Gripel geht die Kraft aus, Contador verteidigt Rosa

Ulissi zeigt in Fiuggi, dass er nichts verlernt hat

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ulissi zeigt in Fiuggi, dass er nichts verlernt hat"
Diego Ulissi (Lampre-Merida) schreit die Befreiung heraus: Der erste Sieg nach elf schwierigen Monaten. | Foto: Cor Vos

15.05.2015  |  (rsn) - Rechts in eine Seitenstraße und dann erstmal ab auf den Boden. Diego Ulissi (Lampre-Merida) verharrte einige Sekunden kniend und mit der Stirn auf dem Asphalt, um seinen Triumph zu genießen. Der Italiener hatte in Fiuggi gerade die längste Etappe des Giro d'Italia gewonnen - elf Monate nach dem schwärzesten Tag seiner bisherigen Karriere.

"Das ist nach diesem schwierigen Jahr ein ganz besonderer Sieg für mich", sagte der 25-Jährige einige Minuten später. "Ich möchte meiner Familie - meiner Frau, meinen Eltern und meinen Schwiegereltern - und auch meinen Freunden für all ihre Unterstützung danken."

Ende Juni 2014 war bekannt geworden, dass der Italiener auf der 11. Etappe des gerade vergangenen Giro d'Italia, während dem er zwei Etappen gewann, positiv auf das Asthma-Mittel Salbutamol getestet worden war. Er hatte zwar eine Sondergenehmigung, die Testwerte sprengten die ihm erlaubte Menge an Salbutamol aber um ein Vielfaches. Es folgte die Suspendierung seines Teams, die im September aufgehoben wurde und im Januar vom Schweizer Olympischen Komitee doch wieder in Kraft gesetzt wurde, als man Ulissi rückwirkend für neun Monate sperrte.

Seit der Baskenland-Rundfahrt Anfang April ist der Italiener nun wieder im Renngeschehen, und in Fiuggi gelang ihm nach 264 Kilometern durch die Toskana nach Süden der erste Sieg nach seinem Comeback - und was für einer: Im Bergaufsprint von Fiuggi verdrängte er nach perfekter Vorarbeit des Lampre-Merida-Teams Juan Jose Lobato (Movistar) und Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) auf die Plätze.

"Es sind einige sehr starke Sprinter hier, und ich wusste, dass ich nicht der Top-Favorit bin", meinte Ulissi. "Aber ich hatte gute Beine." Die stärksten Sprinter hingegen kamen mit zwei Steigungen im Finale der Marathon-Etappe - seit 1989 war kein Giro-Teilstück mehr so lang gewesen - nicht zurecht. André Greipel etwa wurde von seinem Lotto-Soudal-Zug noch in guter Position auf die letzten 1.500 Meter gebracht, musste dann aber rund 800 Meter vor dem Ziel einsehen, dass die Oberschenkel nicht mehr genug Saft hatten und fiel zurück.

Auch Elia Viviani (Sky), der an den beiden Zwischensprints des Tages aus dem Feld heraus einige Punkte gesammelt hatte und Greipel so das Rote Trikot des Punktbesten nach nur einem Tag wieder abnahm, oder Michael Matthews (Orica-GreenEdge) hatten mit dem Ausgang der Etappe nichts zu tun. Als der Giro 2011 zuletzt über ein ähnlich schweres Finale nach Fiuggi kam, sah das noch anders aus: Da fuhr ein reinrassiger Sprinter wie Alessandro Petacchi hinter Fran Ventoso auf Rang zwei.

Bevor es in Fiuggi zum Sprint der Männer mit den besten Kraftreserven und bergfestesten Sprinterbeinen kam, prägte eine vierköpfige Spitzengruppe das Rennen, die sich nach 23 Kilometern gebildet hatte. Aus ihr heraus gewann Marco Bandiera (Androni Giocattoli-Sidermec) beide Zwischensprints und übernahm so die Führung in der Zwischensprint-Wertung. Das Quartett erarbeitete sich zwischenzeitlich einen Maximalvorsprung von elf Minuten, wurde aber 20 Kilometer vor dem Ziel bereits gestellt, als sich das Hauptfeld auf das hügelige Etappenfinale vorbereitete.

Dort führten hauptsächlich die Teams der Gesamtsiegs-Kandidaten das Feld an - in erster Linie Tinkoff-Saxo und dahinter Astana sowie Sky. Erst auf den letzten fünf Kilometern übernahmen die Helfer der Sprinter, und schließlich führte Lampre-Merida das Rennen auf die letzten 500 Meter, wo Ulissi unwiderstehlich zum Sieg durchzog.

Während Viviani Greipel das Rote Trikot abnahm, verteidigten Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), Fabio Aru (Astana) und Jan Polanc (Lampre-Merida) ihre Leibchen in Rosa, Weiß und Blau souverän.

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)