scarponi) tut es mir leid, dass wir nicht das große Ziel erreicht haben."

Zwischen den beiden Lampre-Profis schob sich Ivan Basso, der Giro-Sieger der Jahre 2006 und 2010. Der 34-Jährige konnte auf eine starke Mannschaft bauen, die beinahe täglich an der Spitze des Peletons zu finden war. Liquigas fuhr hohes Tempo, holte Ausreißer zurück, schloss Lücken. Basso saß wie immer elegant auf seinem Rad und lächelte - bis Mailand. Dort wurde er Fünfter mit einen Rückstand von 3:44 Minuten.Angesichts seines schwachen und evon Verletzungen durchzogenen Frühjahrs ein mehr als respektables Ergebnis; angesichts seiner Ambitionen - Basso wollte den Giro gewinnen - eine herbe Enttäuschung. Auch Basso blieb wie Scarponi und Cunego zudem ohne Etappensieg.

Dafür waren andere Italiener zuständig. Paolo Tiralongo (Astana ) gewann die 7. Etappe in Rocca di Cambio, mit einem tollen Ritt vor Scarponi. Domenico Pozzovivo (Colnago-CSF ), der kleine Bergfloh, der so aussieht als ob er besser noch bei den Schülern fahren sollte, gewann in Lago Laceno die 8. Etappe, als er sieben Kilometer vor dem Ziel attackierte und einen Vorsprung von 23 Sekunden ins Ziel rettete.

Denkwürdig war auch die 16. Etappe, als Roberto Ferrari (Androni-Giocattoli), der eine Woche vorher noch Weltmeister Mark Cavendish (Sky) vom Rad geholt hatte, in Montecatini Terme zum Sieg raste. Matteo Rabottini (Farnese Vini) sicherte sich die 15. Etappe und dazu das Bergtrikot; und ein starker Marco Pinotti (BMC) holte sich den prestigeträchtigen Sieg beim Zeitfahren in Mailand.

Aber weit und breit waren keine Champions zu sehen, deren Namen man auf den Straßen lesen kann. Der ehemalige Helfer von Gino Bartali, der 89-jährige Renzo Zanazzi, sagte in einer Sonderausgabe der ProCycling: "Ob es uns gefällt oder nicht, die Globalisierung verändert den Radsport. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir je wieder eine Rivalität a la Coppi und Bartali sehen werden." Die beiden Italienischen Radhelden hatten zwischen 1936 und 1954 den Giro dominiert und sich über viele Jahre einen polarisierenden und packenden Zweikampf geliefert.

Allerdings gibt es keinen Grund groß zu trauern. Schaut man auf das Nachbarland Frankreich, so haben die Italiener ein eher geringes Problem. Der letzte französische Toursieger war Bernhard Hinault 1985 und der letzte Franzose auf dem Podium war Richard Virenque, bei Jan Ullrichs Sieg 1997.

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